Oberhausen. Wichtige Weichenstellung in der Propsteipfarrei St. Clemens: Bischof Overbeck erteilt knappem Votum von Ende 2019 für St. Theresia eine Absage.
Über viele Jahre schon begleiten die Debatten im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) die Katholikinnen und Katholiken in der Propsteipfarrei St. Clemens. Jetzt gibt es eine klare und wichtige Entscheidung dazu.
Im Oberhausener Norden wird künftig die Kirche St. Josef in Schmachtendorf der zentrale Gottesdienstort der katholischen Pfarrei St. Clemens sein. Zudem wird die Pfarrei den Standort St. Barbara im Stadtteil Königshardt bis mindestens zum Jahr 2030 weiterführen.
Brisante Entscheidung
Diese Entscheidung hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck jetzt auf einer gemeinsamen Sitzung mit den Gremienmitgliedern der Pfarrei in der Jugendkirche Tabgha bekannt gegeben. Und man darf durchaus formulieren: Darin steckt einige Brisanz, denn nach langen und heftigen Diskussionen hatten sich die Gremien der Pfarrei Ende 2019 knapp für St. Theresia in Walsumermark als Hauptstandort für den Stadtnorden entschieden. Diesem Votum erteilt die bischöfliche Entscheidung nun eine klare Absage.
Ziel: zukunftsorientierte Standorte
Mit 30.000 Katholikinnen und Katholiken handelt es sich bei der Propsteipfarrei St. Clemens um die zweitgrößte Pfarrei des Ruhrbistums.
Ziel des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) ist es, bis 2030 einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen und die Seelsorge auf wenige, dafür aber zukunftsorientierte Standorte zu konzentrieren.
„Mit der engen Anbindung an das Zentrum von Schmachtendorf und der guten Erreichbarkeit halte ich St. Josef für den zukunftsträchtigsten Standort im Norden der Pfarrei St. Clemens“, wird der Bischof in einer aktuellen Pressemitteilung des Ruhrbistums zitiert. St. Theresia dagegen liege in einem reinen Wohngebiet und biete deshalb nicht so gute Standort-Voraussetzungen. Zudem verfüge St. Josef über eine gut besuchte Familienbildungsstätte, die jenseits der reinen Bildungsarbeit „neue Vernetzungschancen mit der Gemeindearbeit“ ermögliche.
„PEP ist Chefsache“
Propst Peter Fabritz hatte den Bischof und die Mitglieder von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat in der Jugendkirche Tabgha begrüßt und dabei gleich zu Beginn der Sitzung, die unter strikten Corona-Regeln stattfand, deutlich gemacht, dass der Bischof das letzte Wort im Zuge der PEP-Debatten habe: „Der Pfarreientwicklungsprozess ist Chefsache und er war es von Anfang an“, sagte Fabritz, der um die jahrelangen, emotionsgeladenen Debatten weiß – und der auch weiß, dass die nun getroffene Entscheidung wohl manchen Protest auslösen wird.
Denn nicht nur St. Theresia wird aufgegeben, sondern ebenso die Kirche und das Gemeindezentrum St. Johann in Holten – eine schmerzliche Maßnahme für den gesamten Nordwesten der Stadt. Die katholischen Christen hatten seit 2016 um eine Entscheidung im Stadtnorden gerungen. Wie in allen Pfarreien im Bistum Essen hatten auch die Gremien der Pfarrei St. Clemens in den vergangenen Jahren im Zuge von PEP intensiv über die inhaltliche Ausrichtung der Pfarrei, aber vor allem auch über die Zukunft der einzelnen Gemeindestandorte diskutiert.
Die Faktenlage ist seit Jahren klar: Vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen und immer geringer werdender Kirchensteuereinnahmen muss auch der Gebäudebestand reduziert werden. „Mit der Entscheidung des Bischofs beginnt für die Pfarrei der Umsetzungsprozess, der eine große Herausforderung darstellt“, sagt Ludger Schollas, Leiter der Arbeitsstelle Pfarreientwicklung im Bistum Essen. Seine Entscheidungen zur Standortplanung wird Bischof Overbeck laut aktueller Mitteilung des Ruhrbistums der Pfarrei auch noch schriftlich bestätigen. Schon ab diesem September werden dann die Gremien der Pfarrei mit der konkreten Umsetzung beginnen.
Ziel: „keine Gewinner und keine Verlierer“
Alle Beteiligten wissen um die Brisanz der Entscheidung. Gerade jetzt müsse das PEP-Leitwort in St. Clemens – „Zusammen.Wachsen“ – besonders ernst genommen werden, heißt es. Es dürfe nun unter den Katholiken im Oberhausener Norden „keine Gewinner und keine Verlierer“ geben.
Vielmehr gehe es nun darum, mit den bestehenden vier Gemeinden im Stadtnorden von Oberhausen – St. Johann Holten, St. Theresia Walsumermark, St. Barbara Königshardt und St. Josef Schmachtendorf – gemeinsam die Gestaltung des dortigen „pastoralen Raumes“ anzugehen. Und das gelte nicht nur für die zwei Standorte mit einer längerfristigen Perspektive für Gottesdienst und Gemeindearbeit, sondern für alle Stadtteile des Pfarrei.