Oberhausen. Corona und die Folgen: Laut Handelsverband sinkt pandemiebedingt die Kundenfrequenz in den Fußgängerzonen. Wie können die Händler gegensteuern?
Der Handelsverband NRW spricht mit Blick auf den neuerlichen Corona-Teil-Lockdown bereits von „extrem rückläufigen Kundenzahlen“ in den Innenstädten. Dieser Jahresausklang wird zur großen Bewährungsprobe für den stationären Einzelhandel. Was sagt Einzelhändler Axel Lambertz aus Sterkrade dazu?
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Herr Lambertz, der Handelsverband appelliert an die Verbraucher, dem Einzelhandel und den Innenstädten trotz des neuerlichen Teil-Lockdowns die Treue zu halten – halten die Sterkrader denn ihrer Innenstadt bislang in der Corona-Krise die Treue?
Axel Lambertz: Unsere Stammkunden sind ein starkes Pfund, auf das wir uns auch in dieser schwierigen Zeit verlassen können. Dennoch befinden wir uns auch in Sterkrade nicht auf einer Insel der Glückseligen, die vom Rest der Welt abgekoppelt ist. Auch uns fällt es nicht leicht, unseren Kunden bei Maskenpflicht & Co. das Einkaufserlebnis zu verschaffen, das sie von uns gewohnt sind. Dass um uns herum jetzt zudem noch vieles schließen muss, kommt einem faktischen Lockdown gleich und macht die Situation nicht einfacher.
Wie ist die Stimmung im Sterkrader Einzelhandel? Gibt es massive Existenzsorgen?
Je nach Branche machen viele Händler in dem während der Monate November und Dezember stattfindenden Weihnachtsgeschäft einen erheblichen Teil ihres Jahresumsatzes. Die trifft es jetzt doppelt hart! Dass Amazon unlängst einen verdreifachten Quartals-Rekordgewinn vermeldet hat und ein „beispielloses Weihnachtsgeschäft“ für sich erwartet, trägt da nicht unbedingt zur Beruhigung bei. Wir können alle nur auffordern, öfter lokal in Geschäften zu kaufen und eher seltener bei Amazon und Co.
Führt die Corona-Pandemie dazu, dass der Sterkrader Einzelhandel künftig online besser präsent sein wird?
Der Online-Einkauf ist nicht erst seit Corona ein Thema. Richtig ist allerdings auch, dass die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger wirkt und jeder Händler gut beraten ist, sich mit dieser Thematik vertieft auseinanderzusetzen. Das heißt nicht, dass jedes Geschäft jetzt einen eigenen Onlineshop betreiben müsste. Ohne digitale Sichtbarkeit wird es zukünftig allerdings kaum noch gehen! Individuelle Lösungen sind gefragt! Ich nehme wahr, dass diese Botschaft in der Kaufmannschaft angekommen ist. Die Nachfrage nach Beratungsleistungen durch die Digital-Coaches unseres Handelsverbandes war noch nie so hoch wie im Moment.
Engagement für den Einzelhandel
Axel Lambertz (54) ist Inhaber des Fachgeschäfts Schuhmode und Orthopädieschuhtechnik Lambertz an der Bahnhofstraße 56 in Sterkrade und 2. Vorsitzender der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig).
Zudem engagiert sich Axel Lambertz überörtlich als stellvertretender Vorstand des Handelsverbandes Ruhr für den Handel in der Stadt Oberhausen und ist Mitglied der Vollversammlung der IHK zu Essen.
Befürchten Sie, dass es im Dezember noch zu einem vollständigen Lockdown kommen könnte?
Auszuschließen ist das leider nicht. Ich halte es nichtsdestotrotz für unwahrscheinlich, zumindest was den Einzelhandel anbelangt. Unsere Branche gehörte zu den Ersten, in der Hygienekonzepte eingeübt und umgesetzt wurden. Einkaufen mit Maske unter Einhaltung von Abständen ist mittlerweile Normalität, weshalb sich die Experten darin einig sind, dass das Einkaufen auch während der Pandemie sicher ist. Der Einzelhandel ist kein Hotspot. Mit seiner Schließung wäre nichts gewonnen. Wir haben ein gutes Hygienekonzept, die Belüftung mit Frischluft ist gewährleistet, unsere Mitarbeiter sind geschult und wir halten den größtmöglichen Abstand. Weil wir unsere Kundinnen und Kunden als Schuhfachgeschäft auch mit orthopädischen Hilfsmitteln versorgen, sind wir übrigens systemrelevant und wären von einem neuerlichen Einzelhandels-Lockdown nur bedingt betroffen.
Wird die Corona-Pandemie aus Ihrer Sicht den Einzelhandel und die Innenstädte grundlegend verändern?
Ja, ich denke schon, zumal durch die Schließungen von Geschäften durch Insolvenzen und vorgezogene, altersbedingte Geschäftsaufgaben die Einzelhandelsstruktur in den Innenstadtlagen zu einer Reduzierung der Attraktivität einzelner Stadtteile führen wird. Die Städte müssen mit Einzelhandelskonzepten gegen die Verödung der Innenstädte ankämpfen. Integrierte Handlungskonzepte müssen konsequent bearbeitet und umgesetzt werden, um den gewachsenen Stadtteilen eine Zukunft zu geben.
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Hat die Corona-Krise den Zusammenhalt unter den inhabergeführten Fachgeschäften gestärkt?
Definitiv ja, da Kooperationen uns bisher gut durch die Krise gebracht haben, wird mancher auch nach der Pandemie daran festhalten und das weiter ausbauen. Der Zusammenhalt war vor der Krise allerdings auch schon gut ausgeprägt.