Oberhausen. Die Corona-Krise hat gravierende Auswirkungen auf die Karnevalssession. In Oberhausen gibt es keine Tollitäten. Die ersten Events fallen aus.
Bei ihren Sitzungen hauen Karnevalisten sonst fröhlich auf die Pauke – ein Paukenschlag kündigt nun tiefe Einschnitte für die Narrenspielzeit an. In Oberhausen wird es in der kommenden Session weder Stadtprinz noch Kinderprinzenpaar und Dreigestirn geben. Darauf haben sich die Vorsitzenden der 19 Oberhausener Karnevalsvereine mit dem Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval bei einer Sondersitzung in der Bernarduskapelle verständigt.
Damit wird in der seit 1950 geführten Legende der Regenten erstmals eine Lücke klaffen, obwohl der designierte Stadtprinz Jörg Becker (Ehrengarde) bereits in den Startlöchern steckt und es auch an Bewerbern für die Folgejahre nicht mangelt. Die Auswirkungen der Corona-Krise zwingen die Vereine zum raschen Handeln. „Die Vorsitzenden der Gesellschaften und Gemeinschaften sowie die Prinzenteams sind mit dem Wunsch an uns herangetreten“, erklärt Hauptausschuss-Geschäftsführer Klaus Kösling.
Karnevalsprinzen fehlt die Zeit
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Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Dachverband zunächst lieber eine mögliche neue Handhabe für Großveranstaltungen ab dem 31. August abgewartet hätte. Doch auf mögliche Lockerungen bei den Corona-Beschränkungen fehlt vielen Gesellschaften und vor allem den künftigen Prinzen die Zeit.
Der närrische Geschäftsplan mit vielen Tausend Euro kann häufig nicht kurzfristig geändert werden. Prinzen fehlen plötzlich Sponsoren. Kartenverkäufe sind unsicher. Karnevalsorden mit Jahreszahlen müssen geprägt werden. „Das können wir nachvollziehen“, sagt Kösling. „Das Ergebnis der Abstimmung war eindeutig.“
Dies bedeutet: Die ersten karnevalistischen Veranstaltungen wird es nicht geben. Die Prinzenkürung am 14. November mit mehr als 1000 Narren in der Luise-Albertz-Halle wird aus dem Kalender gestrichen.
Auch für eine Inthronisierung des Kinderprinzenpaares im Freizeithaus im Revierpark Vonderort und Kürung des Dreigestirns der Karnevalsgemeinschaft „Dampf drauf“ fehlt nun die Feiergrundlage.
Karnevalsumzüge auf der Kippe
Als Konsequenz rutschen alle Regenten ein Jahr nach hinten. Kleines Trostpflaster, das kaum einen Vollblut-Narren trösten wird: Kein Prinz muss auf seine Amtszeit verzichten.
Dass der Vorjahresmachthaber Dirk I. (Loege) in der wackeligen Session einspringt und eine Extrarunde dreht, ist dagegen ausgeschlossen. Der Prinz wird am Aschermittwoch traditionell entmachtet. Loege hatte bereits signalisiert, nach seiner Amtszeit nicht weiter zur Verfügung zu stehen.
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Wie es im restlichen Narrenkalender weitergeht, ist kompliziert – und in der Schwebe. Kösling betont: „Es wird eine Karnevalssession geben, doch wie diese aussehen kann, können wir zurzeit nicht sagen.“ Das betrifft vor allem die großen Karnevalsumzüge in Alt-Oberhausen und Osterfeld bei denen in acht Monaten eigentlich Zehntausende Menschen am Wegesrand jubeln sollen. Die Planungen laufen zwar weiter, doch so recht vorstellen kann sich dies momentan kaum einer.
Halbvolle Halle bedrohen Vereine
Zumindest bleibt bei den Umzügen mehr Zeit als bei Prinzenteams und Prunksitzungen. Signalwirkung dürfte haben, wie sich die Karnevalshochburgen entscheiden. In Köln hatte das Festkomitee zuletzt über einen ruhenden Zug nachgedacht, bei dem die Narren um fest parkende Wagen jubeln – wie immer so etwas in der Praxis auch aussehen kann.
Alles wackelt. Für das Hoppeditzerwachen am Elften im Elften gibt es noch Chancen. Die Veranstaltung könnte unter freiem Himmel starten, kommt ohne teure Künstler aus und kann zeitlich flexibler gesteuert werden.
Das Dilemma von Hallenveranstaltungen ist dagegen eindeutig. Weniger Besucher bedeuten weniger Atmosphäre – und vor allem Löcher in der Kasse. Programm samt Hallenmiete finanzieren sich nur mit genügend verkauften Eintrittskarten.
Sommerfeste fehlen den Narren
Die Karnevalssession startet Anfang November. Ob es noch in diesem Jahr närrische Veranstaltungen geben kann, ist unsicher. Neben den Kürungen und kleineren Empfängen steht 2020 eigentlich auch der Sturm auf die Burg Vondern im Kalender.
Die im Sommer startenden Feste der Oberhausener Karnevalsvereine dienen nicht nur der geselligen Zusammenkunft. Das Programm ist meist übersichtlich und selbstgemacht. Die Erlöse aus Speisen- und Getränkeverkauf sorgen für ein finanzielles Polster. Dieses fällt nun weg.
Welche Prunksitzungen starten, entscheiden die Karnevalsvereine nach den Corona-Vorgaben letztlich in Eigenregie. Dass es auch hier Ausfälle gibt, ist sicher. Andere Vereine bereiten sich zunächst vor wie geplant. Die Probleme liegen auf der Hand: Die Tanzgarden konnten wegen gesperrter Sporthallen kaum trainieren. Auch die ausgefallenen Sommerfeste schmerzen, da mit den Einnahmen in der Regel die teuren Prunksitzungen subventioniert werden.