Oberhausen. . Die Bahn möchte eine Güterzugverbindung, die „Flachglasstrecke“, aufgeben. Potenzial als Fahrrad- und Fußgängertrasse sehen ADFC, Stadt und Politik.

Die sogenannte „Flachglasstrecke“, eine Güterzugverbindung, die vom Gasometer über Osterfeld und Bottrop bis zu einem Flachglas-Werk in Gladbeck reicht, bietet laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Oberhausen ideale Voraussetzungen, um als Trasse für Radfahrer und Fußgänger herzuhalten. Auch Verwaltung und Teile der Politik stehen dem Projekt positiv gegenüber. Ein Bremsklotz, der bislang im Wege stand, war die Tatsache, dass die Bahn diese Verbindung noch nicht offiziell aufgegeben hat. Gegenüber dem Eisenbahnbundesamt hat die Bahn nun jedoch angezeigt, die Strecke stilllegen zu wollen. Zu teuer sei die Instandhaltung, zu gering die möglichen Erlöse aus dem Weiterbetrieb – seit Ap­ril 2014 fuhr dort kein Zug mehr. Eine Weichenstellung, die in Oberhausen gerne gesehen wird.

Mit dem Fahrrad vom Rhein-Herne-Kanal nach Gladbeck oder zu Fuß entspannt vom Revierpark Vonderort in die Bottroper Stadtmitte: Für Burkhard Schmidt, Vorstandssprecher des ADFC Oberhausen-Mülheim, hat die Flachglasstrecke einen gewissen Charme. „Damit würden Ecken in Oberhausen und Bottrop erschlossen, die für Radfahrer in dieser Form noch nicht befahrbar sind.“

Neue Ecken würden erschlossen

Nur geringe Steigungen, keine Kreuzungen mit dem normalem Straßenverkehr – für Ausflugsfahrten wäre die Strecke ideal geeignet, so Schmidt. „Denn vom Freizeitwert her ist diese Trasse sehr schön gelegen.“ Sie verbindet den Gasometer, den Rhein-Herne-Kanal, den Gartendom und den Revierpark Vonderort auf Oberhausener Seite. In Bottrop führt sie unter anderem am Stadtpark und der Stadtmitte vorbei.

„Wir haben zusammen mit den ADFC-Kreisverbänden aus Bottrop, Gladbeck und Dorsten bereits vor zwei Jahren einen Vorstoß bei der Politik gewagt“, berichtet Schmidt. Dort sei man größtenteils auf offene Ohren gestoßen.

Vor der Kommunalwahl 2014 hatte die SPD die Flachglasstrecke als zusätzliche Nord-Süd-Verbindung als eine „Bereicherung“ bezeichnet. Ähnlich positionierten sich die Grünen. Die stillgelegte Strecke „eignet sich hervorragend als Fahrradtrasse mit hoher Qualität und radverkehrlichem Nutzwert“. Auch das Bündnis Oberhausener Bürger (BOB) kündigte an, sich für eine Realisierung einsetzen zu wollen.

Dieter Baum, bei der Stadt Oberhausen für die Radverkehrsplanung zuständig, nimmt die Signale der Bahn und des Eisenbahnbundesamtes erfreut zur Kenntnis. Zu lange habe es bei diesem Thema kaum Bewegung gegeben. Er warnt jedoch davor, die Erwartungshaltung in die Höhe zu schrauben und eine baldige Umsetzung zu erwarten. „Davon sind wir noch etwas entfernt.“

Ball liegt beim Regionalverband

Doch trotz dieser Bedenken: Auch Dieter Baum ist von den Vorzügen der Flachglasstrecke überzeugt. „Es wäre in Oberhausen die letzte große Trasse, die wir für Fahrradfahrer und Fußgänger umbauen können.“ In der Vergangenheit sei dies etwa mit der HOAG-Trasse gelungen. „Und schon viel früher wurde die Richard-Wagner-Allee umgebaut.“

Die Stadt hat das Projekt „Flachglasstrecke“ zusammen mit Bottrop, Gladbeck und Dorsten beim Regionalverband Ruhr (RVR) als Projekt zum „Emscher Landschaftspark 2020+“ angemeldet. „Noch gibt es keine konkreten Planungen“, erklärt RVR-Sprecherin Barbara Klask. Die Strecke sei jedoch eine interessante Nord-Süd-Verbindung. „Bei der Fortschreibung des Radwegenetzes könnte sie berücksichtigt werden.“