Oberhausen. Die Brost-Stiftung will Bürgern die Chance geben, Verbesserungen im Ruhrgebiet konkret zu entwickeln. Start des Projekts war in Oberhausen.

„Stellen Sie sich vor, Sie wären König von Oberhausen und hätten unbegrenzt Geld zur Verfügung. Was würden Sie anders oder besser machen?“ Mit dieser Frage eröffnete Peter Jötten, ehrenamtlicher Moderator der Brost-Stiftung, am Montagabend in „Stani’s Eck“ an der Mellinghofer Straße die Reihe der Kneipengespräche in den drei Städten Bottrop, Herne und Oberhausen. Sie stehen unter dem Titel „Ruhrgebiet besser machen“. 30 Teilnehmer drängten sich im Seitenraum der Gaststätte an den Tischen. Zwei Stunden hatten sie Zeit, Ideen zu sammeln und die Voraussetzungen für ihre Umsetzbarkeit zu erörtern.

Moderator des Abends: Peter Jötten.
Moderator des Abends: Peter Jötten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

An einem Tisch war man sich schon nach zehn Minuten, nach dem ersten Durchgang, einig, dass die Beratung der Bürger verbessert werden müsse. Ob es um Anliegen von Mietern oder Hauseigentümern, um den öffentlichen Nahverkehr oder um die umstrittenen Straßenbaubeiträge gehe. An einem anderen Tisch kam das Thema „Umnutzung der Stötznerschule“, der ehemaligen Förderschule im Schladviertel, auf. Gleich an zwei Tischen interessierte das Thema „Mobilität“, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs zwischen Moers und Hamm.

Auch Lokalpolitiker machten mit

Auch Kommunalpolitiker beteiligten sich. Maximilian Janetzki, Vorsitzender der SPD Oberhausen-Ost, war dabei, ebenso die beiden CDU-Bezirksvertreter Renate Glombitza und Bert Buschmann, aber auch der Stadtverordnete Albert Karschti (Offen für Bürger). Im übrigen waren es „normale“ Bürger, die den Weg in die Kneipe fanden.

An einem der beiden Tische zum Thema „Mobilität“ wurde die Idee entwickelt, eine gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft für das gesamte Ruhrgebiet zu gründen. „Der Zuschnitt der Netzwaben und die Tarife sind ungerecht“, monierte ein Teilnehmer. Jede Stadt verfüge über ihr eigenes Konzept für mehr Mobilität. Folglich gebe es unterschiedliche Schwerpunkte und verschiedene Preise, zum Beispiel bei Anruf-Sammel-Taxis, also öffentlichen Verkehrsmitteln auf Bestellung. „In Berlin klappt das doch auch anders“, seufzte eine Frau. Bei uns, da war man sich einig, sei das Kirchturmdenken das Problem.

Themen von vielen Seiten beleuchtet

Nach zehn Minuten wurden die Teilnehmer angehalten, die Idee konkreter zu fassen. „Die vielen gut bezahlten Posten in jeder Stadt sind wie ein Hemmschuh für eine solche Vereinheitlichung“, erklärte ein Oberhausener. Von daher hätten die Städte wohl kein Interesse an einer Zusammenlegung. „Aber wie konnte es dann 1980 zur Bildung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) kommen?“, fragte ein anderer Teilnehmer. Außerdem: In Berlin seien eigenständige Stadtbezirke auch kein Hindernis dafür.

Die Teilnehmer diskutierten an verschiedenen Themen-Tischen.
Die Teilnehmer diskutierten an verschiedenen Themen-Tischen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Der Regionalverband Ruhr müsste eine Art Senat für das Ruhrgebiet werden“, schlug jemand vor. „Diktatorische Rechte für die Umsetzung wären nützlich“, machte ein Teilnehmer seine Gedanken öffentlich. „Sagen wir lieber zentrale Koordination“, milderte eine Mitstreiterin diesen Vorschlag etwas ab.

Ab März folgen Ideenwerkstätten

Nach einer Stunde stellten die einzelnen Tischgruppen ihre Ergebnisse vor. Da wurde die Idee eines Veranstaltungskalenders im Internet für Ereignisse aller Art entwickelt. Die Stötznerschule, so wurde es von den Teilnehmern formuliert, könnte Begegnungsstätte, Ort der Betreuung von Kindern, Stadtteilbibliothek und Beratungsstelle in einem werden.

Petra Katzke (62) aus Buschhausen war mit dem Abend zufrieden. „Wir haben über den Veranstaltungskalender sehr gründlich diskutiert“, sagte sie. Sie habe sich gut einbringen können und glaube, dass die einzelnen Projekte unter der Regie der Brost-Stiftung nicht im Sande verlaufen werden.

Die nächsten Kneipengespräche

Die Brost-Stiftung fördert kulturelle und soziale Projekte im Ruhrgebiet, will aber nach eigener Aussage auch die Identität in der Region stärken.

Dem gilt vor dem Hintergrund eines nachlassenden Vertrauens in die Politik und ihre Fähigkeit, die Probleme der Menschen lösen zu können, auch ihr Projekt „Ruhrgebiet besser machen“.

Die nächsten Kneipengespräche in Oberhausen sind am Donnerstag, 23. Januar, im „Gdanska“, Altmarkt 3, am Mittwoch, 29. Januar, im Wohnpark Bebelstraße, Bebelstraße 35 in Lirich, und am Donnerstag, 30. Januar, bei „Heide im Gecko-Torhaus“, Vestische Straße 45 in Osterfeld, jeweils um 19 Uhr. Dazu ist jeweils die Anmeldung auf der Seite ruhrgebietbessermachen.de erforderlich – oder telefonisch unter 0201/74 99 36 16 bei Projektreferentin Jasmin Sandhaus.

Beim Team der Brost-Stiftung war man ebenfalls zufrieden. Ab März, nach elf Kneipengesprächen in Oberhausen, plant es Ideenwerkstätten, in denen die Überlegungen weiter vertieft werden sollen. „Es geht ja darum, vom negativen Image vieler Bürgerrunden wegzukommen. Da herrscht viel zu viel Frust. Wer etwas verändern will, muss positiv denken“, sagte Peter Jötten.