Oberhausen. Mit einem außergewöhnlichen Programm zwischen Arien und Rezitation wagt der Künstlerförderverein einen Neustart seiner Sonntags-Matineen.

Nach der 206. Matinee am 8. März meldete sich der Künstlerförderverein am Sonntag mit seiner 210. im Ebertbad zurück – die drei Konzerte dazwischen waren der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Auch die jetzige Matinee war nur unter einschränkenden Bedingungen möglich – dafür aber mit einem bemerkenswerten Programm.

Neben fünf Studierenden der Folkwang-Universität der Künste hatte der dort tätige Oberhausener Pianist Robert Weinsheimer die Schauspielerin Elisabeth Hoppe vom Theater Oberhausen für die Aufführung einiger Melodramen gewonnen, einer eher seltenen Werkgattung, die in diesem Rahmen völlig neu war. Die Verbindung von gesprochenem Wort und Musik, im 18. Jahrhundert „erfunden“, um die Textverständlichkeit zu erhöhen, kann ästhetisch, je nach Standpunkt des Betrachters, verschiedene Funktionen erfüllen.

Die Reduzierung des Singens auf das Sprechen

Als Untermalung einer Erzählung wird sie oft zu naiver, musikalisch zusammenhangloser Klangmalerei, vergleichbar einer Filmmusik, wie in dem auch für Kinder gemeinten „Schön Astrid“ von Carl Reinecke. Andererseits ist die Reduzierung des Singens auf das Sprechen oft als Eliminierung des Gefühls gemeint, als Ausdruck des „Unmenschlichen“, Düsteren und des Verzweifelns, das aber gerade dadurch eine besondere Eindringlichkeit gewinnt, eben „melodramatisch“ wird.

Gemäß dem Grundsatz „gut gesprochen ist halb gesungen“ zeigte Elisabeth Hoppe einen angemessen musikalischen Umgang mit der Sprache. Die der vorherrschenden Stimmung entsprechend oft zurückgenommene Stimme machte allerdings einige Passagen im Verhältnis zur Begleitung schwerer verständlich, vielleicht eine Frage der Aussteuerung.

Corona-konforme Aufstellung macht Klang orchestraler

Kontrapunktiert wurde das Melodramatische durch Margarethe Geigerbilk (Flöte), Chia-yen Fan (Oboe), Timon Knöll (Klarinette), Anton Engelbach (Fagott) und Sophia Bosbach (Horn), die zusammen mit Robert Weinsheimer das Divertissement von Albert Roussel zu Gehör brachten, ironisch-turbulent im schnellen, von einer gewissermaßen gläsernen Melancholie im langsamen Teil.

August Klughardts letztes Werk, das Bläser-Quintett op. 79, verlangt in Spieltechnik, Intonation und differenzierter Instrumentation den Spielern einiges ab, was diese glänzend bewältigten. Die coronabedingt weitere Aufstellung der Musiker bewirkte noch etwas Positives: Der Klang wurde orchestraler, ohne das Zusammenspiel zu beeinträchtigen. Als Zugabe vereinigten sich alle Ausführenden in einem bewegenden Melodrama von Schubert: „Abschied von der Erde“.