Oberhausen. Noch vor wenigen Jahren explodierten die Kosten für die Betreuung von schwierigen Familien. Der Trend scheint in Oberhausen vorerst gestoppt.

Rund 52,8 Millionen Euro stellt Oberhausen in diesem Jahr bereit, um Kinder und Jugendlichen aus schwierigen Familien zu helfen. Nach einer Prognose des Jugendamtes wird das im städtischen Haushalt vorgesehene Geld für diese „Erzieherischen Hilfen“ in diesem Jahr ausreichen. Damit gelingt es der Stadtverwaltung seit 2018 zum dritten Mal in Folge, ohne überplanmäßige Ausgaben im laufenden Haushaltsjahr auszukommen, um in Not geratene Eltern und deren Kinder zu unterstützen.

Freie Träger erledigen die Dienstleistungen

Zu den „Erzieherischen Hilfen“ zählen zum Beispiel ambulante Familienhilfen, Therapien, die Heimunterbringung oder Angebote in Tagesgruppen. Für diese Dienstleistungen, die zu einem großen Teil von freien Trägern erbracht werden, wird die Stadt voraussichtlich rund 50 Millionen Euro aufwenden und damit sogar noch unter dem Haushaltsansatz bleiben.

Dies sagt die Prognose im Quartalsbericht voraus, der allerdings darauf hinweist, dass noch einige Rechnungsabschlüsse fehlen und auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sich nur teilweise in den Zahlen wiederfinden. Zum Beispiel musste das Jugendamt weniger Geld für Schulbegleitungen ausgeben, weil coronabedingt die Schulen von März bis fast zu den Sommerferien geschlossen waren – und nur 75 Prozent der Ausfälle der Dienstleister übernommen werden.

Ertunc Deniz ist seit Anfang 2018 Jugendamtsleiter in Oberhausen.
Ertunc Deniz ist seit Anfang 2018 Jugendamtsleiter in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Dennoch zeigt der Bericht, dass das Jugendamt unter Leitung von Ertunc Deniz auf dem Weg ist, die in der Vergangenheit explodierenden Kosten für die Jugendhilfe zu stoppen. Noch 2016 musste die Stadt rund 67 Millionen Euro für „Erzieherische Hilfen“ berappen, 2017 rund 70 Millionen Euro (2015: 56 Millionen Euro). Ein besseres Controlling im Fachbereich und eine bessere Steuerung der Leistungen sollen dazu geführt haben. Ein wichtiger Faktor ist aber auch, dass die Kosten für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge weiter gesunken sind – weil es weniger Fälle gibt oder die Menschen keinen Anspruch mehr auf Leistungen der Jugendhilfe haben.

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Lässt sich der Trend fortsetzen? Schon jetzt weist das Jugendamt auf absehbare Kostensteigerungen hin: So verteuere sich ein Heimplatz im Jahr durchschnittlich in NRW um fünf bis sieben Prozent. Oberhausen plane bisher mit einer Steigerung von drei Prozent, dies sei aber auf Dauer nicht einzuhalten. Konsequenz: Der Haushaltsansatz für die „Erzieherischen Hilfen“ müsste nach oben angepasst werden, denn bei der Jugendhilfe handelt es sich nicht um freiwillige Leistungen der Stadt.