Oberhausen. Mehrere Krankenkassen stellen den Oberhausener Bürgern kein gutes Gesundheitszeugnis aus. Der Krankenstand ist überdurchschnittlich hoch.
Um die Gesundheit der Oberhausener ist es im Moment offenbar nicht gut bestellt. Zu diesem Ergebnis kommen gleich mehrere Krankenkassen, die Daten ihrer Versicherten analysiert haben. Der Krankenstand ist im Vergleich zu anderen Städten und dem Landesdurchschnitt recht hoch und auch bei der Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen ist Oberhausen in den Statistik-Listen ganz oben mit dabei.
Die Corona-Pandemie schlägt sich in den Ergebnissen nicht nieder, die meisten Daten der Studien stammen aus Vor-Corona-Zeiten. Wie die Erhebung des Krankenstandes der Technikerkrankenkasse: Die Kasse hat errechnet, dass Arbeitnehmer in NRW im vergangenen Jahr an durchschnittlich knapp 16 Tagen krankgeschrieben waren. Oberhausen liegt mit einem Schnitt von fast 20 Tagen deutlich darüber. Häufigste Gründe für die Krankschreibungen: psychische Erkrankungen wie Depression sowie Rücken- und Atemwegserkrankungen.
Risikofaktor Armut
Einen unerfreulichen Spitzenplatz belegt Oberhausen im aktuellen Gesundheitsreport der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg. In keiner anderen Stadt verzeichnet die Kasse einen so hohen Stand an Diabetes-Fällen bei ihren Versicherten wie in Oberhausen. Fast jeder Zehnte leidet demnach an der Stoffwechselerkrankung. Bei der Krankenkasse Viactiv zeigt sich ein ähnliches Bild, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt: Fast 15 Prozent der Versicherten weisen eine Diabetes-Diagnose auf.
Einen wesentlichen Risikofaktor für eine Diabetes-Erkrankung haben die Experten der AOK ebenfalls ausgemacht. Die Daten belegen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Diabetes und dem sozialen Status. Die Quote der im Volksmund auch Zuckerkrankheit genannten Erkrankung ist bei Empfängern von Hartz IV und deren Familienangehörigen fast doppelt (1,7 Mal) so hoch wie bei Berufstätigen und deren Angehörigen. Der Anteil der Menschen, die auf staatliche Hilfen angewiesen sind, ist in Oberhausen vergleichsweise hoch. Eine aktuelle Erhebung der Bertelsmann-Stiftung hat jüngst ergeben, dass vor allem die Zahl der betroffenen Kinder in Oberhausen in den vergangenen Jahren zugenommen hat.
Angebote für Kinder und Jugendliche
„Soziale Ungleichheit beeinflusst also nachweislich die Gesundheit“, konstatieren die Macher des Gesundheitsreports. Das zeige sich auch bei chronischen Krankheiten wie Asthma oder Adipositas. Einen Appell richtet AOK-Vorstand Matthias Mohrmann an die Politik. Es besteht „dringender Handlungsbedarf, Diabetes stärker zu bekämpfen“.
Aus dem Oberhausener Rathaus heißt es dazu: „Der Bereich Gesundheit ist dabei, das Themenfeld Gesundheitsplanung personell zu verstärken.“ Es sollen „gesundheitsförderliche Strukturen“ aufgebaut werden, um so zum Beispiel gezielte Projekte in den einzelnen Sozialräumen planen zu können.
Vermeidbarer Aufenthalt in der Klinik
Der Gesundheitsreport der Krankenkasse AOK Rheinland / Hamburg hat eine weitere Auffälligkeit für Oberhausen entdeckt. Der Anteil an vermeidbaren Krankenhausaufenthalten ist vergleichsweise hoch. Knapp 31 Prozent der stationären Behandlungen sind betroffen, noch höher liegen die Quoten nur in Remscheid und Euskirchen.
Grundlage dieser Einschätzung ist die Zahl der sogenannten ambulant-sensitiven Diagnosen. Das sind Erkrankungen, die aus Sicht der AOK ambulant behandelt werden können – wenn die Patienten kontinuierlich von ihren Hausärzten oder niedergelassenen Fachärzten begleitet werden.
Den Gesundheitsexperten der Stadt sei schon länger bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Status, einem ungesunden Lebensstil und Diabetes gibt. Daher habe die Stadt auch in der Vergangenheit schon Projekte zu den Themen Ernährung, Bewegung und Gesundheit in Kitas und Grundschulen aufgelegt. Weil sie über Kinder und Jugendliche noch gezielt Einfluss nehmen könne, denn der Personenkreis der Hartz IV-Empfänger sei ansonsten nur schwer zu erreichen.
„Nichtsdestotrotz, die vorgestellten Daten werden uns dazu veranlassen, auch Maßnahmen über die schulische Aufklärung hinaus zu initiieren“, so die Pressestelle der Stadt, „und Angebote im direkten Umfeld der gefährdeten Personen zu etablieren“. Einzelne Projekte und Angebote scheiterten aber auch an fehlenden finanziellen Mitteln. Hier benötige die Stadt ihrerseits Hilfe von Land oder Bund.