Oberhausen. „Die Begleitung Sterbender als Lebensaufgabe“ heißt das Buch über Hospizarbeit in Oberhausen. Herausgeber Paul Hüster würdigt darin alle Helfer.
Immer, wenn einer der Besucher das Haus St. Vinzenz Pallotti endgültig verlässt, kommt eine Seite ins Gästebuch an der Vestischen Straße in Osterfeld hinzu. Der Tod gehört für die Hospiz-Mitarbeiter zum Alltag. Die Fotos in den zahlreichen Gästebüchern zeigen die Gestorbenen, wie sie im Leben waren; traurig ist deswegen aber niemand, der beruflich und ehrenamtlich Sterbende betreut.
Im Gegenteil: Die Experten, die ihren Gästen in deren letzten Wochen und Monaten in dieser Welt zur Seite stehen, nehmen ihren Job oft als erfüllend wahr, weil er dazu beiträgt, das Sterben von Menschen würdevoll zu gestalten. Hospizleiter Paul Hüster ist stolz auf die Hospizarbeit, die in Oberhausen seit 1997 geleistet wird, und hat sich als Herausgeber betätigt.
Er lobt das Netzwerk aus Ärzten, Pflegern, Apothekern, Spendern und Ehrenamtlern in der Stadt – und setzt ihnen mit dem Buch „Die Begleitung Sterbender als Lebensaufgabe – Gründungsgeschichte der Hospize in Oberhausen“ ein 124-seitiges Denkmal im orangefarbenen Einband.
Tabuthema Tod: Oberhausens einzigartiges Palliativnetzwerk
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„Familien wissen nicht mehr, wie Sterben geht“, sagt Paul Hüster und meint das so, wie er es sagt. Die Zeiten, in denen Enkel, Kinder und Eltern unter einem Dach wohnten, sind vorbei. Wer nicht miteinander lebe, lerne auch nicht, gemeinsam zu sterben. Diesen Platz nimmt die Hospizarbeit ein, so Hüster.
Für das Buch hat sich der gelernte Theologe und Journalist nach eigenen Angaben eine klare Aufteilung überlegt: In Teil eins wird der Wissenschaftler fündig. Es gibt Zahlen, Daten, Fakten rund um das Thema Sterben und Tod – und das sei womöglich „der sperrige Teil“, meint der Autor.
Teil zwei umfasst dafür umso mehr Informationen und Erfahrungen aus erster Hand: Hier kommen zum Beispiel Bernd Böcker, Hüsters Vorgänger, zu Wort oder Zeitzeugen wie der Arzt Dr. Wilhelm Ossendorf. Dieser stellt ausdrücklich das Team in den Mittelpunkt. Das Ziel für die Hospizarbeit in einem Begriff: „Die Würde des Gastes.“
Im dritten Teil des Buches wird deutlich, wie viel mehr Leben in der Arbeit mit dem Tod steckt, als man von außen vermutet. Wilfried Lanfermann (80) vom Hospiz-Förderverein, der das Buch verlegt, fasst zusammen: „Hospize nehmen den Gästen sowohl medizinische als auch alle seelischen Sorgen.“
Pony im Garten oder Balkon voll Blumen: Hospiz macht letzte Wünsche wahr
Ab Seite 95 erfährt der Leser, welche 18 Punkte in der Hospizarbeit wichtig sind. Schmerzen lindern mag bekannt sein, dass Gäste auf ihren Zimmern rauchen dürfen, der Kanarienvogel mit darf oder auch ein Pony zum Abschied im Garten steht, ahnt dagegen kaum jemand, der nie im Hospiz war.
Einmalig: Das Palliativnetz in Oberhausen
Das Palliativnetz ist ein kooperativer Zusammenschluss verschiedener Professionen, welches sich eng und fachlich versiert für Schwerstkranke und Sterbende sowie deren Angehörige einsetzt. Grundlage ist das Konzept „Palliative Care“ der Weltgesundheitsorganisation. Man kümmert sich um Menschen, die unheilbar krank sind und die zu Hause, in Heimen, in Kliniken und Hospizen betreut werden.
Das Buch wurde durch den Förderverein St. Vinzenz Pallotti ermöglicht. Wer ein Exemplar möchte, wird um eine Spende unter dem Stichwort „Chronikprojekt“ gebeten. Buchanfragen senden Interessenten an den Förderverein St. Vinzenz Pallotti, Vestische Straße 6 in Oberhausen oder online über das Bestellformular auf christlichehospize-oberhausen.de/chronik.
„Bei uns gibt es keine Kittel, nichts sieht nach Krankenhaus aus und unsere Gäste dürfen Gäste mitbringen“, sagt Hospizleiter Paul Hüster. Vor allem die Angehörigen werden im Hospiz betreut und nicht selten wird ihnen die Angst vor dem Tod des geliebten Menschen genommen.
Die Begleitung kostet viel Zeit. „Einen Heiligenschein habe ich deswegen aber nicht“, scherzt der Hüster. Hospizarbeit sei eine Leistung aller und nicht Einzelner, betont er und hofft auf Leser. Erste Auflage: 500 Stück. Empathie kann man zwar nicht lernen – lesen jetzt schon.