Essen. Ein AOK-Report zeigt: Hartz-IV-Empfänger erkranken eher an Diabetes als Berufstätige. Und jeder dritte Krankenhausaufenthalt ist vermeidbar.
Zwischen Rhein und Ruhr ist jeder zwölfte Einwohner an Diabetes Typ 2 erkrankt. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg hervor, den die Krankenkasse am Dienstag vorstellte. Die darin erhobenen Diabeteszahlen seien repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, so die AOK. Laut Report leben die meisten Diabetiker im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung in Oberhausen. Dort sind 9,8 Prozent der Bevölkerung erkrankt, also sogar jeder Zehnte.
Typ-2-Diabetes wird durch Übergewicht oder Bewegungsmangel ausgelöst, erbliche Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen. Ein wesentlicher Risikofaktor ist laut Gesundheitsreport aber der soziale Status: Hartz-IV-Empfänger oder ihre Angehörige erkranken eher an Diabetes als Berufstätige.
AOK: Politik muss ungleichen Gesundheitschancen entgegenwirken
AOK-Vorstand Matthias Mohrmann sieht deshalb einen dringenden politischen Handlungsbedarf: „Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung müssen so ausgebaut werden, dass das Versorgungsangebot flächendeckend, gruppenspezifisch und qualitativ weiterentwickelt wird“, sagte Mohrmann am Dienstag. So müsse ungleichen Gesundheitschancen entgegengewirkt werden.
Die große Koalition im Bundestag hatte in der letzten Sitzung vor der Sommerpause eine Nationale Diabetes-Strategie beschlossen, um Diabetes und starkem Übergewicht vorzubeugen. Dazu gehört, das Universitätslehrstühle ausgebaut werden sollen und Menschen mit starkem Übergewicht zulasten der Krankenkassen umfassend behandelt werden. Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft hatten kritisiert, dass der Bund die Lebensmittelindustrie außen vorlasse, obwohl deren Produkte ganz wesentlich zu ungesundem Essverhalten beitrügen.
Jeder dritte Krankenhausaufenthalt ist zu vermeiden
Die AOK verweist in ihrem Report auch auf vermeidbare Krankenhausaufenthalte. Etwa jeder dritte Krankenhausfall betreffe sogenannte ambulant-sensitive Diagnosen, das heißt, diese Patienten könnten auch ambulant behandelt werden. Der Anteil sei verhältnismäßig hoch, so die AOK. (stew/red)