Oberhausen. Am Sonntag, 13. September, wird die Kirche St. Josef Heide an der Vestischen Straße außer Dienst gestellt – ein schmerzlicher Tag für Osterfeld.
Zum Abschied von der Kirche St. Josef Heide am Sonntag, 13. September, in Oberhausen-Osterfeld können die Gottesdienstbesucher mit ganz besonderen Präsenten rechnen: Kleine Holzklötzchen, herausgesägt aus den Kirchenbänken und mit dem Original-Siegel aus dem Jahr der Kirchengründung anno 1910 versehen; dazu Weihwasser, 10 ml je Besucher.
Diese Präsente gibt es bekanntlich aus geradezu historischem Anlass, denn nach 110 Jahren wird das stadtbildprägende katholische Gotteshaus an der Vestischen Straße am Sonntag außer Dienst gestellt. Um 10 Uhr beginnt der Gottesdienst mit Weihbischof Ludger Schepers für die – bedingt durch Corona – allesamt vorangemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Im Verlauf des Gottesdienstes werden Mitglieder der Gemeinde kleine Texte vortragen, die sich um den schmerzlichen Abschied von „ihrer“ Kirche drehen.
„Viele Menschen auf der Heide verbinden ihr ganzes christliches Leben mit dieser Kirche“, unterstreicht Christoph Wichmann, Propst von St. Pankratius. „Unzählige Kinder wurden hier getauft, um unzählige Menschen wurde hier getrauert, unzählige Kerzen wurden angezündet, unzählige Paare haben sich hier die Treue versprochen, unzählige Gebete wurden gesprochen.“ Der Propst vergisst aber auch nicht den klaren Hinweis: „Wir schließen weder einen Gemeindeteil noch eine Gemeinschaft!“ Mit Treffpunkt-Angeboten im neugestalteten Saal der direkt benachbarten Seniorenwohnanlage oder auch mit Standorten wie etwa dem künftigen M-Haus für die Jugend gleich neben der Kirche will die Propstei St. Pankratius in Heide präsent bleiben.
Trotzdem sei diese Kirchenschließung ein Einschnitt. Das sehen auch Annette Bringenberg vom Pfarrgemeinderat und Hermann-Josef Schepers vom Kirchenvorstand so. Das Gotteshaus im Stil der Neo-Romanik war eben über Jahrzehnte Heimat, Treffpunkt und religiöses Stadtteilzentrum; und jetzt wird es darum gehen, einen Investor zu finden, der eine möglichst passgenaue Folgenutzung verwirklicht. „Wir sind dazu in Gesprächen“, sagt Propst Wichmann. Konkretes gibt es aber noch nicht zu vermelden.
Wer die Kirche betritt, spürt sofort deren lange Historie. Das liegt hier irgendwie in der Luft. Das alte Taufbecken, die Bänke, die hölzerne Josef-Statue von 1985, erstellt zum 75-Jahre-Jubiläum der Gemeinde (sie erhält in der nahen Seniorenwohnanlage einen neuen Standort), der markante Altar aus den frühen 1960er Jahren – all das prägt hier unverwechselbar die Szenerie. Am Sonntag werden sich – mit Corona-Abständen – nun die Kirchenbänke ein letztes Mal füllen. Ein bedeutendes Kapitel Osterfelder Kirchen- und Gemeindegeschichte geht zu Ende.
Lange Debatte geführt
Dass die Kirche geschlossen wird, ist das Ergebnis einer ausführlichen Debatte im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP). Zunächst war das offizielle Aus fürs Gotteshaus bereits für den 17. Mai geplant. Die Auswirkungen der Corona-Krise machten dann einen neuen, späteren Termin im Jahresverlauf nötig. Annette Bringenberg und Hermann-Josef Schepers kennen die Kirche seit Jahrzehnten; wie schwer der sonntägliche Schritt fällt, ist ihnen deutlich anzumerken: „Für viele Menschen hier in Heide wird der 13. September ein ganz, ganz trauriger Tag werden.“