Oberhausen. Wer mit Bauer Hagedorn plaudert, tankt in Zeiten der Corona-Krise neuen Optimismus. Hier stärkt jede Zeile die Widerstandskraft gegen das Virus.
Tja, was tun in Zeiten der Corona-Krise? Landwirt Hermann Hagedorn aus Oberhausen hat die Antwort: „Entspannt Euch!“
Der 51-Jährige aus dem Oberhausener Norden will die aktuelle Situation rund ums Coronavirus wahrlich nicht verharmlosen. Das betont er mehrfach im Gespräch mit unserer Zeitung, aber: Er plädiert für ein wenig mehr Gelassenheit. Zum Beispiel, wenn es um die aktuelle Lebensmittelversorgung geht. Da ist er ja Fachmann. Und Bauer Hagedorn sagt klipp und klar an die Adresse der Verbraucher: „Macht Euch nicht verrückt! Es ist genug für alle da, und die Bauern sorgen für Euch!“
Während er das sagt, steht er in seinem mobilen Hühnerstand auf sonnenüberflutetem Gelände im Stadtteil Schwarze Heide in Oberhausen-Sterkrade. Wer an diesem Ort im prallen Frühlingssonnenschein wegen des Coronavirus noch immer in dumpfen Pessimismus verfällt, ist wirklich selber schuld. Nachbarn spazieren auf der Hagedornstraße fast direkt am Hühnerstall vorbei, sie winken freundlich und fragen, wie es den Tieren geht. Idylle pur. Die Vögel zwitschern. Zartes Grün sprießt an den Zweigen der Bäume.
700 Hühner hat Bauer Hagedorn insgesamt. Ja, ihnen geht es offenbar bestens. Die Hühnerställe sind mobil, so dass das Freiland drumherum stets saftig grün bleiben kann, weil die Standorte entsprechend gewechselt werden können. Die Rinderhaltung ist ein weiteres wichtiges Standbein des traditionsreichen Familienbetriebs, mit einem luftigen Stall, der zu den Seiten hin offen ist.
In diesen Tagen der Corona-Krise ist so ein landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetrieb wirklich etwas ganz Besonderes, denn: Man kommt aus der Stille der Stadt, wo sich kaum noch etwas tut, sozusagen in ein quirliges mittelständisches Familienunternehmen, das auf Hochtouren läuft: Bauer Hagedorn sammelt bei unserer Visite gerade die von den glücklichen Hühnern frisch gelegten Eier ein, die hier im Hofladen zu den entsprechenden Öffnungszeiten oder auch per Automat rund um die Uhr verkauft werden, wobei der Automat an der Hagedornstraße ausdrücklich „Regiomat“ heißt, um deutlich zu machen, dass hier ausschließlich regionale Lebensmittel verkauft werden.
Lob für die Berufskollegen
Als kluger Bauer will Hermann Hagedorn die Corona-Krise und ihre Begleiterscheinungen wie leer gekaufte Supermarkt-Regale nutzen, um auf die Vorzüge der örtlich ansässigen Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Da vergisst er auch seine Berufskollegen in Oberhausen nicht. Jeder habe Besonders zu bieten. Auch auf dem Bauernhof Köster zum Beispiel gebe es eine mobile Freilandhaltung der Hühner, Landwirt Klapheck halte eine Milchtankstelle bereit, bei Landwirt Von der Bey gebe es eine eigene Metzgerei und Landwirt Scheidt könne mit seiner Obstplantage glänzen. „Die Bauern in Oberhausen haben sich auf die neuen Anforderungen eingestellt. Jeder landwirtschaftliche Betrieb ist eine logistische Meisterleistung. Man kann als Verbraucher in Oberhausen wirklich jederzeit saisonal und regional auf den örtlichen Bauernhöfen bestens einkaufen.“
Hermann Hagedorn hofft darauf, dass die Corona-Krise, ist sie erst einmal bewältigt, zu mehr Gelassenheit und gegenseitiger Rücksichtnahme in der Gesellschaft führt. Dazu hat er ein Beispiel parat: „Wir Bauern sind eben manchmal mit unseren Treckern auf öffentlichen Wegen oder Straßen unterwegs“, sagt er. Oft würden sich Spaziergänger oder Autofahrer lautstark darüber aufregen. Vielleicht erkenne ja jetzt manch einer, dass es wirklich andere Probleme im Leben gebe, als mal für einige Sekunden oder Minuten hinter einem Trecker warten bzw. langsam fahren zu müssen.