Eine Ausstellung im DGB-Haus widmet sich dem gewaltsamen Angriff auf die Weimarer Republik, der zum größten Generalstreik Deutschlands führte.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Mülheim-Essen-Oberhausen und die Oberhausener Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes haben soeben eine zweite ständige Ausstellung im Gewerkschaftshaus an der Friedrich-Karl-Straße 24 eröffnet. Diese Ausstellung befasst sich Corona-bedingt verspätet mit den Märzkämpfen 1920, deren Auslöser der vor 100 Jahren versuchte Kapp-Putsch gegen die noch junge Weimarer Republik war. Ein in den Geschichtsbüchern oft nur am Rande erwähntes Kapitel, das jedoch auch in Oberhausen deutliche Spuren hinterlassen sollte.
Der Hintergrund ist den aufgestellten Schautafeln anschaulich zu entnehmen: Teile der Reichswehr und Freikorps-Soldaten hatten gegen die demokratisch gewählte Regierung der Weimarer Republik geputscht. Der deutschnationale Politiker Wolfgang Kapp und Reichswehrgeneral Walther von Lüttwitz ernannten sich damals selbst zu einer „Regierung der Tat“. Die Reichsregierung floh vor den Putschisten.
Tausende Arbeiter bewaffneten sich
Folge: Der größte Generalstreik der deutschen Geschichte. Mehrere tausend Arbeiter bewaffneten sich, griffen die Putschisten an, entwaffneten rechte Bürgerwehren und bildeten Vollzugsräte, um die öffentliche Ordnung zu bewahren. Vertreter von SPD, USPD und KPD trafen sich in Hagen zu einer Konferenz. Sie forderten die Auflösung der Reichswehr, die Entwaffnung der Polizei und der Einwohnerwehren zugunsten einer Arbeiterwehr.
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Im ganzen Ruhrgebiet entwaffneten daraufhin Arbeiter die lokalen Einwohnerwehren, die von Kapp dazu aufgerufen worden waren, den Putsch zu verteidigen. So entstand die Rote Ruhrarmee, die schließlich rund 50.000 Mitstreitende umfassen sollte.
Oberhausener gründeten Vollzugsausschüsse
In Oberhausen und Sterkrade gründeten sich vom 13. bis 16. März 1920 Vollzugsausschüsse, die sich aus Vertretern der Arbeiterparteien und der bürgerlichen Parteien zusammensetzten. Sie stellten sich in ihren ersten Erklärungen hinter die gewählte Regierung und riefen zur Ruhe auf. Dennoch kam es zu blutigen Auseinandersetzungen. In Sterkrade wurden vier, in der Oberhausener Innenstadt sechs Arbeiter erschossen, es gab viele Verletzte.
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Dieses Vorgehen der Ordnungskräfte und die Verfügung des Ausnahmezustandes durch die Militärbehörden veranlassten die USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) und die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) zum Austritt aus dem Vollzugsausschuss. Ein neuer Vollzugsrat konstituierte sich in Oberhausen am 18. März 1920. Er bestand aus 16 Personen, die der FAUD (Freie Arbeiterunion Deutschlands), der USPD und der KPD angehörten. Als erste Amtshandlung wurde die Entwaffnung von Sicherheitswehr und Polizei verfügt. Aufgrund der Lebensmittelknappheit wurden 19 Eisenbahnwaggons beschlagnahmt und Eier, Fische, Butter zu niedrigen Preisen verkauft.
Hakenkreuze auf die Stahlhelme geritzt
Doch General von Watter, der bereits von Kapp nach dem Putsch als Befehlshaber des 6. Befehlsbereichs der Reichswehr bestätigt worden war, lieferte sich Kämpfe mit der Ruhrarmee. Zuerst um den Putsch zu verteidigen, dann im Auftrag der sozialdemokratischen Reichsregierung, um die Ruhrarmee niederzuschlagen. Viele dieser Freikorpssoldaten hatten sich das Hakenkreuz auf ihren Stahlhelm geritzt. Neben schwarz-weiß-rot, war es das Erkennungszeichen der Gegner der Weimarer Republik, bevor es schließlich das Zeichen des Nationalsozialismus wurde.
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Die Ausstellung ist noch bis zum Jahresende im DGB-Haus zu sehen.