Oberhausen. Viele Oberhausener Bürger stellen ihre Fragen zum Coronavirus immer öfter auf der Facebook-Seite der Stadt. Dabei geht es nicht immer nett zu.

Seit Ausbruch der Pandemie herrscht im Oberhausener Rathaus Hochbetrieb. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes telefonieren den Kontakten der Infizierten hinterher, das Team der Corona-Hotline beantwortet Fragen der Bürger am Telefon – und bei der Pressestelle kümmert man sich um die Facebook-Seite der Stadt, auf der es seit dem neuerlichen Anstieg der Fallzahlen in Oberhausen teils heiß hergeht.

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Wie viele Kinder sind in Oberhausen mit Corona infiziert? Warum muss ich so lange auf einen Anruf vom Gesundheitsamt warten? Sind diese ganzen Corona-Maßnahmen nicht bloß Panikmacherei? Warum gilt auf der Marktstraße Maskenpflicht, auf dem Altmarkt aber nicht? Es ist doch alles „totale Verarsche“, Corona-Zahlen „wie die Lottozahlen“. Es sind nicht immer sachliche Fragen oder angemessene Kritik, die in den Kommentarspalten der Seite auftauchen. Unter den Tausenden Beiträgen finden sich immer wieder auch Beleidigungen und falsche Tatsachenbehauptungen.

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Dann schreitet das Team der Stadt ein. Klärt etwa auf, dass Corona-Tests nicht, wie behauptet, auf Grippeviren reagieren. Wehrt sich gegen den Vorwurf, das Centro genieße Sonderrechte und dürfe daher den Weihnachtsmarkt öffnen (darf er im November nicht). Bittet um Verständnis für Verzögerungen beim Gesundheitsamt, weil die Kontaktnachverfolgung immens viel Zeit in Anspruch nimmt.

10.000 Kommentare in einem Monat

„Kommentare, die unserer Netiquette widersprechen, werden ausgeblendet“, erklärt die Pressestelle der Stadt auf Nachfrage. In extremen Fällen oder wenn ein Nutzer wiederholt beleidigt, stänkert und pöbelt, verbannt das Team die jeweilige Person von der Seite.

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Von Anfang Oktober bis einschließlich 5. November musste das Social-Media-Team der Stadt rund 10.000 Kommentare auf der Seite lesen und moderieren. Zum Vergleich: Im gesamten September lag die Zahl bei rund 1500. Hinzu kommen pro Tag etwa 15 Direktnachrichten, die beantwortet werden müssen.

Bei den öffentlichen Kommentaren liest das Team meist still mit und beantwortet Fragen in der Regel, wenn sie nicht schon durch andere Nutzer beantwortet wurden. Mal sei das einfach, heißt es dazu aus dem Rathaus. Mal seien die Fragen aber so speziell, dass auch die Kommunikationsprofis aufwendig recherchieren müssen: intern beim Gesundheitsamt oder auch beim Land NRW.

Tonfall bei Facebook wird emotionaler

So werden Fragen beantwortet wie: Kann ein negativer Corona-Test die Quarantäne-Zeit meines Kindes verkürzen? Nein. Wieso müssen Schüler bei einem Corona-Fall in der Klasse in Quarantäne, wenn doch regelmäßig gelüftet wird und die Kinder Maske tragen? Weil Lüften und das Tragen von Masken nur einen Teil dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Jeder Fall wird individuell analysiert.

Seit März 2019 bei Facebook

Die Stadt Oberhausen ist vergleichsweise spät ins Facebook-Geschäft eingestiegen: Seit März 2019 ist die Seite für jedermann zugänglich. Dafür wurde eine lange nicht besetzte Stelle innerhalb des Presseteams neu besetzt. Mittlerweile ist die Stadt auch bei Instagram aktiv.

Die Facebook-Seite kann mit denen der Nachbarstädte mithalten. In der vergangenen Woche verbuchte die Seite laut Pressestelle rund 64.000 Interaktionen – vom Like bis zum geteilten Post. Damit habe Oberhausen das Niveau der Facebook-Seiten von Duisburg und Essen erreicht.

Der Tonfall bei den Nutzern hat sich im Laufe der Pandemie geändert: „Er ist emotionaler geworden; wir stellen fest, dass die Krise bei manchem am Nervenkostüm zerrt“, erklärt Sprecher Martin Berger für die Pressestelle. „Wir geben zu: Es strengt an, wenn der Ton unsachlich oder sogar beleidigend wird. Das geht mitunter an die Substanz.“ Oft kommt dabei aber auch Zuspruch aus der Community. Auch die Zahl der lobenden und dankenden Kommentare sei während der Krise gestiegen.