Oberhausen. Oberhausen hat frische Sommerblumen gepflanzt. Mit Hilfe von Menschen, die nach langer Arbeitslosigkeit eine Chance haben, im Job Fuß zu fassen.

Wenn sich die kalte Sophie, als letzte der fünf Eisheiligen, am Freitag von Oberhausen verabschiedet, steht der Sommer schon parat. In Form von rund 27.000 frisch gepflanzter Blumen recken die Sommerboten ihre Köpfe gen Himmel. Bis zum Wochenende wird das Team der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) mit der diesjährigen Sommerbepflanzung durch sein. Auch mit Hilfe neuer Arbeitskräfte, die am 1. Mai ihren Dienst angetreten haben: ehemals langzeitarbeitslose Oberhausener, die durch das Jobprogramm des sozialen Arbeitsmarktes eine neue Lebens-Perspektive erhalten.

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Lange hat’s gedauert – das sogenannte Teilhabechancengesetz wollte in Oberhausen nicht so recht in Gang kommen – , nun freut sich OGM-Chef Hartmut Schmidt über 20 neue Mitarbeiter. Fast anderthalb Jahre nach Inkrafttreten des Jobprogramms, bei dem der Bund zwei Jahre lang die kompletten Lohnkosten für die Langzeitarbeitslosen übernimmt, arbeiten fünf neue Hilfskräfte nun auf den städtischen Friedhöfen, fünf in der allgemeinen Grünpflege, drei im Tiergehege im Kaisergarten und sieben im haustechnischen Dienst von Schulen und städtischen Kitas.

Rathaus wünscht sich rot-weißes Beet

Das nehme der OGM ein wenig Last von den Schultern, sagt Schmidt. Der Druck sei groß, auf der einen Seite Kosten so gering wie möglich, auf der anderen Seite aber das Oberhausener Stadtbild in Ordnung zu halten. Denn mit dem Pflanzen hübscher Blumen ist es nicht getan: Beete müssen regelmäßig gepflegt, Pflanzen gegossen werden. Sonst wäre es mit der Blütenpracht beispielsweise vor dem Oberhausener Rathaus schnell vorbei.

OGM-Mitarbeiterin Jill Lehmberg pflanzt Begonien im Grillopark.
OGM-Mitarbeiterin Jill Lehmberg pflanzt Begonien im Grillopark. © FUNKE Foto Services | Oliver T. Müller

Rund 6000 rote und 6000 weiße Begonien zieren das rund 400 Quadratmeter große Beet im Grillopark. Farbauswahl und Muster sind von der Stadt vorgegeben. Auch andernorts blüht es dieser Tage auf: am Sterkrader Hagelkreuz etwa, auf dem Friedensplatz, im Kaisergarten und in den etlichen Blumenkübeln im gesamten Stadtgebiet. Je nach Standort haben die OGM-Mitarbeiter Begonien gesetzt, aber auch Fuchsien, Geranien, Indisches Blumenrohr, Husarenköpfchen und Wandelröschen.

Jahresbudget: 80.000 Euro

15.000 Euro stellt die OGM der Stadt für die Sommerpflanz-Aktion in Rechnung. Das Gesamtjahres-Budget für neue Sträucher, Blumen und deren Pflege liegt bei 80.000 Euro. Drei Mal im Jahr wird neu gepflanzt: Im Frühjahr kommen die Stiefmütterchen, im Sommer Begonien und Co., im Herbst werden Tulpenzwiebeln gesetzt, die dann im darauf folgenden Frühjahr mit den Stiefmütterchen um die Wette blühen. So kommen in einem Jahr schnell 50.000 Pflanzen und 5000 Blumenzwiebeln zum Einsatz.

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An der Menge und dem Budget hat sich laut OGM-Disponentin Jutta Zander in den vergangenen Jahren nicht viel geändert. Und dennoch ist in diesem Jahr alles anders. Das Corona-Virus bringt auch die Arbeitsabläufe der Pflanz-Teams durcheinander. Die rund 25 Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten, damit nicht zu viele Personen zur selben Zeit die Umkleiden nutzen. Und die Kolonnen fahren stets mit gleicher Besetzung, damit bei einem Coronafall die Infektionsketten schnell zurückverfolgt werden können.

10.000 Schutzmasken stellt die OGM ihren Mitarbeitern zur Verfügung („Mit größtem Dank an die Oberhausener Feuerwehr“, sagt Hartmut Schmidt), die Teamleiter achten darauf, dass sich alle an die Abstandsregeln halten.

Der soziale Arbeitsmarkt

Der soziale Arbeitsmarkt bietet zwei Fördervarianten, abhängig von der Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit. Für neue Mitarbeiter, die mindestens zwei Jahre arbeitslos waren, erhalten Arbeitgeber zwei Jahre lang einen Lohnkostenzuschuss von 75 Prozent im ersten und 50 Prozent im zweiten Jahr.

Für Arbeitslose, die in den vergangenen sieben Jahren sechs Jahre lang Hartz-IV-Leistungen bezogen haben, bekommen Arbeitgeber fünf Jahre lang Unterstützung: 100 Prozent der Tarif-Lohnkosten in den ersten beiden Jahren, in den Folgejahren dann 90, 80 und schließlich 70 Prozent der Lohnkosten.

Für OGM-Chef Hartmut Schmidt ist das Teilhabechancengesetz „mit Abstand das beste Arbeitsprogramm, das der Bund je aufgelegt hat.“ Weil es langfristige Perspektiven biete statt eine vorübergehende Beschäftigung.