Oberhausen. 15 von 100 Oberhausenern können ihre monatlichen Ausgaben nicht mehr decken. Die Zahl der verschuldeten Menschen steigt seit Jahren an.

Einnahmen brechen weg, Hunderte Oberhausen sind in Kurzarbeit. Die anhaltende Coronakrise sorgt für Existenz- und Zukunftsängste, viele Bürger sorgen sich vor den Schulden, die sie wegen der Krise nun möglicherweise anhäufen. Dabei steigt die Zahl der Oberhausener, die ihre Ausgaben nicht mehr decken können, ohnehin seit Jahren an - auch ohne Corona und Lockdown.

15 von 100 Personen können mit ihren monatlichen Einnahmen ihre Rechnungen und Ausgaben nicht decken. Das geht aus dem aktuellen Schulden-Atlas für das vergangene Jahr hervor. Die Quote liegt derzeit bei 15,27 Prozent, betroffen sind knapp 27.200 Menschen. Oberhausen liegt damit auf Platz Vier aller Ruhrgebietsstädte mit den meisten Schuldnern.

Noch mehr verschuldete Menschen gibt es nur in Herne (18,26 Prozent), Gelsenkirchen (17,97 Prozent) und Duisburg (17,52 Prozent). Die Stadt liegt mit ihren 15,27 Prozent auch über der Ruhrgebiets-Quote von derzeit 14,3 Prozent. Grundlage sind Daten und Analysen des Inkassodienstleisters Creditreform.

Zahl im Langzeitvergleich deutlich gestiegen

Die Zahl der Schuldner in Oberhausen ist gegenüber dem Vorjahr leicht, im Langzeitvergleich aber deutlich gestiegen. 2010 lag die Quote noch bei 12,9 Prozent. Damit liegt die Stadt im Ruhrgebiets-Trend. Zum achten Mal in Folge ist die Überschuldung von Privatpersonen 2019 angezogen.

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Auch bei der Schuldner-Quote zeigt sich das große Nord-Süd-Gefälle der Stadt. Den höchsten Anteil an verschuldeten Menschen gibt es im Postleitzahlenbereich 46045 – also im Bereich der Innenstadt mit angrenzenden Gebieten in Dümpten, Styrum, Alstaden und dem Marienviertel. Hier leben besonders viele Familien mit geringem Einkommen, die Schuldner-Quote liegt dementsprechend bei fast 23 Prozent.

Hauptursache: Arbeitslosigkeit

Nicht verwunderlich: Auch der Anteil der Menschen ohne Job ist in Alt-Oberhausen höher als im Norden der Stadt. Arbeitslosigkeit gilt bei den Experten der Creditreform immer noch als Hauptursache für Überschuldung – auch wenn der Anteil geschrumpft ist. In den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind Fälle, in denen sich Menschen verschuldet haben, weil sie erkrankt sind, an einer Sucht leiden oder einen Unfall hatten.

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Im Gegensatz zum Süden steht der Norden der Stadt erwartungsgemäß besser da. Die wenigsten überschuldeten Menschen leben im Postleitzahlengebiet 46147 – also im Bereich Schmachtendorf, Holten, Königshardt. Die Quote ist einstellig, liegt bei knapp unter acht Prozent. In die Top-20-Postleitzahlengebiete des Ruhrgebietes reicht es dennoch nicht. Dort führen Essen-Heisingen (Schuldnerquote: 4,63 Prozent), Bochum-Stiepel (4,65 Prozent) und Essen-Stadtwald (5,41 Prozent).

Hilfe bei Verbraucherzentrale und Diakonie Oberhausen

Experten raten immer wieder: Wer Schulden hat, sollte sich frühzeitig Hilfe suchen, damit der Schuldenberg den Betroffenen nicht über den Kopf wächst. So helfen die Berater der Oberhausener Verbraucherzentrale beispielsweise dabei, sich zunächst einen Überblick über die Schulden zu verschaffen. Sie unterstützen die Betroffenen bei der Eröffnung eines Girokontos und überprüfen die Forderungen der Gläubiger. Kontakt: 0208-91 10 86 01.

Quote bei Senioren bleibt im Vergleich gering

Deutschlandweit steigt die Zahl der überschuldeten Senioren an; im Vergleich zu anderen Altersgruppen bleibt die Überschuldungsquote aber gering. Statistisch gesehen sind Menschen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren am häufigsten verschuldet – 17,7 Prozent der Menschen in dieser Altersgruppe sind betroffen. Es folgen die 40- bis 49-Jährigen (13,1 Prozent), die unter 30-Jährigen (12,1 Prozent), die 50- bis 59-Jährigen (9,2 Prozent) und die 60- bis 69-Jährigen (6,4 Prozent). Die Altersgruppe 70 Plus kommt auf knapp 3 Prozent.

Die Experten der Creditreform geben aber auch zu bedenken: Viele Menschen ab 60 Jahren gehen trotz fortgeschrittenen Alters einer Erwerbstätigkeit nach und arbeiten häufig im Rahmen atypischer beziehungsweise geringfügiger Beschäfigungsverhältnisse, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Eine durch das Land NRW anerkannte Insolvenzberatungsstelle bietet die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes in Oberhausen an. Sie richtet sich an alle Bürger, die mit ihrem Geld nicht mehr auskommen, wenn sie ihre Miete oder die Stromrechnung nicht mehr zahlen können, wenn bereits Post vom Gerichtsvollzieher eingetrudelt ist oder sie von einem Inkassounternehmen unter Druck gesetzt werden. Kontakt: 0208-80 70 20.