Oberhausen. . Seit Jahren steigt die Zahl der Menschen, die ihre Rechnungen nicht zahlen können. Davon ist aber nicht jeder Stadtteil gleichermaßen betroffen.

Der negative Trend hält an: In Oberhausen können immer mehr Menschen ihre Rechnungen nicht bezahlen. Die Schuldnerquote ist in den vergangenen acht Jahren kontinuierlich gestiegen. 2018 im Vergleich zum Vorjahr zwar nur leicht, aber immerhin noch um 0,02 Prozent. Sie liegt aktuell bei 15,19 Prozent. 2010 lag sie noch bei 12,9 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet dies: 27.043 Oberhausener waren im Jahr 2018 nicht in der Lage, ihre Ausgaben zu decken.

Sorgenkind Innenstadt

Das geht aus dem Schuldneratlas des Unternehmens Creditreform hervor. Wie jedes Jahr erhebt diese Wirtschaftsauskunftei mit Sitz in Bochum die Zahl der überschuldeten Privatpersonen im Ruhrgebiet.

Oberhausen landet im oberen Drittel der Städte mit den meisten Schuldnern, Spitzenreiter ist laut Erhebung die Stadt Herne (18,06 Prozent), gefolgt von Gelsenkirchen (17,88 Prozent) und Duisburg (17,2 Prozent). Oberhausen landet auf dem vierten Platz und liegt noch über dem Ruhrgebiets-Schnitt von 14,19 Prozent und deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 10,04 Prozent.

Wie so oft wird auch bei der Schuldnerquote in Oberhausen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle sichtbar. Aufgeschlüsselt nach Postleitzahlen ergibt sich für den Innenstadt-Bereich 46045 eine Quote von 22,53 Prozent. Im Norden der Stadt, in Schmachtendorf, Königshardt und Holten (Postleitzahl 46147), ist sie mit 7,93 Prozent nicht nur am geringsten. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr auch gesunken, und zwar um exakt um 0,17 Prozent.

Das Oberhausener Nord-Süd-Gefälle wird auch bei der Schuldner-Quote deutlich.
Das Oberhausener Nord-Süd-Gefälle wird auch bei der Schuldner-Quote deutlich. © Helge Hoffmann

191 Postleitzahlenbereiche des Ruhrgebiets hat das Unternehmen Creditreform ausgewertet. Der ohnehin stark gebeutelte Bereich der Oberhausener Innenstadt mit verhältnismäßig viel armen Menschen, kinderreichen Familien und Bürgern mit Migrationshintergrund landet auf Platz 13 der verschuldetsten Bezirke. Noch ärger trifft es Duisburg: In der Liste der 20 überschuldetsten Postleitzahlenbezirke taucht die Stadt gleich sieben Mal auf. Dafür schaffen es drei Duisburger Bezirke auch in die Liste der 20 am wenigsten verschuldetsten Postleitzahlenbereiche. Die Ruhrgebiets-Regionen mit den wenigsten Schuldnern sind Essen-Heisingen (4,41 Prozent), Bochum-Stiepel (4,76 Prozent) und Essen-Haarzopf (5,3 Prozent).

Hohe Mieten sind großes Risiko

Ruhrgebietsweit ist es im vergangenen Jahr nur zwei Städten gelungen, die Quoten zu senken: Oberhausens Nachbarstädten Mülheim (11,61 Prozent) und Bottrop (11,73 Prozent). In Mülheim gibt es allerdings eine Besonderheit: Die Zahl der Schuldner ist in der Nachbarstadt gestiegen; da aber auch die Zahl der Einwohnerzahl gestiegen ist, bleibt die Quote mit -0,01 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich.

Die Zahl der Schuldner wächst bundesweit, im Ruhrgebiet allerdings besonders stark. Und das trotz sinkender Arbeitslosenzahlen und immer noch guter Konjunkturdaten. Warum können also immer mehr Menschen ihre Rechnungen nicht zahlen? Laut Creditreform liegt der Hauptgrund in den rasant steigenden Mieten und Immobilienpreise. Besonders betroffen sind Ballungsgebiete wie eben das Ruhrgebiet. „Wohnen ist in deutschen Großstädten in vielen Fällen zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden“, heißt es im „Schuldneratlas 2018“.

>>> Viele Frauen in der Schuldenfalle

Frauen geraten zunehmend in die Schuldenfalle. Ruhrgebietsweit hat es 2018 rund 21.000 mehr überschuldete Frauen gegeben als im Vorjahr. Bei den Männern ging die Quote dagegen zurück. Frauen verdienen gemeinhin weniger als Männer, arbeiten häufiger in Teilzeit und bekleiden seltener gut bezahlte Führungspositionen.

Einen spürbaren Rückgang an Schuldnern gab es laut Creditreform dagegen bei jungen Erwachsenen bis zu 30 Jahren.