Oberhausen. Bei den Zeugnisübergaben müssen die Oberhausener Schulen dieses Mal kreativ sein. Die Notenvergabe hat Corona allerdings nicht verkompliziert.

Ein sonderbares Schuljahr mit vielen Unsicherheiten findet am Freitag sein Ende. Zumindest die Notenvergabe hat sich jedoch als weniger kompliziertes Kapitel in diesem ersten Corona-Schuljahr herausgestellt, wie von den Oberhausener Schulleitungen zu hören ist. „Schüler konnten sich über das Distanzlernen verbessern, aber nicht verschlechtern“, erläutert Susanne Amrehn, Leiterin der Steinbrinkschule und Sprecherin der hiesigen Grundschulen. „Die Vorgaben aus dem Bildungsministerium sind in diesem Punkt sehr klar.“

„Beim Distanzlernen sind Schüler vorgeprescht, die sich sonst sehr still verhalten“, sagt Doris Sawallich, Schulleiterin der Gesamtschule Weierheide.
„Beim Distanzlernen sind Schüler vorgeprescht, die sich sonst sehr still verhalten“, sagt Doris Sawallich, Schulleiterin der Gesamtschule Weierheide. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Gerade für schüchterne Schüler seien die letzten drei Monate deshalb eine Chance gewesen, ergänzt Doris Sawallich, Sprecherin der Oberhausener Gesamtschulen und Leiterin der Gesamtschule Weierheide, wo der digitale Unterricht vor allem über das Lernportal Moodle organisiert worden ist. „Dort sind viele vorgeprescht, die sich sonst sehr still verhalten. Und diese Schüler haben auch ein Anrecht darauf, dass sich das in ihren Noten widerspiegelt.“ Auf der anderen Seite hätte es manche „Schulflüchtige“ gegeben, die die Zeit für eigene Interessen genutzt hätten. „Es war aber nur eine kleine Gruppe von etwa einem Dutzend Schüler.“

Kritik der Eltern? Schulleitungen erwarten „keine Widersprüche“

Dass die schlechte oder nicht vorhandene Leistung dieser Schüler nun nicht in die Note einfließen kann, hält Sawallich für alternativlos – wie auch Alice Bienk, Leiterin des Elsa-Brandström-Gymnasiums. „Man kann unter aktuellen Bedingungen nicht einschätzen, ob eine schlechte Leistung im Distanzlernen an mangelnden Möglichkeiten oder Faulheit liegt“, sagt die Sprecherin der Oberhausener Gymnasien. Ein garantierter Zugang zum digitalen Unterricht sei die Grundvoraussetzung, um alle Leistungen entsprechend zu berücksichtigen.

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Da laut neuem Bildungssicherheitsgesetz in diesem Schuljahr auch kein Schüler sitzen bleiben muss, glauben die Schulleiterinnen nicht, dass es in der Elternschaft zu vielen Fragen oder gar zu einer Klagewelle kommen wird. „Ich erwarte keine Widersprüche“, sagt Gesamtschulen-Sprecherin Doris Sawallich. Da die jetzigen Viertklässler schon vor den Corona-Einschränkungen eine Schulempfehlung und Zusage von den weiterführenden Schulen erhalten haben, seien auch bei den Grundschulen wenig Fragen offen, ergänzt Susanne Amrehn.

Abschlussfeier auf Distanz

Zeugnis-Telefon ist erreichbar

Die Bezirksregierung Düsseldorf bietet wie jedes Jahr ein Zeugnis-Telefon an. Eltern und Schüler können dort vor allem rechtliche Fragen klären, wenn sie etwa die Notengebung für ungerecht halten oder Fragen zur weiteren Schullaufbahn haben.

Für Fragen zu Real- und Gesamtschule sowie Gymnasium und Berufskolleg ist die Servicestelle unter der Rufnummer 0211/475 4002 erreichbar. Für Fragen zur Grund-, Haupt- und Förderschule wurde eine städtische Hotline eingerichtet, die unter 0208/8251 zu erreichen ist. Die Servicezeiten: Freitag (26.6), Montag (29.6.) und Dienstag (30.6.), jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr.

Komplizierter als die Beurteilung der Schüler scheint viel mehr die Übergabe der Zeugnisse zu sein – besonders für die Jahrgänge, die ihre Schullaufbahn beenden oder in die weiterführende Schule wechseln. „Die Viertklässler brauchen einen Abschluss, eine kleine Feier“, ist Susanne Amrehn überzeugt. Statt sich wie sonst zum gemeinsamen Singen im Gemeindesaal der Friedenskirche in Sterkrade zusammenzufinden, wo sich aktuell nur knapp 30 Leute aufhalten dürfen, hat man an der Steinbrinkschule deshalb eine klassenweise getrennte Diashow auf dem Schulhof vorbereitet. Jedes Kind darf dabei nur ein Elternteil mitbringen.

Abiturienten: Zeugnisübergabe in kleinen Gruppen

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Die Abiturienten mussten bereits auf Abiball und Motto-Woche verzichten. Um ihnen zumindest eine würdige Zeugnisübergabe zu ermöglichen, verleiht man im Elsa-Brandström-Gymnasium fünf Stunden am Stück in kleinen Gruppen mit je 30 Schülern und Begleitpersonen die Abschlusszeugnisse in der Aula. „Ich hielt eine Zeugnisübergabe im Autokino für eine gute Idee, da haben sich die Schüler aber gegen ausgesprochen“, sagt Schulleiterin Alice Bienk, die ihre Abschlussrede digital zur Verfügung stellt.

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Auch an der Gesamtschule Weierheide wird die Zeugnisübergabe am Samstag (27.6.) länger dauern als gewöhnlich. Dort hat man den Abiturjahrgang in zwölf Gruppen mit je vier Familien aufgeteilt. Eine halbe Stunde verbringt jeder draußen in der „Plauderecke“, um sich noch einmal mit den Lehrern auszutauschen. Danach geht es weiter in den „VIP-Bereich“, wo die eigentliche Zeugnisübergabe stattfindet. Über sechs bis sieben Stunden Zeugnisse verteilen: Für Schulleiterin Doris Sawallich auch deshalb ein verkraftbarer Akt, weil sich die Abiturienten trotz psychischer Belastung im Corona-Chaos „leistungstechnisch sehr wacker geschlagen haben“. Vier Mal darf sie am Samstag ein Zeugnis mit einem Schnitt von 1,0 überreichen.