Oberhausen. Teils Jahrzehnte haben sie sich in der Oberhausener Kommunalpolitik engagiert. Im neuen Rat sind sie nicht dabei. Ein Abschied in Corona-Zeiten.
Ein letztes Mal hat sich der alte Oberhausener Rat zu einer Sondersitzung in der Luise-Albertz-Halle getroffen, bevor am Montag, 2. November, die konstituierende Sitzung des am 13. September neu gewählten Stadtparlaments stattfindet.
Bei der aktuellen Sondersitzung in der Stadthalle mit reichlich Abstand, Masken und Handdesinfektion ging es vor allem darum, 30 langjährige Ratsmitglieder aller Fraktionen und Gruppen würdig zu verabschieden, die dem neuen Gremium nicht mehr angehören. Entweder, weil sie aus beruflichen oder privaten Gründen nicht mehr kandidiert hatten oder weil sie bei der Kommunalwahl keinen Sitz im Rat erringen konnten.
Letztere müssen das Feld räumen, obwohl sie gerne noch dabeigeblieben wären, „aber ein politisches Mandat wird auf Zeit verliehen, es gibt keinen Anspruch darauf“, sagte der am 27. September in der Stichwahl wiedergewählte Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). Eine solche Verabschiedung mute wie Routine an, aber „das ist keine Routine, sondern ein Einschnitt im persönlichen Leben und für den Rat“, sagte Schranz.
Respekt für das Engagement
Mit den 30 gehe rund die Hälfte der Besatzung von Bord, das Gremium verliere „langjährige politische Weggefährten“, so der Oberbürgermeister. „Allen gilt mein großer Dank, meine Anerkennung und mein Respekt für das Engagement für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.“ Die scheidenden Mitglieder, teils Jahrzehnte im Rat vertreten, hätten sich für die Kommunalpolitik entschieden, ihre Freizeit aufzugeben, denn die sei schlicht auch „harte Arbeit“. Jenseits aller unterschiedlichen politischen Auffassungen sei es zusammen gelungen, „die Stadt gemeinsam voranzubringen“, sagte das Stadtoberhaupt in die selten so harmonische und etwas wehmütige Sitzungs-Stimmung hinein.
Für jeden der 30 hielt Schranz eine kleine Laudatio, erinnerte an die politischen Schwerpunkte des jeweiligen Ratsmitglieds oder an die Ausschüsse, in denen er oder sie tätig war und an persönliche Merkmale. Als Geschenk erhielt jeder einen Glaskubus, in den das Schloss Oberhausen und der jeweilige Name eingraviert sind.
Surreale Situation
Das scheidende SPD-Ratsmitglied Wolfgang Große Brömer, 31 Jahre Mitglied im Oberhausener Rat, davon 18 Jahre in der Funktion als SPD-Fraktionsvorsitzender, verabschiedete Schranz mit den Worten „es ist eine surreale Situation, dass Du jetzt nicht mehr dabei sein sollst“.
Folgende Oberhausener wurden verabschiedet: Anja Kösling, Yannah Selonke, Rene Derksen, Manuel Dröhne, Ercan Telli, Horst Wolter, René Pascheberg, Dorothee Radtke, Karl-Heinz Emmerich, Kirsten Oberste-Kleinbeck, Klaus Kösling, Elia Albrecht-Mainz, Hubert Cordes, Beatriks Brands, Wolfgang Große Brömer (alle SPD), Saadettin Tüzün, Hermann Wischermann, Hans Josef Tscharke, Hans-Jürgen Köhler, Christa Müthing (alle CDU), Martin Goeke, Lühr Koch, Ingrid Diepenbrock (Linke Liste), Regina Wittmann (Grüne), Regina Boos, Hans-Otto Runkler (FDP), Karl-Heinz Mellis (BOB) und Albert Karschti, Werner Nowak und Andrea-Cora Walther (fraktionslos).
Auszeichnung für besondere Verdienste
In der Sondersitzung hat der Rat außerdem beschlossen Wolfgang Große Brömer (SPD) wegen seiner besonderen Verdienste um die Stadt die „Glückauf-Bronze der Stadt Oberhausen“ zu verleihen, die zu einem späteren Zeitpunkt übergeben wird.
Mit der Glückauf-Bronze soll ebenfalls Heinz-Jörg Eckhold geehrt werden, der sich ebenfalls jahrzehntelang haupt- wie ehrenamtlich in Kommunal- und Landespolitik sowie in der Kirche engagiert hat. Die Ehrennadel der Stadt soll, so hat es der Rat entschieden, der Kirchenmusiker Karl Heinz Mertens erhalten.
Ehrbezeichnung Alt-Bürgeremeisterin
Vor der Verabschiedung hatte der Rat entschieden, SPD-Politikerin Elia Albrecht-Mainz, die 16 Jahre lang Erste Bürgermeisterin der Stadt war, die Ehrenbezeichnung der „Alt-Bürgermeisterin“ zu verleihen. „Der Rat der Stadt erkennt hiermit ihre von der Stadtgesellschaft umfassend geachteten Leistungen an, die stets durch große Bürgernähe geprägt waren“, heißt es in der Begründung. „Ich habe meine Heimatstadt Oberhausen in einer Breite und mit so vielen Facetten kennen lernen dürfen, wie es nicht vielen vergönnt ist“, bedankte sich Elia Albrecht-Mainz für die Anerkennung und Unterstützung.