Oberhausen. Zum 70. Geburtstag blickt der Alstadener Bürgerring auf die Historie zurück. Verein benennt wichtige Baustellen und möchte „Kümmerer“ bleiben.
Wenn man sich mit Peter Klunk über Alstaden unterhält, muss man keine Angst haben, dass heißer Brei umkurvt wird: Der Vorsitzende des Alstadener Bürgerrings – ehemaliger städtischer Baudezernent und Stoag-Chef – kommt hurtig auf den Punkt. Redet nicht drumherum. Benennt Erfolge. Ärgert sich über Baustellen. Klare Worte haben Tradition beim seit 70 Jahren im Süden von Oberhausen präsenten Verein.
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Nur wenn man den Alstadener die urbanste aller Frage stellt, erhebt er den Zeigefinger – und der Redefluss verstockt. Wo hat Alstaden eigentlich seine Stadtteil-Grenzen? Mindestens drei unterschiedliche Grenzverläufe kennt Klunk. Die Katastererfassung differiert leicht von der Postleitzahlen-Variante – auf der einen Straßenseite Alstaden, auf der anderen: Stadtmitte. Oft zählt sogar die gefühlte Grenze jedes einzelnen Anwohners. Es ist eine Wissenschaft für sich.
Bürgerring-Magazin blickt in die Geschichte zurück
Letztlich bleibt die Kirche im Dorf. Denn Klunk leitet mit einem Schmunzeln geschickt über: „Es kommen ja auch nicht alle Mitglieder im Alstadener Bürgerring aus Alstaden.“ Und das quartalsweise erscheinende Vereinsmagazin, das tausendfach im Stadtteil an alle Haushalte kostenfrei verteilt wird, verschicken die Macher sogar an Weggezogene ins Ausland.
Diesmal ist das Schriftstück besonders dick, denn für den Alstadener Bürgerring steht das 70-jährige Bestehen an. „Normalerweise feiern wir alle zehn Jahre ein Fest“, erklärt Klunk. „Doch dann kam das Corona-Virus.“
Die anvisierte Festivität im Ruhrpark kann nicht stattfinden, auch die Jubilarehrungen werden verschoben. Momentan gibt es Gedankenspiele den freudigen Anlass im kommenden Jahr nachzuholen. Aber sicher zu planen ist durch den ungewissen Verlauf der Pandemie eben schwierig.
Also haben sie den Geburtstag im Heft in Worte gefasst. Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond schreibt sehr persönlich über seine Sicht auf den Stadtteil. Dazu gibt es Eindrücke der Ehrenvorsitzenden Marianne Vier – Berichte aus dem Sport und viele historische Alstadener Zwischentöne.
Seinen Ruf als energischer Kümmerer möchte der Bürgerring Alstaden behalten. Das ist sicher auch geschichtlich begründet: Fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, 1950, schloss man sich zunächst zum Gartenkulturring zusammen. „Seine vordringliche Aufgabe sahen die Verantwortlichen des Vereins darin, den Menschen in Alstaden Hilfe zur Selbstversorgung zu geben“, sagt Klunk.
Müll und Unrat im Ruhrpark ärgert Alstadener Seele
Jährlich wurden Spritzaktionen organisiert, um die Obstbäume und Sträucher sowie die Stallungen vor Schädlingen und Ungeziefer zu schützen. Fortbildungen wurden angeboten, in denen man lernen konnte, wie ein Garten angelegt wird – daraus wuchs der Verein und dieser weitete sein Wirken auf den gesamten Stadtteil aus.
Bürgerring zählt knapp 800 Mitglieder
Der Alstadener Bürgerring wurde 1950 als Gartenkulturring gegründet und kümmert sich mittlerweile um die Belange des gesamten Stadtteils. Im Verein sind derzeit knapp 800 Mitglieder organisiert. Nach einem zwischenzeitlichen Knick steigen die Zahlen wieder.
Als Vorsitzende wirkten Stadtteil-Akteure wie Matthias Hendricks, Konrad Thiel, Marianne Vier und Jens Kassen. Derzeit sind im Vorstand unter anderem tätig: Peter Klunk (Vorsitzender), Michael Welke (Stellvertreter), Sven Haferkamp (Geschäftsführer) und Torsten Krampe (Kassenwart).
Manche Themen, wie wachsender Straßenverkehr und mehr Spielraum für Kinder, sind zuletzt immer wichtiger geworden. Andere heiße Eisen – wie zum Beispiel der Fortbestand des eigenen Friedhofs – sind über Jahrzehnte nie wirklich verschwunden.
Aufreger, die in der Alstadener Seele kochen, gibt es einige: Müll und Unrat im Ruhrpark zum Beispiel. Und die Diskussion um das Windrad am Ruhrufer liegt noch nicht weit zurück. Auch der Wunsch nach einem S-Bahn-Halt an der Straße Rehmer, mehr Sportplätze und eine eigene Rettungswache landen immer wieder in politischen Diskussionen.
Der Bürgerring möchte seinem Profil treu bleiben und verstärkt junge Familien in die Stadtteil-Gemeinschaft einbinden. Nicht nur durch den Bürgerring gestiftete Sitzgelegenheiten hätten hier Spuren hinterlassen. Die Zusammenarbeitet mit der Stadt sei konstruktiv, meint Klunk. Dass ein Verein Probleme und Wünsche wirkungsvoller angehen kann, davon ist der Vorsitzende überzeugt.