Oberhausen. Wiege der Stahlindustrie ist 26. Ankerpunkt der Route der Industriekultur. 2020 feiert das Museum den 250. Geburtstag von Hüttendirektor Jacobi.
Das LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte in Osterfeld ist als neuer und damit 26. Ankerpunkt in die Route der Industriekultur aufgenommen worden. Die Anerkennung als Ankerpunkt nennt Standortleiterin Kornelia Panek „ein Qualitätssiegel und gleichzeitig ein Qualitätsversprechen“.
Die Ankerpunkte der vor 20 Jahren etablierten Route der Industriekultur – Museen, Ausstellungen, Panorama-Aussichtspunkte und historisch bedeutsame Siedlungen – bilden den Kern der Route der Industriekultur, deren Themenrouten insgesamt zu über 900 Industrie- und Technikdenkmälern führen.
Um als Oberhausens dritter Ankerpunkt – neben der Zinkfabrik Altenberg und dem Gasometer – anerkannt zu werden, musste auch der Standort St. Antony-Hütte zunächst zahlreiche Voraussetzungen erfüllen. Kriterien sind die industriegeschichtliche Bedeutung und Authentizität des Ortes, der Erlebniswert sowie das Kultur- oder Eventangebot – oder jene touristische Infrastruktur, die noch bis Juli 2020 in der Fotoausstellung „Entspannt Euch“ zu bestaunen ist. Sämtliche Anforderungen hat die St. Antony-Hütte souverän erfüllt.
Vor 260 Jahren wurde der erste Hochofen angeblasen
Eine Expertenrunde des Regionalverbandes Ruhr (RVR) begutachtete die Hütte an der Antoniestraße 32-34 und sprach sich einstimmig für ihre Aufnahme aus. Das Bewertungsgremium bescheinigte dem Schauplatz des LVR-Industriemuseums eine außergewöhnliche industriegeschichtliche Bedeutung. Die Hütte gilt als Geburtsstätte der Eisenindustrie im Revier und erzählt heute mit einer Dauerausstellung und dem industriearchäologischen Park von der Pionierzeit seit 1758, als der erste, neun Meter hohe Hochofen am Elpenbach angeblasen wurde. Einen vergleichbaren Ankerpunkt aus dieser frühen Periode gibt es nicht zwischen Duisburg und Hamm.
Kornelia Panek, Leiterin des LVR-Industriemuseums St. Antony-Hütte, verspricht – hocherfreut über die einhellige Zusage – auch für 2020 ein abwechslungsreiches Angebot mit Führungen, Events sowie einer neuen Sonderausstellung. Ein besonderes Ereignis wird auch der 250. Geburtstag des einstigen Hüttendirektors Gottlob Julius Jacobi sein. Der am 28. Dezember 1770 (elf Tage nach Ludwig van Beethoven) geborene Industriellensohn erwarb seine ersten Kenntnisse in der Eisenverhüttung auf der von seinem Vater geleiteten Sayner Hütte bei Koblenz und vertiefte diese während seiner Lehr- und Wanderjahre in England – damals noch ein Pilgerziel für Technik-Pioniere. Im frühen 19. Jahrhundert wurde G. J. Jacobi zum Mitbegründer des späteren Weltkonzerns GHH.