Oberhausen. Einreisesperren für Saisonarbeiter und Erntehelfer sind für die Landwirte in Deutschland ein großes Problem – nicht so im Norden von Oberhausen.
Wegen der coronabedingten Einreisesperren für Saisonarbeiter stehen viele Landwirte vor erheblichen Ernteproblemen. Dem im lokalen Umfeld gut vernetzten Oberhausener Landwirt Christoph Köster ist es gleichwohl gelungen, trotz aller durch das Virus ausgelösten Probleme ein tüchtiges Team für die jetzt begonnene Spargelernte zusammenzustellen.
Zum Wochenauftakt hat hier die Spargelernte 2020 begonnen. Möglichst erfahrene und geübte Erntehelferinnen und -helfer benötigt Landwirt Köster für seine dreieinhalb Hektar großen Spargelfelder. Als Viererteam sind sie beim Spargelstechen im Einsatz. Vor über 20 Jahren schon hat der stadtweit bekannte Oberhausener mit dem Spargelanbau angefangen. Für alle Fans des Edelgemüses ist der Hof im Stadtnorden eine feste Größe. Der Hofladen an der Gabelstraße findet gerade in diesen Tagen, wo alle Menschen zuhause sind, rege Resonanz – mit dem gebührenden Abstand unter den Kunden natürlich.
Hof Köster liegt direkt an der A3-Böschung. Gleich auf der anderen Seite der Autobahn geht es auf den dort liegenden Feldern jetzt konzentriert zur Sache: Spargelernte ist Knochenarbeit und verlangt eine ausgefeilte handwerkliche Technik, wenn’s gut klappen soll. Wenn der Spargel den Kopf aus der Erde streckt, muss er gestochen werden. Menschen, die aus Albanien und Polen stammen, finden sich unter den Erntehelfern bei Bauer Köster; doch die mussten nicht erst einreisen, weil sie bereits hier leben und er die entsprechenden persönlichen Kontakte schon lange hat.
Gleichwohl weiß der studierte Agrar-Ingenieur um die aktuellen Nöte vieler seiner Berufskollegen. Teils fällt bei Bauern in Deutschland wegen des eklatanten Mangels an Erntehelfern die Spargelernte in diesem Frühling ganz flach: Sie nehmen die Folien ab und hoffen auf eine umso reichlichere Ernte im nächsten Jahr.
Von Erntefrust keine Spur
Von all diesem Erntefrust gibt es in Schmachtendorf keine Spur: Die Spargelspinnen rollen hier batteriebetrieben über die Felder und heben die Folie an, damit die Erntehelfer den Spargel stechen können. 22 Zentimeter soll die gestochene Spargelstange lang sein; das ist das Norm-Maß. Das Gemüse kommt in Körbe, die von der Spargel-Spinne mitgeführt werden.
Böden im Stadtnorden gut für den Spargel
In Schmachtendorf und auch in Königshardt sind die landwirtschaftlichen Böden nicht sehr wasserführend, sondern eher sandig und körnig.
Das kommt dem Spargelanbau im Stadtnorden von Oberhausen durchaus zugute, wie Christoph Köster mit Blick auf seine jahrzehntelange Anbauerfahrung erläutert.
Bis zum 24. Juni dauert nun die Ernte. Die Kundschaft greift im Hofladen bereits eifrig zur frischen Ware. Während unseres Interviews muss Bauer Köster das Gespräch unterbrechen, um die Spargelschälmaschine für eine Käuferin anzuwerfen. Diese Maschine steht jetzt in einer Halle des Bauernhofes und nicht direkt am Eingang des Hofladens, um das Corona-Infektionsrisiko der Kundschaft untereinander zu minimieren. Extra hat Bauer Köster auch ein Handwaschbecken vor dem Hofladen aufgestellt. Es ist also an alles gedacht an der Gabelstraße, wo in diesen Tagen die Natur explodiert und die Bäume grünen und blühen.
Spargelernte verlangt ein gutes Händchen und hängt von vielen Faktoren ab. So können die Landwirte zum Beispiel die Folie auf den Feldern auf schwarz oder weiß stellen. Steht sie auf schwarz, heizt sich das Mikroklima unter der Folie im Frühlingssonnenschein noch weiter auf und das Wachstum wird beschleunigt: Ernte ist kurzfristig angesagt. Steht sie auf weiß, wird der Sonnenschein reflektiert, unter der Folie ist es dann nicht ganz so warm und das Wachstum des Edelgemüses verzögert sich etwas: Die Ernte hat dann noch etwas Zeit. So kann auch der Einsatz der Arbeitskräfte auf den Feldern punktgenau gesteuert werden.
Dreieinhalb Hektar Spargelfelder bewirtschaftet Bauer Köster im Stadtnorden – in Oberhausen ist er damit eine gefragte Adresse für alle Fans des Gemüses. Deutschlandweit betrachtet ist er jedoch eine kleine Nummer: Die größten Produzenten in der Bundesrepublik bringen es auf 1000 Hektar. Und dafür benötigt man dann auf dem Höhepunkt der Saison ebensoviele Erntehelfer, die jetzt vielfach im Land fehlen.