Oberhausen. Ameos will die kirchliche Prägung des ehemaligen Katholischen Klinikums Oberhausen beibehalten. Was der private Träger genau vorhat.
Ameos, der neue private Träger der drei Krankenhäuser und Pflegeheime des ehemaligen Katholischen Klinikums Oberhausen (KKO), will mit der Kirche weiter eng zusammenarbeiten. Seelsorge und Gottesdienste in den Krankenhauskapellen sollen fortgesetzt werden. Es sollen weder Kreuze aus den Patientenzimmern noch die Namenspatrone aus den Namen der Krankenhäuser St. Clemens, St. Josef und St. Marien verschwinden.
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„Es hat einen hohen Wert für die Patienten, die Mitarbeiter, aber auch die Bevölkerung, dass man die Häuser mit ihrer Geschichte und kirchlichen Ausrichtung in Verbindung bringt“, begründete Ameos-Vorstandsmitglied Michael Dieckmann die neu vereinbarte Kooperation mit den örtlichen Gemeinden und dem Bistum Essen. „Wir wollen diese Partnerschaft leben.“ Dazu zählt Dieckmann auch den Einbezug von Kirchenvertretern in den Ameos-Regionalbeirat, der die Entwicklungen im Unternehmen kritisch-konstruktiv verfolgen soll.
Propst: KKO-Insolvenz war „sehr bittere Zeit“
Ameos hat zwar bislang wenig Erfahrung mit der Übernahme von kirchlichen Häusern – lediglich ein ehemaliges katholisches Krankenhaus in Bremerhaven gehört zu den rund 50 deutschen Einrichtungen der Schweizer Holding. Allerdings betonte Dieckmann, dass die Kirche in den vielen psychiatrischen Einrichtungen seines Unternehmens sehr präsent sei, womit man sehr gute Erfahrung gemacht habe. „Da ist die Kirche sehr lebendig und engagiert sich sehr – auch finanziell.“
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Propst und Stadtdechant Peter Fabritz betonte zwar, dass der Verlust konfessioneller Trägerschaften symptomatisch für die schwierige Situation der immer mitgliederschwächeren Kirche sei. Dennoch sei ihm von nicht wenigen Oberhausenern angekreidet worden, dass die katholische Trägerschaft des KKO ausgerechnet unter seiner Amtszeit beendet werden musste. Das Ende April abgeschlossene Insolvenzverfahren sei für ihn eine „sehr bittere Zeit“ gewesen.
Erst mal keine Gottesdienste wegen Corona
„Wir sind deshalb besonders dankbar, dass wir unser ureigenes Anliegen der Seelsorge weiter ausüben können – wenn auch als Gast und nicht als Hausherr“, so der Propst. Wichtig sei zudem, dass nun vertraglich geregelt sei, dass das Inventar der drei Krankenhauskapellen im kirchlichen Besitz bleibt. Aktiv sein werden dort die Propsteigemeinde St. Clemens, die Pfarrei St. Pankratius und die Kirchengemeinde St. Marien.
Neuausrichtung der Kliniken
Ameos hat die Neuausrichtung der KKO-Krankenhäuser bereits vereinzelt umgesetzt. Die Chirurgie wurde Anfang April in Sterkrade bei St. Clemens konzentriert, die chirurgische Ambulanz des St. Marien-Hospitals ist dafür dorthin abgewandert.
St. Marien soll allerdings nicht verkleinert werden. Ameos spielt mit dem Gedanken, dort die Lungenheilkunde oder Altersmedizin auszubauen oder eine Abteilung für Rheumaleiden aufzubauen. Auch eine Tagesklinik zur Schmerztherapie oder die Einrichtung eines OP-Zentrums für niedergelassene Ärzte sind Optionen.
St. Josef soll dagegen als Adresse für psychische Erkrankungen weiter ausgebaut werden.
Bis die Räume wieder mit Leben gefüllt werden, wird es allerdings noch dauern: Die Kapelle in St. Josef ist derzeit nicht zugänglich, weil sie sich im derzeit ungenutzten Trakt der Klinik befindet. In St. Clemens wiederum würden die Corona-Auflagen zwar grundsätzlich einen Gottesdienst mit bis zu 20 Teilnehmern erlauben. Aber auf den üblichen gemeinsamen Gottesdienst mit Patienten und auswärtigen Gästen verzichte man derzeit noch, teilte Pastor und Seelsorger Gerd Wittka mit. „Wir planen aber schon jetzt, zumindest für die Weihnachtszeit etwas auf die Beine zu stellen.“
Bald Rudelsingen im Krankenhaus?
Die Seelsorge habe man dagegen während der gesamten Corona-Zeit fortsetzten können, notfalls telefonisch. Künftig wolle man aber noch mehr auf die Angebote hinweisen. „Wenn die Patienten ins Krankenhaus aufgenommen werden, sollen sie über eine Broschüre direkt erfahren, was wir anbieten“, sagte Seelsorger Johannes Schoenen. Auch Ameos-Vorstandsmitglied Dieckmann betonte, die Seelsorge müsse „sichtbarer werden“.
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Ameos hatte bereits vor Monaten angekündigt, die katholische Prägung beibehalten zu wollen. Dass viele Details über die Übernahme bislang nur langsam nach außen gelangt sind, führt Dieckmann nicht zuletzt auf die Corona-Pandemie zurück. „Corona hat uns leider viel mehr beschäftigt als unser Integrationsprozess.“ Wo eigentlich Austausch im Vordergrund hätte stehen müssen, sei man zu Abstand verpflichtet gewesen.
Für die Zeit nach der Pandemie gibt es aber auch bereits Ideen, wie der katholische Geist der Krankenhäuser ausgelebt werden kann. Unter anderem steht die Idee eines Mitarbeiter-Chors oder regelmäßigen Rudelsingens in der Kapelle von St. Clemens im Raum. Pastor Wittka: „Die Akustik ist sehr gut, da trifft man nie einen falschen Ton.“