Oberhausen. Oberhausener Galerie Kir eröffnet dreiteilige Ausstellung. Im Anschluss vergibt die Kulturkneipe Gdanska ihre renommierte Neptun-Statuette.
Wenn man sie reden hört, möchte man sich die rührigen Gdanska-Wirtsleute Maria und Czeslaw Golebiewski mit quietschgelben Bauarbeiterhelmen vorstellen. Kaum haben sie die doppelte Musik-Sommer-Nacht mit ihren Bühnen auf dem Altmarkt abgebaut, steht in der Kultur-Kneipe schon der nächste Höhepunkt an. Die Malocher-Tugenden aus dem Ruhrgebiet passen aber auf mehreren Ebenen gut zum kommenden Sonntag, 21. Juli: Geht es doch um gleich mehrere verdiente Brückenbauer der deutsch-polnischen Verständigung.
Auch Helge Schneider gehört zu den Neptun-Preisträgern
Ein Stück echte Handwerksarbeit hebt Czeslaw Golebiewski in die Höhe. Ungefähr so groß wie der berühmte Filmpreis Oscar ist die Trophäe und mit ihrem Metallkern und der Bronzefarbe zugleich ein Preis mit Gewicht. Zum 16. Mal verleiht das Komitee der Neptun-Statuette seine Auszeichnung, die dem berühmten Brunnen „Fontana Neptuna“ in Danzig nachempfunden ist und als Nachbildung auch am Eingang der Kultur-Kneipe einen Platz gefunden hat.
Nach einem Sabbat-Jahr kehrt die Zeremonie mit frischer Energie nun zurück: Um 19 Uhr wollen die Macher am Sonntag den ehemaligen nordrhein-westfälischen Staatssekretär und Polonia-Beauftragten Thorsten Klute und den polnischen Initiator Wieslaw Lewicki ehren. Klute erhält den Preis für sein soziales und politisches Wirken für ein multikulturelles Zusammenleben in Nordrhein-Westfalen. Lewicki hat sich unter anderem mit der Gründung des Vereins „Europäisches Institut für Kultur und Medien Polonicus“ verdient gemacht. Auch Lewicki vergibt übrigens seit einigen Jahren einen Preis für deutsch-polnische Verständigung. Das Ehepaar Golebiewski gehörte 2013 selbst zu den Preisträgern.
Die Neptun-Statuette durften sich in Oberhausen seit 2002 verdiente lokale Persönlichkeiten ins Regal stehen, darunter auch bekannte Namen wie der Musiker und Comedian Helge Schneider.
Bartoszewski-Ausstellung verbindet Fotografien und Texte
Dass Brückenbauer auch Vergangenheit und Zukunft zusammenbringen, zeigt das Vorprogramm: Um 17 Uhr wird in den Räumen der Galerie Kir an der Elsässer Straße eine Austellung über das Leben des ehemaligen polnischen Außenministers Wladyslaw Bartoszewski eröffnet. 2015 in Warschau zum ersten Mal gezeigt, wandern Fotografien und Texte über Berlin und Düsseldorf als achte Station nach Oberhausen.
Drei Etappen beleuchten „Widerstand, Erinnerung und Versöhnung“ – als polnischen Sally Perel sehen ihn die Wirtsleute. Die Themen „Erinnerung“ und „Versöhnung“ sind in der Galerie Kir zu sehen. Der Komplex „Widerstand“ befindet sich in einem Nebenraum der Kultur-Kneipe Gdanska. Es ist ein Brückenschlag zwischen zwei Orten, vielen Themen und einem bewegten Leben.
Vom Widerstand über Erinnerungen bis zur Versöhnung
Mit dem rollenden Piano zum Altmarkt
Die Vernissage zur Ausstellung „Wladyslaw Bartoszewski – Widerstand, Erinnerung, Versöhnung“ startet am Sonntag, 21. Juli, um 17 Uhr in der Galerie Kir an der Elsässer Straße 21. Dort sind die Themen „Erinnerung“ und „Versöhnung“ bis zum 11. August zu sehen.
Die Galerie öffnet mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie an den Sonntagen von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Komplex „Widerstand“ ist zu den Geschäftszeiten in der Kultur-Kneipe Gdanska am Altmarkt zu sehen.
Am Sonntag ziehen die Gäste nach der Vernissage mit einem rollenden Piano von der Galerie zum Gdanska am Altmarkt. Dort wird um 19 Uhr der deutsch-polnische Verständigungspreis Neptun-Statuette verliehen. Eintritt frei.
Die Besucher der Ausstellung lernen Bartoszewski, der im April 2015 mit 93 Jahren verstarb, in jungen Jahren kennen: als Untergrundaktivisten im durch die Nazis besetzten Warschau. Als Teilnehmer am Warschauer Aufstand, als Insassen im Konzentrationslager Auschwitz, der den Horror überlebte, später von den kommunistischen Machthabern inhaftiert wurde. Die Ausstellung erzählt vom Widerstand des frei denkenden Menschen gegenüber jeder Form von Unterdrückung. Sie ist aber auch ein Anker für Versöhnung und den Ehrgeiz, durch das Erinnern wertvolle Lehren aus der Geschichte zu ziehen.
Das Wirtspaar Golebiewski traf den großen Diplomaten Bartoszewski wenige Jahre vor seinem Tod bei einer Veranstaltung in Sankt Augustin. „Ein Mann, der mit seinen Worten, seiner Persönlichkeit und seinem Humor die Menschen erreichen konnte.“ Ein Zitat hat sich zu einer Lebensmaxime entwickelt: „Es lohnt sich, anständig zu bleiben!“