Oberhausen. Eine kleine Auszeichnung mit großer Wirkung: Das Gdanska hat in Oberhausen die Neptun-Statuette vergeben und ruft zu einem weltoffenen Polen auf.

Neptun hat in der deutsch-polnischen Kulturgaststätte Gdanska in Oberhausen schon aufbrausende Fahrwasser gemeistert. Doch in diesem Jahr wirkt der römische Gott etwas bescheidender als sonst. Wegen der Corona-Pandemie wanderte die gleichnamige Auszeichnung für deutsch-polnische Verdienste nur bei einer kleineren Zeremonie in die Hände des Journalisten Andreas Hübsch und des Fotografen Friedhelm Grosse.

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Doch je kleiner der Rahmen, desto größer die Strahlkraft: Oberbürgermeister Daniel Schranz gratulierte am Samstagabend persönlich. Schließlich feiert das Gdanska in Oberhausen in diesem Jahr eigentlich 20 Jahre. Das Programm gibt es wegen der Corona-Maßnahmen allerdings erst im kommenden Jahr.

Preisträger wirbt für eine kritische Gesellschaft

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Auch der polnische Konsul Aleksander Gowin schaute in der etablierten Kulturkneipe vorbei. Da die Neptun-Statuette seit 18 Jahren als Symbol für deutsch-polnische Verständigung und Freundschaft steht, sprachen die Initiatoren und Preisträger auch besonders deutliche Worte.

Gdanska-Wirtin Maria Golebiewski warb in ihrer Begrüßungsrede für ein weltoffenes Polen.
Gdanska-Wirtin Maria Golebiewski warb in ihrer Begrüßungsrede für ein weltoffenes Polen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Der Journalist Andreas Hübsch ist Mitbegründer und Verleger des in Deutschland erscheinenden polnischsprachigen Magazins „Samo Zycie“. Die umstrittene Politik der rechtskonservativen Regierung in Polen schlägt auch bei Teilen der polnischen Community in Deutschland hohe Wellen. Hübsch betonte daher, wie wichtig es sei, sich kritisch mit aktueller Politik auseinander zu setzen.

Tendenzen in Polen, Europa als Sündenbock zu diffamieren und Andersdenkende auszugrenzen, erfüllt auch Neptun-Initiatorin und Gdanska-Wirtin Maria Golebiewski mit Sorge. Sie wünscht sich, dass die liberale Mehrheit in Polen wieder mehr Gehör erhält und Polen für eine weltoffene Gesellschaft steht.

Fotograf zeigt beeindruckende Bilder aus Danzig

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Für den passenden Wandschmuck bei der harmonisch wie kritischen Vergabe vor ausgewählten Zuschauern sorgte ein Preisträger höchstpersönlich. Der Fotograf Friedhelm Grosse zeigte im großen Saal der Kulturgaststätte eine Auswahl seiner bei einem Besuch in Danzig aufgenommenen Großformatfotos. „Die künstlerischen Fotoarbeiten haben zur Verbesserung der deutsch-polnischen Verhältnisse beigetragen“, heißt es in der Jurybegründung.

Die große Fete zum 20. Geburtstag möchte das Gdanska im kommenden Jahr, wenn möglich, nachholen – mit Konzerten und vielleicht sogar einer Kultur-Parade.