Oberhausen. Ein 300 Seiten dickes Buch würdigt die vor 23 Jahren in Oberhausen gestorbene Sängerin und Friedensaktivistin Fasia Jansen aus Hamburg.
„Fasia wollte ein Buch über ihr Leben machen.“ Mit diesem Satz beginnen die 300 großformatigen Seiten von Marina Achenbachs „Fasia – geliebte Rebellin“, erschienen 2004 im Oberhausener Asso-Verlag. „Wie viele Notizen, Tonbänder, Hefte, Entwürfe sie hinterlassen hat! Es sind hunderte Anfänge, Episoden und Reflexionen.“
Der reich ausgestattete Bildband – ein wahrer Liebesdienst ihrer Familie und Freunde – ist denn auch weniger klassisch erzählte Biographie als vielmehr eine Materialsammlung voller Fotos, Dokumente, Zeichnungen und Zeitzeugnisse – und nicht zuletzt mit einer CD und 22 Liedern.
Der nach wie vor erhältliche Erinnerungsband an die Sängerin mit der großen Stimme hält sprachlich eine Tugend hoch, die den wohltuenden Kontrapunkt setzt zu jeder akademischen Debatte: Klarheit und Verständlichkeit der Sprache. Sie fiel nicht nur der stets geradlinigen Fasia Jansen stets leicht, die zum Ende ihres Lebens (von 1929 bis 1997) sagte: „Ich weiß gar nicht, ob ich mich so sehr als Sängerin sehe. Ich rede auch. Und die Lieder singe ich, um Mut zu machen.“
Auch um sich selbst Mut zu machen, in schlimmster Zeit: Die gebürtige Hamburgerin war die uneheliche Tochter des liberianischen Generalkonsuls Momulu Massaquoi und des Zimmermädchens Elli Jansen. Der drei Jahre ältere Journalist Hans-Jürgen Massaquoi, bekannt für seinen Erinnerungs-Bestseller „Neger, Neger, Schornsteinfeger“, war der Enkel des Konsuls.
Dem in Armut aufgewachsenen Mädchen Fasia hatte der Vater aus der Elite des ältesten unabhängigen Staates in Westafrika keinerlei Privilegien beschert. Vielmehr missbrauchte das NS-Regime die Achtjährige in einem pseudo-„medizinischen“ Experiment, das zu einem lebenslangen, schweren Herzleiden führte.
In jedem Sinne herzlose Amtsschreiben
Der Band „Geliebte Rebellen“ dokumentiert auch in jedem Sinne herzlose Amtsschreiben, die noch Jahrzehnte später Fasia Jansen eine „Wiedergutmachungsrente“ verweigern. Dann waren es gerade Kraftakte wie die Ostermärsche – der 1960er und wieder erstarkend in den 1980ern – dank derer die zarte Sängerin bekannt wurde. „Ich habe immer gesungen“, sagte Fasia Jansen. „Aber sichtbar, so richtig sichtbar wurde ich erst mit den Ostermärschen.“
Die herzlich unglamouröse Sängerin mit dem kräftigen Tremolo begegnete Ikonen ihrer Zeit wie Joan Baez und Angela Davis, trat im sowjetischen Fernsehen auf und vor der UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi. Aber sie mutete ihrem kranken Herzen auch einen Hungerstreik an der Seite der Hoesch-Stahlarbeiterfrauen zu. Fasia Jansen starb mit 68 Jahren am 29. Dezember 1997 in Oberhausen. Wenige Wochen zuvor hatte ihr die Stadt die silberne Ehrennadel verliehen. Und ihr Ostermarsch-Begleiter Walter „Kuro“ Kurowski spielte für sie „Venceremos“ von Franz Josef Degenhardt.