Oberhausen. Eigentlich huldigen Oberhausener der Gitarren-Ikone Jimi Hendrix am 1. Mai auf dem Altmarkt. Nun zieht das Fest ins Internet um – und überrascht.

Selbst ein linkshändiger Gitarren-Gott kann das Coronavirus nicht in die Flucht spielen: Normalerweise huldigen die Rockfans stets am 1. Mai lautstark und in großer Zahl auf dem Altmarkt in Oberhausen der US-Legende Jimi Hendrix (1942 bis 1970). Doch als bezirzendes Klang-Kollektiv funktioniert das momentan bekanntlich nicht. Darum mussten die Kreativen in Zeiten der Kontaktsperre ihre Köpfe besonders angeregt rauchen lassen.

Der linkshändige Gitarrengott: Jimi Hendrix, fotografiert von Linda McCartney – aus der leider geschlossenen Ausstellung „Fotografin unter Musikern“ in der Ludwiggalerie.
Der linkshändige Gitarrengott: Jimi Hendrix, fotografiert von Linda McCartney – aus der leider geschlossenen Ausstellung „Fotografin unter Musikern“ in der Ludwiggalerie. © Linda McCartney / Courtesy Sammlung Reichelt und Brockmann

Die Grübel-Maloche hat sich offenbar ausgezahlt. Die prägende Gitarren-Hymne „Hey Joe“ kann auch am kommenden Freitag wieder in Oberhausen erklingen – dank der digitalen Technik und geöffneter Fenster und Balkontüren der eigenen Wohnung. Das Motto der Veranstalter: „Hurra, wir leben noch … und Jimi auch!“

Polnischer TV-Sender übertragt im Internet

Seit sieben Jahren initiiert die deutsch-polnische Kulturkneipe Gdanska gemeinsam mit Freunden das Festival „Thanks to Jimi“ in Oberhausen. Statt live auf dem Altmarkt wird das Fest nun im Internet übertragen. „Wir wollen die Menschen wieder musizieren lassen“, sagt Gdanska-Chef Czeslaw Golebiewski. „Getrennt voneinander, um die Gesundheit zu schützen. Aber durch die Idee sind sie doch vereint.“

Hendrix-Festival sammelt für Krankenhäuser

Der Ablauf: Um 16 Uhr spielen Elo Badura and Friends zunächst „Hey Joe“. Ab 17 Uhr präsentiert „Indie Radar Ruhr“ Leo Karter & Band. Um 18 Uhr setzt „Gitarrissimo“ den Reigen mit Peter Kroll-Ploeger und Georg Göbel-Jakobi fort. Letzter dürfte als Ozzy Ostermann in der Band von Herbert Knebel bekannter sein. Und um 19 Uhr gibt es noch Rock mit der polnisch-deutschen Band Communa.

Das Jimi-Festival möchte sich bei den Menschen bedanken, die während der Corona-Pandemie in den Krankenhäusern wichtige Arbeit leisten. Alle Musiker spielen am Freitag darum ohne Gage.

Der Plan: So wie in anderen Ländern rund um den Erdball soll am Freitag, 1. Mai, um 16 Uhr der Hendrix-Klassiker „Hey Joe“ angestimmt werden. Jeder für sich. Über das Internet sollen alle Einzelleistungen verbunden werden. Mit Hilfe des polnischen Kamerateams von „Pepe TV“ wird der Beitrag aus Oberhausen in den sozialen Medien live übertragen.

„Hey Joe“ erklingt auf Balkonen und in Gärten

Die Veranstalter wünschen sich: „Nehmt eure Gitarren oder sonstige Instrumente, stellt euch auf die Balkone oder in die Gärten eures Hauses und stimmt alle ‚Hey Joe‘ an!“ Die Aktion soll sich an den italienischen Balkonkonzerten orientieren. Ab 15.45 Uhr werden die Musizierenden über das Internet sogar bei einem Probelauf eingestimmt, damit hinterher alles korrekt getaktet ist.

Vorbild Italien: Die Römer sangen am Tag der Befreiung Italiens von ihren Balkonen allerdings nicht „Hey Joe“, sondern die Partisanen-Hymne „Bella Ciao
Vorbild Italien: Die Römer sangen am Tag der Befreiung Italiens von ihren Balkonen allerdings nicht „Hey Joe“, sondern die Partisanen-Hymne „Bella Ciao". © dpa | Mauro Scrobogna

Der Hauptspielort des diesmal virtuellen Festivals ist wieder die schlesische Metropole Wrocław (Breslau). Das Gdanska freut sich aber auch in Oberhausen über viele Fotos und Filme von den heimischen Solo-Beiträgen, die an die Kulturkneipe über die eigene Facebook-Seite verschickt werden können.

Konzerte von Gitarrissimo, Indie Radar und Polton

Die Aktion wird begleitet von Kurz-Konzerten aus dem Gdanska – natürlich vor Ort ohne klatschende Zuschauer. Dafür können die Musik-Fans über „Pepe TV“ sowie deren Facebook- und YouTube-Kanäle dabei sein. Die Musik-Reihen Gitarrissimo, Indie Radar Ruhr und Polton – die sonst im Gdanska aufspielen – sorgen für die Kostprobe.