Oberhausen. Katholische Gottesdienste wird es künftig in deutlich weniger Kirchen in Sterkrade geben. Die Kirche tritt den Rückzug aus der Fläche an.
Seit sechs Jahren arbeitet die katholische Großpfarrei St. Clemens Sterkrade daran, sich für die Zukunft neu aufzustellen. Das Projekt nennt sich Pfarreientwicklungsprozess (Pep). Ursprünglich hätte der Prozess 2018 abgeschlossen sein sollen. Propst Peter Fabritz gab der Bezirksvertretung Sterkrade einen Überblick über den Stand der Dinge. Danach reduziert sich die Zahl der Gotteshäuser künftig stark. Standorte mit Kirche und Gemeindezentrum wird es nur noch zwei geben: Herz-Jesu in Sterkrade und St. Theresia in Walsumermark.
Der Schwund bei den Gläubigen und damit bei den Finanzmitteln halte an, erklärte er. Als Anfang 2007 sämtliche kleinen Pfarrgemeinden in Sterkrade zur Großpfarrei zusammengeschlossen wurden, sei sie mit 38.000 Katholiken gestartet. Ende 2018 seien es noch 30.000 gewesen. Das Bistum in Essen habe der Pfarrei noch bis Ende 2019 Zeit gelassen, die Frage ihrer künftigen Standorte im nördlichen Pfarreigebiet abschließend zu klären, weil es sich um die zweitgrößte Pfarrei im ganzen Ruhrbistum handelt, so Fabritz.
Zahl der Gläubigen fast halbiert
Die Kirche stellt sich dabei so auf, dass sie künftig über einen ausgeglichenen Haushalt verfügt. Außerdem habe sich ja auch die Zahl der Katholiken seit Gründung des Ruhrbistums 1958 in etwa halbiert.
In Sterkrade-Mitte kooperieren künftig die Gemeindebereiche St. Clemens und Herz-Jesu miteinander. Die Propsteikirche bleibt als Wallfahrtskirche und Anlaufstelle für die Menschen in der Großstadt erhalten. Zum Gemeindezentrum aber wird die Herz-Jesu-Kirche mit ihrem Gemeindehaus an der Oskarstraße.
Kirche Liebfrauen wird aufgegeben
Im Sterkrader Süden macht sich die Kirche auf die Suche nach einem neuen Standort. Denn die Kirche St. Josef an der Lindnerstraße in Buschhausen und ihr Gemeindezentrum stehen nur noch bis 2030 zur Verfügung, sollen künftig anders genutzt werden. Angestrebt wird eine kirchennahe Nutzung, so dass dort vielleicht ein Gemeinderaum erhalten bleibt. Aber auch Kloster und Kirche Liebfrauen an der Roßbachstraße in Schwarze Heide werden aufgegeben, nur das Gemeindezentrum weiter unterhalten. Die Kirche selbst gehört dem Kapuzinerorden. Der Mietvertrag läuft im Juni aus. „Wir sind da raus“, so Fabritz. Auch die bisherige Jugendkirche Tabgha an der Fichtestraße wird nach ihrem Umzug in diesem Jahr nach Duisburg aufgegeben.
Kirchenfinanzen geraten aus dem Gleichgewicht
St. Clemens Sterkrade ist eine von vier katholischen Pfarrgemeinden in Oberhausen. Ihren jährlichen laufenden Einnahmen von knapp 1,5 Millionen Euro standen zuletzt laufende Ausgaben von knapp 1,6 Millionen Euro gegenüber. Diese Unterdeckung würde sich in wenigen Jahren noch auf 465.000 Euro jährlich erhöhen, wenn nicht reagiert würde.
Deshalb muss die Kirche Kosten senken, sich also von Gebäuden und ihrer Unterhaltung und von Personalstellen trennen. Bis 2030 wird entsprechend das von der Gemeinde selbst zu bezahlende Personal von 13 auf sechs Vollzeitstellen (ohne Beschäftigte der Kitas sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger) verringert.
Diffizil ist die Lage bei den nördlichen Gemeinden. Fest stehe, sagte Fabritz, dass in Holten die Kirche St. Johann an der Bahnstraße nur bis 2025 aus Haushaltsmitteln unterhalten bleibe. Die übrigen Gebäude würden aufgegeben. Auch in Schmachtendorf bleibe noch die Kirche St. Josef an der Hiesfelder Straße. Die übrigen Gebäude würden weiterhin vom Katholischen Bildungswerk des Bistums genutzt. In Königshardt müsse ab Sommer auf die Kirche St. Barbara an der Hartmannstraße verzichtet werden, auch wenn sie schwer zu veräußern sei. Das Gemeindehaus werde bis 2025 unterhalten.
Künftiges Zentrum: Walsumermark
Demnach bliebe St. Theresia in Walsumermark an der Mergelkuhle als einziger Vollstandort erhalten. Dort seien dann auch bauliche Veränderungen/Erweiterungen erforderlich. Beim Zukunftstag der Pfarrei im vergangenen Juni hatte der Vorschlag, im Sterkrader Norden an einem zentralen Standort ganz neu zu bauen, viel Unterstützung gefunden. Das ist inzwischen anders entschieden worden. Allerdings steht die Zustimmung des Bistums noch aus. In jedem Fall stünden Mittel für Neubauten erst zur Verfügung, wenn alte Gebäude zuvor verkauft seien.