Oberhausen. Der neue „Schichtwechsel“ der Geschichtswerkstatt Oberhausen erinnert an den Arbeiteraufstand von 1920 und an die letzten Fährmänner vom Kanal.

25 Jahre Geschichtsarbeit „von unten“ in Oberhausen: Die Geschichtswerkstatt hat Ende November Jubiläum gefeiert. In der neuen Ausgabe ihres Journals „Schichtwechsel“ widmet sich denn auch ein Beitrag der eigenen Sache: Anfänge und Konzepte der historischen Forschung vor Ort, die „Geschichte nicht alleine den Professoren und Politikern überlassen“ will (André Wilger). Der Artikel erinnert an die Meilensteine und Projekte der Oberhausener Geschichtswerkstatt – ein großes Pfund für diese Stadt, ohne das die Stadtgeschichtsschreibung ärmer wäre.

Lebensunterhalt für Sterkrader Familien

Der neue „Schichtwechsel“ bietet wieder viel Lesestoff: Die Geschichte der Ludwigshütte in Sterkrade erzählt Christoph Strahl. Die im Volksmund als „Flohhütte“ bezeichnete Eisengießerei (sie stand immer im Schatten der Gutehoffnungshütte) wurde vor 25 Jahren geschlossen. Leider gebe es keine Erinnerungstafel, die an das Traditionsunternehmen erinnere, das über 120 Jahre lang vielen Sterkrader Familien den Lebensunterhalt gesichert habe, schreibt Strahl. „Geht man jedoch mit offenen Augen über die Oberhausener Straßen, findet man noch häufig Kanaldeckel, die den Schriftzug ‘Neue Ludwigshütte’ oder das Logo des Unternehmens zeigen.“

In Nationalsozialismus verstrickt

„Fragen zum Gedenken in der Zukunft“ stellt Gedenkhallen-Leiter Clemens Heinrichs in seinem Beitrag. Darin geht es um die aktuelle Ausstellung „Risse im Stein – Die ‘Trauernde und das Gedenken in Oberhausen“ in der Gedenkhalle am Kaisergarten. Heinrichs geht den „Rissen“ auf den Grund, die sich im Erinnern an die Weltkriege auftun. Die Kritik entzündet sich auch am Künstler, der die „Trauernde“ geschaffen hat: Willy Meller war nachweislich auf vielfache Weise in den Nationalsozialismus verstrickt.

„Das Banner steht, wenn der Mann auch fällt – Die Rote Ruhrarmee in Oberhausen“: Einen Rückblick auf die Ereignisse im März und April 1920 gibt André Wilger. Denn 2020 jähren sich zum 100. Mal die Ereignisse, „die den größten bewaffneten Aufstand der Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet zur Verteidigung der noch jungen Weimarer Republik bedeuteten“. Wie sich der Kapp-Lüttwitz-Putsch in Oberhausen auswirkte ist ein spannendes Kapitel der Stadtgeschichte.

Fährmänner vom Rhein-Herne-Kanal

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Martin Grundmann und Christina Weidemann haben sich auf die Spuren der letzten Fährmänner vom Rhein-Herne-Kanal begeben und beschreiben damit im „Schichtwechsel“ einen Teil der Oberhausener Verkehrsgeschichte der Nachkriegszeit.

Zwei Schichtwechsel erscheinen pro Jahr, der nächste soll Anfang Mai 2020 herauskommen. Das aktuelle Heft (Ausgabe 2/2019) kostet 3,50 Euro (zuzüglich Versandkosten) und ist erhältlich bei der Geschichtswerkstatt. Bestellungen und Infos unter 0208-3078350 oder per Mail an info@geschichtswerkstatt-oberhausen.de oder per Internetformular auf www.schichtwechsel-oberhausen.de (auch ältere Ausgaben können bestellt werden).