Oberhausen. Erst am Ende seiner traditionellen Rede auf dem Jahresempfang verkündet Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz gute Botschaften für Bürger.

Die 210.000-Einwohner-Stadt Oberhausen ist ja für manchen merkwürdigen Rekord bekannt: So wird die Ruhrgebiets-Kommune als größte Stadt in Deutschland ohne eigene Hochschuleinrichtung eingestuft. Trotz jahrzehntelanger Versuche von Stadtoberen, hier zumindest eine Filiale einer Hochschule zu etablieren, tat sich im Topbildungsbereich wenig – bis auf das Fraunhofer Umweltforschungszentrum Umsicht siedelte sich in Oberhausen keine hochwissenschaftliche Einrichtung an.

Doch nun macht sich die Oberhausener Rathaus-Spitze Hoffnung auf einen Ableger der Hochschule Ruhr-West – nach der vergeblichen Diskussion über eine „Emscher-Universität“ vor einem Jahr im Rahmen der „Ruhrkonferenz“ der schwarz-gelben Landesregierung. Nach Treffen mit dem Land und den Führungskräften der in Bottrop und Mülheim angesiedelten Hochschule Ruhr West (HRW) zeichnet sich ab, dass in Oberhausen zwei Projekte verwirklicht werden können.

Schranz: Gründerzentrum wäre ein großer Erfolg für Oberhausen

„Wir sind in guten Gesprächen über ein Gründungszentrum der Hochschule Ruhr West in unserer Stadt“, kündigte Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) überraschend am Ende seiner traditionellen Ansprache vor 600 Gästen seines Jahresempfangs an. „Das wäre ein großer Erfolg für Oberhausen und eine sinnvolle Erweiterung der Hochschule.“

Traditionelle Rede von Oberbürgermeister Daniel Schranz bei seinem Jahresempfang in der Luise--Albertz-Stadthalle vor einem Jahr am 22. Januar 2019.
Traditionelle Rede von Oberbürgermeister Daniel Schranz bei seinem Jahresempfang in der Luise--Albertz-Stadthalle vor einem Jahr am 22. Januar 2019. © Funke Foto Services GmbH | Kerstin Bögeholz

In einem Gründerzentrum werden Hilfen für Jungunternehmer gebündelt, die ihre Ideen oft aus wissenschaftlichen Projekten zu marktreifen Produkten und Dienstleistungen entwickeln und anbieten wollen.

Ein neues Schülerlabor für Oberhausen

Zudem beabsichtigen Hochschul-Präsidentin Prof. Susanne Staude und der Bottroper Standort-Dekan Prof. Uwe Handmann, in Oberhausen ein neues Schülerlabor außerhalb normaler Schuleinrichtungen zu installieren. In diesem Schülerlabor sollen vor allem Mädchen die Faszination von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik experimentell kennenlernen.

Angepasst an Backsteinarchitektur

In einem Architektenwettbewerb zum geplanten Osterfelder Multifunktionskomplex hatten im Herbst 2018 die Pläne des Kölner Büros „Gernot Schulz Architektur GmbH“ gewonnen. Danach erhalten Jugendzentrum, Bibliothek und Aula jeweils ein eigenes Gebäude: ein dreigeschossiger Kubus mit großer Freitreppe für die Bibliothek, ein eingeschossiges Jugendzentrum, das sich um einen Innenhof gruppiert, und einen Verbindungsbau mit Mehrzweck-Aula.

Die drei Baukörper sollen sich an die vorhandene Backsteinarchitektur der Gesamtschule Osterfeld anpassen und den Gebäudekomplex bis zur Westfälischen Straße verlängern. Um Platz dafür zu schaffen, wird der bisherige Gebäudetrakt mit Aula, Räumen für die Schulverwaltung und dem ehemaligen Kinderpädagogischen Dienst weichen.

Auf seinem Jahresempfang räumte Schranz dann auch noch ein Debakel der Rathaus-Fachleute aus dem vergangenen Jahr ab: Der geplante Multifunktionskomplex aus zeitgemäßer Aula, moderner Stadtteilbibliothek und einem Jugendzentrum an der Gesamtschule Osterfeld mit einer Gesamtnutzfläche von 2300 Quadratmetern drohte zu scheitern, weil der Förderantrag vom Land im Herbst 2019 abgelehnt worden war. Begründung: Für den Abriss des alten Gebäudetraktes hatte die Stadt keine Pläne vorgelegt, die Kosten waren nicht plausibel genug dargestellt.

Multifunktionszentrum Osterfeld – Zusage für die Planungskosten durch das Land

Schwamm drüber – jetzt geht es weiter. „Wir haben in den vergangenen Tagen nun doch die mündliche Zusage für die Übernahme der Planungskosten erhalten“, sagte der Oberbürgermeister. „Das bedeutet ein klares Signal, dass dieses für Osterfeld und ganz Oberhausen wichtige Großprojekt kommt.“ Das Land spendiert allein für die Planung 2,1 Millionen Euro – und für den Abriss (760.000 Euro) liegt ebenfalls die mündliche Zusage der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf vor.

Der wohl wichtigste städtebauliche Impuls für die Entwicklung der Osterfelder Innenstadt an der Westfälischen Straße kostet nach jetziger Planung insgesamt 15,6 Millionen Euro. Von dieser Summe soll das Land nach Vorstellung der Stadt Oberhausen 80 Prozent übernehmen.