Oberhausen. Traurige Kunde für Freunde der Oberhausener Bier-Traditionsmarke Meininghaus. Das Brauwerk hört auf. Dies liegt nicht nur an der Corona-Krise.
Vor zwei Jahren horchten die Freunde des Gerstensafts in Oberhausen auf – nach 63 Jahren kehrte die Traditionsmarke Meininghaus zurück auf den hiesigen Markt. Doch die Bierlaune dürfte sich seit Mittwoch im Keller befinden – das Brauwerk zieht sich zum 1. April zurück.
„Wir sind sehr traurig, aber angesichts der aktuellen Entwicklung bleibt uns keine andere Wahl“, sagt Oliver Meininghaus gegenüber unserer Redaktion. Damit meint der rührige Initiator aber nicht nur die Krise durch das Coronavirus, sondern auch ungünstige Entwicklungen bei der Produktion des lokalen Bieres.
Risiko durch höhere Produktionszahl
Und das hat logistische Gründe. 1955 floss das zunächst letzte „Meininghaus Export“ in die Flaschen, das eigene Brauereigelände der beliebten Kleinbrauerei befand sich noch an der Vestischen Straße. Bei der Neuauflage braute nun ein Partner aus der Eifel das Oberhausener Craftbier. Die bindende Mindestabnahmemenge sollte sich künftig nun aber um 30 Prozent erhöhen. „Wir sind erst seit zwei Jahren zurück am Markt. Diese Steigerung kommt für uns zu schnell.“
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Oliver Meininghaus hatte mit Frau Claudia die Familientradition in Eigenregie wieder aufleben lassen. Beim Feierabendmarkt und bei Stadtfesten stand das Ehepaar selbst hinter dem Tresen. Oberhausener Gasthäuser und Restaurants in angrenzenden Städten servierten das Bier. Auch bei lokalen Getränkehändlern befanden sich die Flaschen und Kisten im Sortiment.
Familie steckt Herzblut in Brauerei-Kultur
Nach alternativen Zulieferern hatten sich Familie Meininghaus schon umgeschaut. Doch andere Produktionsstätten hätte unwirtschaftlich hohe Kosten zur Folge gehabt. Letztlich führte auch die einsetzende Corona-Krise zum Entschluss, das Oberhausener Bier nicht weiter anzubieten. „Keiner weiß, wie sich der Absatz und die Umsätze im Sommer entwickeln.“ Die Biere können nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums schließlich nicht mehr verkauft werden. Zudem fehlt dem Kleinanbieter der Lagerraum für eine große Charge.
Die letzten Bierkisten
Vor rund 110 Jahren erwarb die Familie Meininghaus ihr Brauereigelände in Sterkrade. Bis 1955 produzierte das Bier-Unternehmen den Gerstensaft. Seit 1992 reifte bei Oliver Meininghaus die Idee, das Familienbier als Craftbier wieder aufleben zu lassen. Dies setzte er vor zwei Jahren um.
Die letzten 200 Kisten Bier im Lager mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 25. März können bis zum 21. März kontaktlos zum Preis von 10 Euro plus Pfand erworben werden (Infos: www.meininghaus-brauwerk.de).
Letztlich führen beide Entwicklungen zum scherzhaften Rückzug von Meininghaus. „Ich würde das Verhältnis zwischen Corona und Produktion 50:50 beschreiben“, begründet es der Brauwerk-Chef.
Viele Kunden und Freunde des Traditionsbieres hätten sich schon gemeldet. „Sie sind traurig und haben uns für unser Herzblut und Engagement gedankt“, erzählt Oliver Meininghaus.
Brauwerk Meininghaus möchte nicht aufgeben
Doch bei all den schlechten Nachrichten mischt sich auch etwas Zuversicht in die Gefühlslage der Bierwerk-Familie. „Wir wollen nicht Adieu sagen, sondern auf Wiedersehen“, betont Oliver Meininghaus. „Denn wir haben weiterhin große Lust, etwas zu machen.“ Die Strukturen für das Oberhausener Traditionsbier seien nach wie vor vorhanden.
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Wenn sich die Corona-Lage entspanne wollen sich die Biermacher weiter nach einem passenden Partner umschauen. Sollte dies funktionieren, sei auch ein Comeback möglich.