Oberhausen. Katholiken in Walsumermark haben die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass der Bischof seine Entscheidung gegen St. Theresia nochmals überdenkt.

Die Gläubigen in St. Theresia haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass Bischof Franz-Josef Overbeck seine jüngste Entscheidung gegen St. Theresia Walsumermark und für St. Josef Schmachtendorf noch einmal überdenkt. Der Bischof hatte sich am 24. Juni in Oberhausen für St. Josef als künftigen Hauptstandort der Propsteipfarrei St. Clemens im Stadtnorden ausgesprochen.

Direkt nach unserem jüngsten Bericht dazu meldete sich zum Beispiel Marianne Jochmann aus Walsumermark in der Redaktion. Sie hat ein Protestschreiben an den Ruhrbischof geschickt, das sie als offenen Brief nun auch der Redaktion zur Verfügung gestellt hat.

Keinesfalls besser erreichbar

Mit Bestürzung und Trauer habe sie von der Entscheidung erfahren. St. Josef sei keinesfalls besser erreichbar und die Parkplatzanzahl dort sei zudem äußerst begrenzt, auch die Bushaltestelle liege nicht in unmittelbarer Nähe. Die an der Kirche gelegene Familienbildungsstätte werde sicher gut frequentiert, trage aber bestimmt nicht zur Unterstützung des aktiven Gemeindelebens bei.

St. Theresia vom Kinde Jesu sei dagegen eine sehr aktive Gemeinde, die an jedem Sonntag von ca. 220 Menschen aller Altersgruppen zur Feier der heiligen Messe besucht werde. Nach jeder Sonntagsmesse gebe es einen ebenfalls gut besuchten „Gemeindetreff“. Marianne Jochmann unterstreicht: „Da zeichnet sich die Lage im ,reinen Wohngebiet’ aus, denn hier wohnen die Menschen, die auch die Kirche besuchen (was von Ihnen ja als Nachteil gesehen wird).“ Viele aktive Gruppierungen seien in St. Theresia vom Kinde Jesu seit langem fest verwurzelt: Gemeindecaritas, KAB, KFD, Seniorengemeinschaft, Klöncafé, Kreativkreis (der zweimal im Jahr Basare ausrichtet), Pfadfinder, Sternsinger, Kirchenchor und ca. 60 Ministranten. Außerdem finde einmal im Jahr ein großes und sehr beliebtes Gemeindefest statt.

Viel Zeit investiert – wofür?

Ergebnis doch nicht ganz so knapp

So „knapp“, wie es die bischöfliche Pressestelle formuliert, war das Pfarrei-Votum für St. Theresia offenbar nicht, wenn man es in Gänze betrachtet. Der Redaktion liegen folgende Ergebnisse von Ende 2019 pro St. Theresia vor:

Im Kirchenvorstand gab es danach tatsächlich ein knappes Ergebnis von neun zu acht für St. Theresia.

Doch im Pfarrgemeinderat wurden 17 Stimmen für St. Theresia gezählt und acht Stimmen für St. Josef, bei vier Enthaltungen.

Marianne Jochmann hat sich viele Jahre in der Gemeinde und in der Debatte um den Pfarrentwicklungsprozess engagiert und kommt zu dem Schluss: „Wer also unsere große lebendige Gemeinde kennt, wird nicht verstehen, warum sie aufgelöst werden soll.“ Wenn eine Gemeinde, die wenig Gottesdienstbesucher habe, nicht mehr unterhalten werden könne und aufgegeben werde, sei dies eher zu verstehen und zu vermitteln. Möglicherweise stehe dem Oberhausener Norden jetzt – wegen der Entscheidung des Bischofs – eine Austrittswelle bevor: „Wofür haben sich viele von uns aus den vier Nordgemeinden über Jahre getroffen, viel Zeit investiert und an Lösungen für unser Votum gearbeitet und um ein Ergebnis gerungen, wenn dieses dann sowieso nicht angenommen wird?

Verraten und verkauft

Marianne Jochmann blickt abschließend auf die biblische Geschichte und formuliert: „Vor ca. 2000 Jahren hat Judas für 30 Silberlinge Jesus verraten und verkauft. Für welchen Preis wird jetzt St. Theresia vom Kinde Jesu verraten und verkauft? Was passiert mit der Kirche und dem Grundstück? Wird es meistbietend vermarktet?“ Ihr Appell an den Bischof: „Vielleicht überdenken Sie Ihre Entscheidung ja noch einmal!“

Bitterkeit und Wut

Auch Verwaltungsausschuss und Gemeinderat von St. Theresia Walsumermark haben einen Brief an Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck geschrieben, in dem sie ihrer „Bestürzung“ über die jüngste Entscheidung des Bischofs gegen St. Theresia und für St. Josef als künftigen Hauptstandort der Propsteipfarrei St. Clemens im Stadtnorden Ausdruck geben. In dem Schreiben heißt es, man habe damit gerechnet, dass der Bischof „persönlichen Kontakt“ zu St. Theresia suche , um Fragen zu stellen und Antworten zuzuhören. „Stattdessen wurde uns eine endgültige Entscheidung mitgeteilt, die so aus unserer Sicht nicht erwartet werden konnte. Das löst Bitterkeit und Wut aus.“ Auch die Gemeindejugend fühle sich nicht ernst genommen, „sondern stattdessen auf die Straße gesetzt“. Zum Abschluss des Briefes heißt es: „Wir würden uns freuen, wenn es nicht bei der momentanen Sprachlosigkeit bliebe, sondern wenn es noch zu der von Ihnen angedeuteten Diskussion über die entscheidenden Fragen käme.“