Oberhausen. Wer baut einen Park nur für Haustiere? Darf es eine Schwebebahn sein? Über 280 Vorschläge sammelten die Oberhausener, um die Stadt zu verbessern.

Im neuen Ruhrgebiets-Projekt der Essener Brost-Stiftung haben sich die Oberhausener Bürger als ideenfreudige Zeitgenossen erwiesen: Bei elf Kneipengesprächen seit Januar in elf verschiedenen Stadtteilen und beim direkten Internetaufruf auf der Seite ruhrgebietbessermachen.de sind fürs Stadtgebiet über 280 Ideen zusammengekommen, wie man die Heimat nach vorne bringen kann.

Über diesen Erfolg zeigt sich die Brost-Stiftung, die bisher in drei Ruhrgebietsstädten dieses Pilotprojekt fährt, ziemlich erfreut. Am Ende, am Montag, 22. Juni, sollen die besten Vorschläge der Oberhausener den verantwortlichen Kräften an der Stadtspitze und im Rat in einer Abschlusskundgebung präsentiert werden. Das neuartige Vorhaben verknüpft quasi die analoge Bier- und Debattenwelt des Ruhrgebiets vor Ort an Stammtischen mit der modernen digitalen Diskussionskultur, um die Region konkret zu ertüchtigen.

In einer Art Internet-Wettkampf um die beste Idee

Doch nun geht es erst einmal in die nächste harte Runde, nämlich zur Auswahl der besten bisher eingereichten Ideen. Jeder kann in einer Art Internet-Wettkampf entscheiden, welche Ideen der Oberhausener am besten, sinnvollsten oder realistischsten sind – oder welcher Vorschlag am dringendsten verwirklicht werden sollte.

Wer auf die Startseite der Homepage ruhrgebietbessermachen.de geht und den Button „Stimmen Sie über die besten Ideen ab“ drückt, kann an dem Wettspiel teilnehmen: Es werden immer zwei Ideen aus einer Kategorie eingeblendet. Dann stimmt man durch einfaches Anklicken für die Idee, die man besser findet. Dadurch wird sie positiv bewertet und es erscheint darauf ein neues Paar.

Mit einer erstaunlich schönen Schrift haben Bürger ihre Vorschläge auf weiße Karten notiert – und dafür schwarze Filzstifte in der Sterkrader Gaststätte „Klumpen Moritz“ eingesetzt.
Mit einer erstaunlich schönen Schrift haben Bürger ihre Vorschläge auf weiße Karten notiert – und dafür schwarze Filzstifte in der Sterkrader Gaststätte „Klumpen Moritz“ eingesetzt. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Das macht man solange, wie man möchte, man kann auch mehrere Runden spielen. Alle Ideen werden in verschiedenen Kombinationen gleich oft allen Teilnehmern des Votings gezeigt, so dass sich ein erstes Ranking ergibt. Diese Abstimmung läuft noch bis einschließlich Mittwoch 25. März 2020.

Dauerbrenner und kuriose Vorschläge

Die Oberhausener haben Vorschläge gesammelt, die richtige Evergreens sind und schon oft besprochen wurden – etwa mehr Licht in Parks, häufigere Reinigung von Gehwegen/Straßen, ein harter Nulltoleranz-Kampf mit hohen Bußgeldern gegen Müllsünder oder die kostenlose Nutzung aller Stoag-Busverbindungen, für die künftig ein Zehn-Minuten-Takt gelten soll. Zu den Dauerbrennern gehören auch Wünsche wie etwa mehr Einkaufsgeschäfte, Buchläden und Cafés in der Oberhausener Innenstadt, mehr Schwimmbäder, eine neue Eislaufhalle oder mehr Kinos im Stadtgebiet.

Für die Ideenwerkstatt am 1. April im Altenberg anmelden

Bis zum Mittwoch 25. März 2020 einschließlich läuft die Abstimmung über alle 282 Ideen aus Oberhausen. Die besten Vorschläge und Ideen werden auf einer Ideenwerkstatt im Zentrum Altenberg mit Fachleuten diskutiert und weiterentwickelt.

Jeder Oberhausener kann sich zur Ideenwerkstatt am Mittwoch, 1. April, schon anmelden – die Debatte läuft von 18.45 Uhr bis 21.15 an der Hansastraße 20. Die Anmeldung ist wiederum direkt auf der Homepage des Brost-Projektes unter dem Button „An einer Ideenwerkstatt teilnehmen“ möglich: https://ruhrgebietbessermachen.de/

Oberbürgermeister Daniel Schranz unterstützt die Bessermachen-Aktion – und hat nach Angaben der Stiftung zugesagt, an der Ideenwerkstatt am 1. April teilzunehmen.

Allerdings gibt es auch viele staunenswerte, verblüffende Ideen, die so bisher in keiner Diskussion eine Rolle spielten und die vielleicht erst auf den zweiten Blick einleuchten. Was hält man beispielsweise davon, Wasserspender an Kinderspielplätzen zu installieren, um Plastikflaschenmüll zu vermeiden? Oder kann man mal die Marktstraße inklusive der Gebäudefassaden so richtig grundrenovieren?

Warum schafft man nicht mehr Wohnungen für Wohngemeinschaften, damit die Stadt auch für Studenten attraktiv wird? Kann die Stadt nicht auch einen Park nur für Haustiere einrichten? Oder mal eine Schwebebahn bauen, um den Verkehr im Stadtgebiet zu entlasten? In der Ideenwerkstatt am 1. April im Zentrum Altenberg (siehe Infokasten) werden jedenfalls auch die kuriosen Ideen beredet, wenn Bürger ihnen genug Stimmen geben.