Oberhausen. 100 Jahre VHS, die NS-Vergangenheit der Stadtverwaltung, Ruhrkrieg und Strukturwandel: Die Reihe „Stadtgeschichte(n) bietet spannende Themen.
So viel ist wohl festzustellen: Eine nicht unwesentliche Menge an Oberhausenern ist interessiert an Stadtgeschichte – und nicht nur an netten Anekdötchen und Bildern aus der Vergangenheit der einstigen Montanstadt. Sondern an den Ergebnissen stadthistorischer Forschung, die bei Vorträgen präsentiert werden. Zu diesem Schluss kommen die Organisatoren der Reihe „Oberhausener Stadtgeschichte(n) entdecken“, die vor drei Jahren gestartet ist.
„Die Veranstaltungen sind gut angenommen worden“, sagt Matthias Ruschke von der Volkshochschule, „die Besucherzahlen schwanken zwischen 40 und 100 Interessierten“. Deshalb geht die Reihe mit vier Veranstaltungen bis zum Juni 2020 in die nächste Runde.
100 Jahre Volkshochschule in Oberhausen
Den Auftakt macht am Mittwoch, 13. November, der Vortrag zum Thema „100 Jahre Volkshochschule in Oberhausen – (Ein)blick in die bewegte Geschichte“. Die Bildungseinrichtung in Oberhausen feiert wie viele andere im Land 2019 das Hundertjährige. Prof. Dr. Manfred Dammeyer, von 1965 bis 1975 Leiter der VHS Oberhausen, wird aus eigenem Erleben von der Volkshochschule erzählen. Dabei soll es auch um die Anfänge gehen und die Rolle der Einrichtung und wie sich diese gewandelt hat. So war die Oberhausener VHS eine der ersten in NRW, die das Thema Schulabschlüsse in den Fokus gerückt hat, um Menschen auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt eine zweite Chance zu geben.
Zwischen Zuständigkeit und Verantwortung
Um die Oberhausener Stadtverwaltung und ihre NS-Vergangenheit wird es am Mittwoch, 29. Januar 2020 unter dem Motto „Zwischen Zuständigkeit und Verantwortung“ gehen. Referentin ist Dr. Katrin Wülfing, die zu diesem Thema geforscht und eine Doktorarbeit geschrieben hat. Ihre sehr präzise Fallstudie ist eine Langzeitbetrachtung der Vergangenheitsbewältigung zwischen 1945 und 1989. Dabei gibt die Historikerin auch Antworten darauf, wie sich die Stadtverwaltung mit ihrer eigenen Rolle als Verfolgungsinstanz auseinander setzte. Spannend auch die Frage, wie sich die Oberhausener Herangehensweise von der der allgemeinen gesellschaftlichen unterscheidet.
Eintritt frei
Bis auf den Vortrag zu „Stadtentwicklung und Strukturwandel“ am 4. Juni 2020 finden alle Vorträge in der Volkshochschule an der Langemarkstraße 19-21 statt (Raum 330a). Alle Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr (jeweils bis 19.30 Uhr). Der Vortrag vom 4. Juni ist im Stadtarchiv an der Eschenstraße 60 zu hören. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, Anmeldung/Info unter 0208-8252385 oder -2061.
Veranstaltet wird die Reihe gemeinsam von der Historischen Gesellschaft Oberhausen, dem Stadtarchiv, der Literarischen Gesellschaft Oberhausen und der Volkshochschule.
Rote Armee und Ruhrkrieg
„Vor 100 Jahren im Frühjahr 1920 – „Rote Armee und „Ruhrkrieg in Oberhausen“ lautet das Thema am Dienstag, 31. März 2020. Den Abend bestreiten Dr. Peter Langer von der Historischen Gesellschaft Oberhausen und André Wilger von der Oberhausener Geschichtswerkstatt gemeinsam. Auch um deutlich zu machen, dass die Ereignisse im Frühjahr 1920 durchaus kontrovers diskutiert und unterschiedlich gedeutet werden können: Am 13. März 1920 putschte die rechtsradikale „Brigade Erhardt“ in Berlin und zwang die demokratisch legitimierte SPD-Regierung in der Weimarer Republik zur Flucht. Durch einen passiven Widerstand der Beamtenschaft und einen Generalstreik der Arbeiterschaft gelang es jedoch schon nach einer Woche, die Berliner Putschisten zur Aufgabe zu zwingen. Wie die Arbeiterschaft in Oberhausen reagierte, in der sich auch Teile bewaffneten und als „Rote Armee“ organisierten, wie die Reichwehrtruppen dem begegneten und auf wie viel Rückhalt der Aufstand bei den Menschen in Oberhausen stieß – darum soll es unter anderem in dem Vortrag gehen.
Stadtentwicklung und Strukturwandel
„Stadtentwicklung und Strukturwandel in Oberhausen – eine historische Perspektive“: Am Donnerstag, 4. Juni, wird Stadtarchiv-Leiter Dr. Magnus Dellwig in seinem Vortrag belegen, dass der Strukturwandel nicht erst mit der Kohlekrise in den 1950er und 1960er Jahren begonnen hat, sondern Oberhausens Entwicklung von Beginn an begleitet. Der Historiker deutet Strukturwandel als völlige Verschiebung der Gewichte von der Agrar- hin zur Industriewirtschaft im 19. Jahrhundert und nachfolgend zur Dienstleistungswirtschaft. Und dieser moderne Teil, zweite Teil des Strukturwandels habe in Oberhausen spürbar bereits 100 Jahre vor dem Bau des Centros begonnen.