Oberhausen. Pop-Sängerin Sofia Portanet gastiert bei ihrer Tour in europäischen Metropolen – und bei „Indie Radar Ruhr“ in Oberhausen. Warum ist das so?
Manche Konzert-Plakate versprühen ihren Charme durch ihre Bildsprache. Bei Pop-Sängerin Sofia Portanet reicht es, sich die Spielorte ihrer Tour durchzulesen. London, Berlin, Hamburg, München – Oberhausen. Nach Szene-Spielorten in europäischen Metropolen steht die 30 Jahre alte Pop-Aufsteigerin, die von der BBC kürzlich als „Germany’s next international Popstar“ getauft wurde, in der hiesigen Innenstadt auf der Bühne.
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Keine große Arena neben dem Centro Oberhausen hat die Berlinerin in die Stadt geholt, sondern eine aufstrebende Konzert-Reihe in der Kultur-Gaststätte Gdanska. Bei „Indie Radar Ruhr“ sollen professionelle Genrebands bei ihrem Weg nach oben Spielpraxis sammeln können. Auf der anderen Seite stehen immer wieder klangvolle Namen von Musikern im Terminkalender, die schon einen Schritt weiter sind, bereits große Festivals und internationale Bühnen gemeistert haben.
Ein guter Name reicht nicht
Wie kann so etwas funktionieren? Indie-Radar-Ruhr-Initiator Maximilian Janetzki ist über ein Argument für eine Zwischenstation am Altmarkt besonders froh. „Obwohl wir mit Indie Radar Ruhr erst kürzlich gestartet sind, hat die Reihe bereits einen guten Namen.“
Mundpropaganda innerhalb der Musiker-Szene hilft also, um Bands in die Stadt zu bekommen. Eine durch kunstvolle Elemente dekorierte und damit nicht alltägliche Kulisse, wie im Gdanska der Fall, dient als zusätzliches Argument. Doch viel entscheidender ist etwas anderes: Als Macher muss man selbst das Telefon in die Hand nehmen.
„Unser Kalender stellt sich durch eine kuratierte Liste auf“, sagt Janetzki. Soll heißen: Die Auswahl der Künstler beginnt nicht erst, wenn die Buchungsagenturen nach geeigneten Spielstätten filtern, sondern deutlich früher. Um Wunschmusiker, die ins dramaturgische Konzept passen, muss man sich kümmern. „Bislang hat das außerordentlich gut funktioniert.“
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Obwohl „Indie Radar Ruhr“ erst wenige Monate am Start ist, haben sich Nachfrage und Angebot durchaus gedreht. Janetzki bekommt mehr Bands angeboten als er unterbringen kann. Bei ambitionierten Nachwuchsgruppen bedeutet jeder professionelle Gig eine wertvolle Referenz, bekanntere Musiker können ihren Tourkalender auffüllen, wenn sie auf der Durchreise sind.
Spenden retten Freiluft-Saison
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Sofia Portanets Album „Freier Geist“ wurde zuletzt im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ besprochen und wanderte im Blätterwald munter durch das Feuilleton. Bevor die Berlinerin am 27. Februar 2021 in der Oberhausener Kulturkneipe mit neuen deutschen Texten musikalisch zwischen Hildegard Kneef und David Bowie balanciert, hoffen die Initiatoren auf gelockerte Corona-Beschränkungen. Eins ist klar: Bekannte Musiker sind bei 12 Euro Eintritt vor einer Handvoll erlaubter Zuschauer wirtschaftlich nicht machbar.
Konzerte wieder im Biergarten
Nach dem Streit über die Lautstärke bei Altmarkt-Konzerten war „Indie Radar Ruhr“ vom Biergarten ins Gdanska umgezogen. Die Veranstalter befinden sich im Austausch mit dem Ordnungsamt. Lautere Instrumente sollen künftig gedimmt werden. Deshalb starten die Konzerte nun wieder unter freiem Himmel.
Beim nächsten Konzert am Freitag, 7. August, wird ab 19.30 Uhr „Dote“ erwartet. Die Essener Popband sollte 2019 beim Großfestival „Olgas Rock“ auftreten. Eine Sturmwarnung verhinderte dies allerdings. Tischreservierungen sind erforderlich. Am Samstag, 8. August, spielen ab 19.30 Uhr „Manukai“.
Die Finanzierung muss bei aller künstlerischen Linie eben klappen. Gerade jetzt, wo die Konzert-Reihe mit Biergarten-Konzerten am Altmarkt Lebenszeichen sendet. Ohne Spenden der Zuschauer funktioniert ein Abend ohne Eintrittspreis nicht, weiß auch Maximilian Janetzki. Ein „Spenden-Schiffchen“ macht deshalb nach dem Abschlussapplaus die Runde. Das macht rund die Hälfte aus, die so ein Konzert kostet.
Die Musiker werden an der Höhe der Spenden beteiligt und erhalten zusätzlich einen Festbetrag, der über Förderprogramme für Club-Projekte finanziert wird. Es geht dabei nicht um Reichtümer, sondern um die Sache und meist mehrere Hundert Euro.
Entscheidend ist am Ende auch, dass „Indie Radar Ruhr“ eine kulturelle Lücke besetzt kann. „Es fehlt an festen Anlaufstellen für Indie-Musik im Ruhrgebiet. Darum kommen regelmäßig auswärtige Besucher zu uns.“