Oberhausen. Das Neujahrskonzert in Oberhausen schien schon Geschichte zu sein, da wurde es von einer engagierten Frau wiederbelebt. Und das Wunder gelang.
Von der scheinbar zum Aussterben verurteilten Tradition zum best besuchten musikalischen Einstieg ins Jahr 2020 in der Region: Das Neujahrskonzert, dieses Mal unter dem Motto „Zauberhaftes Wien“, begeisterte über 1300 Menschen in der Oberhausener Luise-Albertz-Halle und war erstmalig restlos ausverkauft. Cellistin Carolin Schröde r hat die Konzert-Reihe vor drei Jahren wiederbelebt.
Nächstes Neujahrskonzert steht fest
Schon heute steht fest, dass das nächste Neujahrskonzert mit dem „Sinfonieorchester Ruhr“ am 10. Januar 2021 stattfinden wird, wieder um 11 Uhr in der Oberhausener Stadthalle.
Ebenfalls dort findet am 6. Juni 2020 um 19.30 Uhr ein ziemlich besonderes Konzert statt: „Oberhausen sagt und singt herzlichen Glückwunsch, Ludwig van Beethoven“. Auftreten werden neben dem „Sinfonieorchester Ruhr“ der „Philharmonische Chor Oberhausen“ und Solisten.
Das Publikum genoss das von Moderator Matthias Schröder fachkundig kommentierte Programm, das mit beliebten Melodien und Liedern bestens unterhielt – eine Matinee zum Mitschwingen und Liebhaben. Die Zutaten zu diesem schwungvollen Konzertvormittag haben sich bewährt. Es spielt das „Sinfonieorchester Ruhr“, das sich durch Professionalität und hohes technisches Können auszeichnet, in großer sinfonischer Besetzung; es singt der stimmgewaltige Männerchor „Gutehoffnungshütte Oberhausen Sterkrade“ und es treten Solisten auf. Dieses Mal waren es die aus Russland stammende Opernsängerin Irina Trutneva (Sopran) und der in den USA geborene Ryosuka Haskell Sato (Tenor).
Man sollte sich rechtzeitig um Karten bemühen
Als Dirigent fügt Volker Buchloh das musikalische Menü zu einem Festmahl zusammen. Der lange anhaltende Applaus nach zwei Zugaben und dem obligatorischen Radetzky-Marsch am Ende des Konzerts beweist, dass es ganz sicher im nächsten Jahr eine Neuauflage dieses Events geben wird, für das sich die Musikfreunde rechtzeitig um Karten bemühen sollten.
„Küss die Hand gnädige Freu, grüß Gott der Herr!“, hieß der Moderator die Gäste Willkommen im zauberhaften Wien. Gustav Mahler habe einst gesagt, er werde nach Wien ziehen, falls die Welt einmal untergehen sollte, weil es dort 50 Jahre später sei als anderswo. Bereits 1791 dort uraufgeführt wurde Mozarts Zauberflöte, mit deren Ouvertüre das Orchester den Konzertreigen eröffnete.
Den Wiener „Madl’n“ widmete Carl Michael Ziehrer (1843-1922) den Walzer op. 388, der folgte, wobei die Harfe sich einmal selten lange gehört in den Vordergrund spielen darf. Aus der Operette „Paganini“ von Franz Lehár sang anschließend die Sopranistin Irina Trutneva „Liebe du Himmel auf Erden“ und eroberte die Herzen der Zuhörer mit wunderschöner Stimme und perfekter Gestik im eleganten Kleid.
Männer in den Operetten als Machos
Was die großen Gefühle angehe, so seien die Männer, die in Operetten vorkommen, doch eher Machos gewesen. „Gern’ hab’ ich die Frauen geküsst, hab’ nie gefragt, ob es statthaft ist.“ So eine Zeile wäre heute wohl nicht mehr salonfähig, wohl aber doch, wenn einer wie der junge Tenor Sato sie singt – ein wenig zurückhaltend in Mimik und Gestik noch, aber doch stimmlich wunderschön intoniert. Im weiteren Verlauf des Programms, in dem er sein Talent auch im Duett mit der Sopranistin unter Beweis stellen durfte, wurde er zunehmend spielfreudiger und ausdrucksstärker.
Der Männerchor stieg mit dem Studentenchor aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach ins Konzertgeschehen ein: „Hallo, Herr, wir sind nun da. Schenk ein, schenk ein, füll’ bis zum Rand die Gläser.“ Kraftvoll gesungen und schwungvoll begleitet vom Orchester. Einfach klasse, wie sich dieser große Chor behaupten kann. Mit „Wiener Blut“ von Johann Strauss, gespielt vom Orchester, ging’s in die Pause.
Im zweiten Teil ging das Publikum noch stärker mit
Die tat dem Publikum offensichtlich sehr gut, denn im zweiten Teil des Konzerts ging es noch viel stärker mit. Der Applaus wurde kräftiger, man traute sich mehr, der eigenen Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Und man lernte von Moderator Matthias Schröder, dass die Operette „Land des Lächelns“, eine der weltweit meist gespielten von Lehár, ursprünglich ein Flop gewesen ist, da ihre Erstfassung unter dem Titel „Die gelbe Jacke“ beim Wiener Publikum durchfiel. Mit dem Lied „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ überzeugte Tenor Sato als Prinz auf der ganzen Linie.
Im munteren Wechsel zwischen Solo-Beitrag, Chor und Orchesterspiel ging die Wien-Reise weiter, bis sie mit dem krönenden Kaiserwalzer von Johann Strauss endete. Da war das Publikum schon richtig aus dem Häuschen. Stehend applaudierte das Publikum und es gab Blumen für den Dirigenten, die Solisten, die Cellistin und den Moderator.