Hopfen und Malz schienen verloren, doch Familie Meininghaus ändert das. Denn der Uropa führte in Sterkrade einst eine florierende Kleinbrauerei.
Die schwarzen Kisten stehen mannshoch vor weißer Wand. So erinnert das Zuhause von Claudia (36) und Oliver Meininghaus (45) derzeit eher an das Lager einer Kneipe als an ein Wohnzimmer. Die beiden haben es so gewollt: ihr eigenes Bier zu brauen. Dafür haben sie eine GmbH gegründet, bekleben seit Wochen täglich Flasche für Flasche per Hand mit Etiketten: „Meininghaus-Brauwerk“. Sichtlich stolz sagt der Familienvater: „Ja, wir meinen das ernst.“
Vor 110 Jahren nämlich kauft sein Urgroßvater in Sterkrade eine kleine Brauerei. Fortan erlangt das Bier in Oberhausen einen Namen. Ochsen ziehen die schweren Fässer mit Meininghaus-Bier bis nach Kirchhellen und Recklinghausen. Später wird die Brauerei erweitert, Laster ersetzen die Ochsen, 40 Menschen arbeiten bei Meininghaus. Das Aus kommt Mitte der 50er, weil die florierenden Kneipen auch eine Ausstattung vom Lieferanten wollen. Das kann sich die kleine Brauerei nicht leisten.
Alles in der Vitrine hat Geschichte
Bierkrüge, Gläser, Aschenbecher – alles, was bei Meininghaus in der Vitrine steht, hat Geschichte. Die letzten Überbleibsel der süffigen Familientradition hat Oliver über Jahre gesammelt, hat über hundert Euro für eine alte Originalflasche des „Sterkrader Brauhauses“ bezahlt. Er erfüllt sich mit dem eigenen Exportbier nun einen Traum.
„Fast jede Stadt im Ruhrgebiet hat heute ihr wiederbelebtes Heimatbier. Der Name Meininghaus mit seiner Biertradition verpflichtet da schon ein wenig“, erklärt er. Der gelernte Jurist berät Unternehmensgründer bei der Agentur für Arbeit. Selbst ein Geschäft aufzubauen sei dann aber etwas anderes: „Natürlich überlegt man viel länger und intensiver als gedacht.“ Jeder Schritt ein Wagnis.
Im vorigen Jahr trifft Oliver Meininghaus deshalb Tobias Palmer. Der Braumeister der „Ruhrpott-Brewery“ und dessen Frau Silke Terlinden kennen sich aus im Biergeschäft. Ihr Laden in Sterkrade bietet über 150 Craft-Biere, die von kleinen Privatbrauern stammen. „Ohne die Hilfe der beiden wäre das alles gar nicht möglich gewesen“, sagt Oliver Meininghaus.
Tobias Palmer braut genau das, was Meininghaus vorschwebt: Vollmundig, bitter im Abgang und dazu bernsteinfarben soll sein Bier sein. Der erste Sud ist so gut, dass sie in Serie gehen. 205 Kisten Bernstein-Export sind es jetzt geworden — 5200 Flaschen also; dazu ein Fass fürs Probieren.
Freunde und Verwandte durften vorab kosten. Das Bier kommt gut an, die braunen 0,33 Liter-Flaschen sind in der Spezial-Edition für den Verkaufsstart sogar aufwendig verpackt. „Drei Viertel der Flaschen sind beklebt, dabei hatten wir schon viel Hilfe von Freunden“, erzählt Claudia Meininghaus. Vorbestellungen aus Bayern und sogar der Schweiz sind bereits eingegangen. „Wir wollen das Bier vor allem in Restaurants und Gaststätten in Oberhausen anbieten.“
Wie bei Weinen soll sich der Kunde sein spezielles Bier als Kostprobe bestellen können. „Unser Bier sollte auf keiner Karte fehlen, da es zu vielen Gerichten passt“, sagt Claudia Meininghaus. Dass die Bier-Dynastie Meininghaus neu auflebt, dazu sind vor allem persönliche Empfehlungen nötig. „Solange es so gut schmeckt, machen wir uns da wenig Sorgen.“
>>>INFO: Zum Start gibt’s Kostproben vom Fass
Verkaufsstart ist Samstag, 21. April, von 12 bis 16.30 Uhr in der Brauerei „Ruhrpott-Brewery“ in Sterkrade, Postweg 29. Für Kostproben (0,1 Liter) vom Fass und Snacks ist gesorgt. Kontakt per E-Mail an claudia@meininghaus-brauwerk.de. Die Website meininghaus-brauwerk.de befindet sich derzeit noch im Aufbau.