Oberhausen. Welches Kostüm tragen RWO-Aufstiegshelden? Was macht der Prinz in Holland? Unterwegs bei Alstadener Bären, Müllschluckern, GOK und Ehrengarde.
Wehe, wenn sie losgelassen. Mehr als 2000 Narren haben am Freitag und Samstag die Karnevalssitzungen im Stadtgebiet besucht. Wo sich die Stimmung besonders lohnte, zeigt unsere närrische Konferenzschalte von den Alstadener Bären (900 Besucher, Luise-Albertz-Halle), Ehrengarde (360 Besucher, Ebertbad), Großer Osterfelder Karnevalsgesellschaft (340 Besucher, Freizeithaus Vonderort) und LKG Die Müllschlucker (360 Besucher, Ebertbad).
Verrückter Freitag
Schnief in der Stadthalle! Erst kommen die Tränen, dann der Tüll. Stadtprinz Dirk I. (Loege) erhält auf der Bühne Besuch. Doch große Augen macht eine Tänzerin aus seiner Prinzengarde. Julien Kurth greift überraschend zum Mikrofon und stellt seiner Jenny, Trainerin der Tanzgarde der Alstadener Bären, die einzig wahre Frage: „Willst du mich heiraten?“ Die Folge: Jubel und ein lautes: „Jaa!“
Rollatoren im Ebertbad! Je oller, desto doller? Junge Tänzerinnen und Tänzer legen die Faltencreme auf. Die Regimentssterne der Ehrengarde zeigen sich beim Showtanz wie in einer Zeitmaschine. Ihr Motto: Partytime im Altenheim! Mit einem Augenzwinkern verwandeln sie eine Altersresidenz in einen Jungbrunnen.
Aufstiegs-Helden in der Stadthalle!
Wer schunkelt denn da mit? Die ehemaligen RWO-Zweitliga-Kicker Mike Terranova, Dimitrios Pappas, Benjamin Reichert und Marcel Landers haben sich als Mike Terranova, Dimitrios Pappas, Benjamin Reichert und Marcel Landers verkleidet. Mit diesem „Kostüm“ liegen sie bei den Alstadener Bären übrigens im Trend. Der überwiegende Teil der Besucher feiert in Zivil.
Polka, Polka, Polka im Ebertbad! Diese Kölner klüngeln wirklich nicht, sondern steigen sogar zügig auf Tische. Die Kapelle De Bajaasch gibt sich bei der Ehrengarde, nun, die Ehre – und hat etliche Karnevalsklassiker im Koffer. Als Festpiraten bleiben sie aber nett: „Seida guud truff?“ Natürlich!
Ballermänner in der Stadthalle! Ina singt und manche haben Colada vor den Augen. Die bekannte Mallorca-Sängerin reist die nicht nur Hütten, sondern offenbar auch gute Stuben ab. Es herrscht stürmische Stimmungssee – Ina Colada, gebürtig stammt sie aus Bottrop, hat sich als Matrosin verkleidet. Besonders kräftige Coverklänge finden Gehör: „Tränen lügen nicht!“ Stimmt! „Die Gummibärenbande!“ Das kennen hier viele auch als Kirmes-Getränk.
Sprudelnde Quellen im Ebertbad! Trink doch eene mit, singen sie bei Narrensitzungen häufig. Doch wie viel Gerstensaft vertilgen Karnevalisten eigentlich an einem Abend? Nun, die Laune variiert. Aber zwölf Fässer, mehr als 600 Liter Bier, können es bei 360 Kartenbesitzern an einem sechsstündigen Abend schon mal sein. Das zweitbeliebteste Getränk ist übrigens Wasser. Einmal für die Autofahrer – und als beliebte Zugabe für Weinbesteller.
Sausiger Samstag
Stolze Eltern in Vonderort! Die Tanzgarden sorgen bei der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) für riesiges Entzücken. Selbst die Jüngsten haben schon eine kleine Hebefigur einstudiert. Und auch der Spagat klappt schon hervorragend. Ungelenken Laien zwickt es in der Hüfte. Auch die übrigen Grün-Weißen liefern beste Anleitung für eine närrische Bewegungstherapie.
Rührende Collage im Ebertbad! Stadtprinz Dirk I. (Loege) atmet tief durch. Die LKG Die Müllschlucker entrollt ein Banner, das Fotos aus zwei Prinzenzeiten zeigt. Die eine Seite illustriert Aufnahmen des amtierenden Regenten, die andere zeigt die Prinzenzeit seines verstorbenen Vaters Josef Loege vor exakt 25 Jahren. Damals begleitete übrigens die Tanzgarde der LKG Prinz Josef durch die Säle – eine echte Liricher Koproduktion.
Hamborn-Marxloh in Vonderort! Die GOK erhält Besuch in Rot und Weiss. Die Narren aus Duisburg marschieren in Regimentsstärke in den Saal. „Jungs, die gerne heben, müssen sich nun auch bewegen“, philosophiert der Kommandant über den männlichen Teil der Tanzgruppe. Beim Ausmarsch heben sie dann doch – die Mariechen in die Höhe. Das ist gar nicht so leicht. Hunderte Lämpchen an Lichterketten verdichten den Osterfelder Luftraum.
Mariechen im Ebertbad! Diese Könnerin hat es einfach drauf. Julia Reich sammelt nicht nur Europameister-Titel (2019 in Merseburg), sondern auch verdiente Applaus-Fontänen. Das Mariechen zeigt sich seit jungen Jahren sportlich, erst beim Turnen, dann beim Volleyball – und nun auf dem Schwofparkett. Die 25-Jährige studiert, möchte als Tanzlehrerin arbeiten. Eine gelebte Leidenschaft, auch im Karneval: „Tanz ist für mich wie das Atmen!“
Der Stadtprinz… in Holland! Was war denn da los? Stadtprinz Dirk berichtet von einem Spontanausflug in die Niederlande. Kurz vor den Terminen und Sitzungen in Oberhausen. Das Prinzenteam rauschte im vollen Ornat nach Tilburg (liegt zwischen Eindhoven und Rotterdam) und brachte den Oberhausener Karneval ins Nachbarland. Hintergrund: Den Fabrikant eines Kräuterlikörs hatte der Regent bei einer Karnevalsmesse kennengelernt – eine Einladung folgte prompt.
So geht es weiter
Eine Pause legen die Narren nicht ein. Schon am Mittwoch, 29. Januar 2020, geht es mit der Kindersitzung in der Luise-Albertz-Halle (Beginn: 15.30 Uhr) weiter.
Die Sterkrader Raben setzen den Reigen der Prunksitzung am Wochenende fort. Der Verein feiert am Samstag, 1. Februar, in der Tanzschule Mettler an der Neumühler Straße 42. Ab 19.11 Uhr treten Tante Gertrud, der Musikzug Ruhrpott Düser, Sänger Christian Franke und DJ Thommy auf.
Tränen im Ebertbad! Nach 20 Jahren im Vorstand gibt Präsident Ronald Kram sein Amt auf. Bei seiner letzten Sitzung muss er das ein oder andere Mal schlucken. Am Ende verdunkelt sich das Ebertbad und gemeinsam singen alle das Steigerlied. Grubenlampe mit Widmung und Pflanzenensemble (Kram ist bekennender Gartenfreund) landen auf dem Gabentisch. Das Dreigestirn um Prinz Chris gratuliert mit Vereinswappen und Fasanenfeder. Ein besonderer Heimspiel-Moment: Schließlich sind Jungfrau Rosalie alias Robin Ferschen und Pagin Kaddi Kleinebrink erfolgreiche „Leihgaben“ des Liricher Vereins.