Oberhausen. Die Ruhrwerkstatt zieht mit R Jazz vorübergehend ins Zentrum Altenberg. Bei der Premiere flog Paul McCartneys „Blackbird“ in höchste Höhen.
Als Anfang 2017 der Pianist Marc Brenken mit seiner beliebten Reihe „R Jazz“ aus dem innerstädtischen Theatercafé ins nicht gerade nahe liegende Café AKA 103 der Ruhrwerkstatt in Styrum umzog, da war der Jubel über die neue Spielstätte groß. Weil die in gegenwärtigen Zeiten aber klar zu klein ist für Veranstaltungen jeder Art, war nun ein erneuter Umzug fällig.
Diesmal allerdings mit dem kompletten Haushalt, pardon: Kulturangebot, bietet doch das gut erreichbare Zentrum Altenberg – dem man dafür zwar nicht ewig, aber doch auf unabsehbare Zeit dankbar sein muss – der Ruhrwerkstatt eine neue Heimat für ihre Konzerte. Mit der schönen Folge, dass nun unter Corona-Bedingungen die dortige Premiere von „R Jazz“ mit den maximal 50 Zuhörern einen neuen Besucherrekord erreichte. Wie Axel Behle, Ideengeber und Organisator im Hintergrund, mit einigem Stolz kundtat.
Sopranistin sing am Aalto-Theater
Bekanntermaßen hält es „R Jazz“ ja wie mit den Austern: „Konzerte gibt es nur in den Monaten mit ,r‘ – immer am ersten Dienstag.“ Und prompt fand sich in der ersten Auster eine Perle von luzidem Glanz. Präsentierte der Mann mit dem Hut am nicht immer technisch ganz sauber ausbalancierten Keyboard – das Flügel-Imitat schwächelte, während die Rhodes-Variante astrein klang – doch mit Christina Clark eine äußerst charmante Interpretin des Great American Songbooks.
Auch interessant
Was allein schon deshalb interessant war, weil die amerikanische Sopranistin sonst in Opernproduktionen des Essener Aalto-Theaters für große Gefühle sorgt. Nun machte sie als Jazzsängerin im Zentrum Altenberg Bella Figura mit solchen Klassikern wie Cole Porters „Night And Day“, servierte lässig „Black Coffee“ von Sonny Burke und überraschte außerdem mit der eher raren Brooks-Bowman-Ballade „East of the Sun (and West of the Moon)“ ihre begeisterten Zuhörer.
„Blackbird“ von Paul McCartney fliegt in höchste Höhen
Ungewöhnlich für eine Opernsängerin – wir erinnern uns ungern an Kiri Te Kanawas Jazz-Versuche –, traf sie jederzeit geschmackssicher die von Marc Brenken feinsinnig und harmonisch spannend grundierten Stimmungslagen ihrer Songs und ließ nicht nur Paul McCartneys „Blackbird“ fabelhaft geschmeidig in höchste Höhen auffliegen. Christina Clark ist halt eine „Natural Woman“, die jedem lässig ein „Smile“ ins Gesicht zaubern kann. Es war ein hinreißendes Debüt bei „R Jazz“, das im Zentrum Altenberg schließlich lautstark bejubelt wurde.
R Jazz besteht seit 2015
Die Konzertreihe R Jazz wurde im September 2015 ins Leben gerufen, damals im Theaterlokal Falstaff an der Ebertstraße. Die Idee stammt von Axel Behle, die musikalische Leitung hat Marc Brenken.
Der Pianist aus Essen hat Jazzklavier an der heutigen Folkwang-Universität der Künste studiert, mehrere CDs eingespielt und Konzerte auch im Ausland gegeben, etwa in Rumänien, Spanien, Norwegen, dem Libanon, den Niederlanden oder in der Mongolei.
So kann es gerne weitergehen: Am 6. Oktober schwelgt Bianca Körner mit feinen Jazz- und Popsongs in „A Summer’s Memories“. Einen Monat später, am 10. November, serviert der Trompeter Jon Boulin mit Marc Brenken einen groovigen „Salute To Singers“ wie Frank Sinatra oder Nat King Cole. Und am 8. Dezember tröstet die niederländische Vokalistin Elisabeth Waanders ihre Zuhörer mit „Songs of Hope“.
Los geht es jeweils um 20 Uhr, Einlass ist um 19.30 im Zentrum Altenberg an der Hansastraße 20. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten. Eine Platzreservierung ist bis 12 Uhr am Vortag per E-Mail erforderlich: kultur@ruhrwerkstatt.de