OBERHAUSEN. . Der Verein sorgt nicht nur für die Klassik-Matineen im Ebertbad. Der 380 Mitglieder starke e.V. ermöglicht auch Tourneen – bis nach Armenien.
In Aachen und Leverkusen will man sich inzwischen das Konzept aus Oberhausen abschauen. Wie machen die das beim Künstlerförderverein? Sie lassen eine gefeierte Konzert-Matinee im Ebertbad der nächsten folgen – am Sonntag steht Nr. 190 auf dem Programm – und nehmen keinen Eintritt.
„Wenn der Saal voll ist“, sagt Bruno Zbick, der Vereinsvorsitzende, „dann spielen unsere jungen Gäste um ihr Leben“. Nähme der Verein aber Eintritt, „dann würde uns etwas wegbrechen“. Stattdessen sind die Oberhausener Matineen gefragt bei vielversprechenden Musikern, denen Spielpraxis vor großem Publikum ganz viel bedeutet. „Wir könnten wöchentlich Konzerte anbieten“, betont Bruno Zbick, so groß sei die Nachfrage der bestens qualifizierten Musiker.
Flügel aus dem Nachlass der „Missfits“
Inzwischen 380 Vereinsmitglieder bilden die Basis für diesen Erfolg mit der Klassik – nicht nur dank ihrer Jahresbeiträge von 40 Euro, sondern auch dank eines Fundus’ guter Kontakte. „Wir haben eine tolle Mannschaft“, betont Zbick. Denn der gute Ruf des Künstlerfördervereins gründet auch auf dem fürsorglichen Umgang mit seinen Gästen: In Oberhausen wird niemand in der Künstlergarderobe sitzen gelassen (das soll andernorts schon vorkommen). „Wir gehen gemeinsam essen, das ist persönlicher.“ Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie die schön gestalteten Programme haben ihren Wert am Anfang einer Karriere. „Für junge Musiker ist das so bedeutend wie eine Arbeitsprobe“, weiß Zbick
Mit seinem Co-Vorsitzenden Ulrich Samse verweist er auf weitere Errungenschaften in nun 35 Vereinsjahren: Denn die Matineen beim Lieblingspartner Ebertbad – mit seinem Konzertflügel aus dem Nachlass der „Missfits“ – sind längst nicht alles. Oder genauer gesagt: knapp ein Drittel. Zu über 600 Veranstaltungen addieren sich seit 1983 die Kulturtreffs, Serenaden, Schloss-Matineen, „Begegnungen mit . . .“ und mehr.
„Die ersten Kulturtreffs in Privathäusern waren brechend voll“, erinnert sich Bruno Zbick. Seine Frau, Dr. Eva Maria Zbick, war seit der Gründung als „gute Seele“ des Künstlerfördervereins aktiv. Sie verstarb 2014. Vom ganz bunten Themen-Potpourri der frühen „Treffs“ ist der stetig wachsende Verein zwar abgerückt – tummelt sich aber nach wie vor nicht allein auf dem Feld der Klassik, von der Zbick so gerne sagt: „Sie ist weder schwierig noch weit entfernt!“ Aber auch beim Jazzkarussell haben die Förderer einst mitangeschoben – und 1998 den großen Altsaxophonisten Lee Konitz nach Oberhausen geholt.
„Dezenz“ bei der Programmplanung
Aktuell blickt man bis nach Armenien: „Wir ermöglichen mit den Rotariern eine Konzertreise“, so Zbick. „Alle Serviceclubs bringen sich bei uns ein.“ Der bestens vernetzte Verein hilft, wenn es um eine erste CD-Einspielung geht und vermittelt Musiker an andere Adressen mit Renommee: vom Schleswig-Holstein-Musikfestival bis in die Schweiz. „Wir helfen in vielen Varianten.“ Samse und Zbick wollen dabei „dezent“ bleiben. Längst nicht überall plakatiert sich der Künstlerförderverein so prominent wie bei den Matineen.
„Dezenz“ ist übrigens auch bei der Programmgestaltung geboten. Denn trotz kecker Experimente mit Neutönen bis hin zur menschlichen „Beatbox“ weiß Impresario Zbick: „Für viele hört bei Schostakowitsch und Prokofjew die Welt auf.“ Auch daran können die Kunst-Enthusiasten rührig weiter arbeiten.
>>> 191. Matinee wird drei Euro Kartengebühr kosten
Die 190. Matinee mit der Düsseldorfer Opernklasse wird zugleich die letzte im Ebertbad sein, die ganz ohne Obolus vom Publikum auskommt.
Der Beitrag von 3 Euro, der künftig pro Matinee-Karte erhoben wird, geht allerdings nicht an den Künstlerförderverein, sondern ans Ebertbad: Er finanziert die Druck- und Personalkosten rund ums „Ticketing“.
Der Konzertgenuss an sich bleibt kostenlos – und Reservierungen empfehlen sich, um nicht vor der Tür bleiben zu müssen: 0208 - 205 40 24, online ebertbad.de