Oberhausen. Der Verein für aktuelle Kunst im Ruhrgebiet zeigt Reliefs, Plastiken und Malerei. Künstler profitieren am Zentrum Altenberg von der Architektur.
Platz ist in der kleinsten Hütte, möchte uns ein altes Sprichwort glaubhaft machen. Im Zentrum Altenberg, dort wo sich früher in der Zinkfabrik die Malocher drängten, hat die Metamorphose zu einem kulturellen Treffpunkt bestens funktioniert – ohne dass sich die Kunstinteressierten gegenseitig auf die Füße steigen müssen.
Am Sonntag, 24. Mai, wird ab 11.30 Uhr an der Hansastraße ein neuer Dreiklang aus Reliefs, Plastiken und Malerei eröffnet. Für den Verein für aktuelle Kunst (Ruhrgebiet) sind die eigenen Ausstellungshallen mit 1000 Quadratmetern ein Glücksfall. Für den Alltagsgebrauch sowieso und in Zeiten der Corona-Pandemie im Besonderen.
Starke Kontraste vor dem Nichts
„Es gibt kaum eine andere Ausstellungshalle, die es sich leisten kann, eine breite Wand einfach freizulassen“, sagt der Maler Eberhard Ross, der in Mülheim und Frankfurt seine Schaffensmittelpunkte hat.
Tatsächlich erhält die vor dem Nichts platzierte Skulptur durch den weißen Kontrast ganze neue Betrachtungswinkel. In Zeiten von Verboten und Beschränkungen bekommen die künstlerisch wie funktionell gewählten Abstände der Kunstobjekte einen doppelten Nutzen.
Bis zu 100 Personen dürften zeitgleich die Ausstellung besuchen. Eine Maske muss getragen werden. Zur Eröffnung bietet die Außenfläche noch zusätzliche Gelegenheit, das Geschehen zu entzerren.
Eine gemeinschaftliche Ausstellung von drei Künstlern hat sich beim Verein für aktuelle Kunst bewährt. Wo Reliefs, Plastiken und Malerei im Raum platziert werden, ist dabei keineswegs Zufall.
„Dies geschieht gemeinschaftlich mit den Künstlern. Bei der aktuellen Ausstellung haben wir es schnell geschafft, eine Anordnung zu finden – innerhalb von nur einem Tag“, sagt der 2. Vorsitzende Wilfried Darlath. Die Kunstwerke werden nicht nach ihren Erschaffern getrennt, sondern sollen sich ergänzen oder bewusst Kontraste aufzeigen.
Auswahl ist eine Mannschaftsleistung
Es ist eine Mannschaftsleistung wie bei einem Fußballspiel – wobei der vierte Mitspieler von der Decke scheint. „Das Licht gibt den Kunstobjekten von oben durch die lichtdurchlässige Decke und durch die großen Seitenfenster eine ganz eigene Wirkung“, erklärt Darlath. Dies sei nicht mit Kunstlicht zu vergleichen. Durch verschiebbare Laken unter den Deckenfenstern lässt sich die Intensität zudem beeinflussen.
Bei den Werken von Eberhard Ross schwingen musikalische Einflüsse mit. „Besonders die Bilder der Serie ‘Fermata’ entwickeln auf den Raum bezogen eine neue Qualität – sie klingen in den Raum hinein“, beschreibt der Künstler. „Fermata ist ein Begriff aus der Kompositionslehre und ist ein Haltezeichen, das den Ton klingen lassen soll.“
Grauer Beton trifft auf farbiges Plexiglas
Der Essener Norbert Thomas verwendet in seinen Reliefs gezielt die Details aus früheren Methoden. Die Segmente entfalten losgelöst vom ursprünglichen Werk nun ihre eigene Ästhetik. Bei den Wandobjekten lohnt sich oftmals ein Positionswechsel, da die Materialien bei variierenden Blickwinkeln die Farbgebung deutlich verändern können.
Ausstellung öffnet von Freitag bis Sonntag
Die Ausstellung von Norbert Thomas, Ulrike Möhle und Eberhard Ross ist vom 24. Mai bis 28. Juni am Zentrum Altenberg zu sehen. Die Halle öffnet freitags 16 bis 18 Uhr, samstags 15 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Der Verein für aktuelle Kunst (Ruhrgebiet) existiert seit 40 Jahren. Seit 38 Jahren wird der Altenberger Ausstellungsraum genutzt, der über Hansastraße und Altenberger Straße zu erreichen ist. Zwei Jahre lang war der Verein in der Kulturfabrik K14 heimisch.
Ebenfalls zu sehen sind die Skulpturen von Ulrike Möhle. Hier fällt die Werkserie „Tektonisch“ ins Auge. „Das Stapeln und Verschieben von Formen, das Ineinandergreifen und Zusammenwirken von Elementen zu Raumgefügen zeichnet die Skulpturen dieser Werkgruppe aus“, beschreibt die Künstlerin ihre Beiträge.
Bei anderen Werken dominieren die sichtbaren Kontraste. „Poröser grauer Beton trifft auf farbiges Plexiglas, dessen Oberfläche reflektierend den umliegenden Raum widerspiegelt und dessen Farbintensität verstärkt wird durch seinen stumpfen grauen Gegenpol.“