Oberhausen. Tagelang kein Empfangs-Service im Bildungszentrum Bert-Brecht-Haus – und das mit einer Begründung, auf die man wirklich nicht so schnell kommt.

Der viel besuchte Kundenservice im Erdgeschoss des Bert-Brecht-Hauses in der Innenstadt Oberhausen ist derzeit nicht besetzt. Das wird zahlreiche Besucher der Stadtbücherei und Volkshochschule am Saporishja-Platz verwundern – und der Grund dafür ist tatsächlich verblüffend.

Im Gespräch mit den Beschäftigten stellt sich heraus - Schuld hat die Jahreszeit: „Hier hält man es an kalten Wintertagen kaum aus. Dann sind’s hier schnell nur noch 12 oder 13 Grad, dazu ein heftiger Durchzug!“ Die Automatik-Schiebetüren an den zwei gegenüberliegenden Eingängen schließen und öffnen sich wegen des kontinuierlichen Besucherstroms in einem steten Rhythmus und lassen die Beschäftigten den ganzen Tag über frösteln: „Wir kämpfen schon seit Jahren darum, dass es besser wird, dass hier eine Lösung gefunden wird!“ Bislang sei nichts geschehen, um die Lage konkret zu verbessern.

Stadtverwaltung räumt Probleme offiziell ein

Nun äußert sich auch die Stadtverwaltung erstmals offiziell zu diesem Thema und räumt die klimatischen Probleme im Foyer des Bert-Brecht-Hauses ein: „Die Raumtemperatur im Eingangsbereich fällt in dieser Jahreszeit oft unter 15 Grad, so dass die Arbeitsplätze an den Servicetheken der VHS und Stadtbibliothek aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend verlagert wurden.“ Deshalb seien die Servicetheken im Erdgeschoss bereits seit Dienstag, 10. Dezember, nicht mehr besetzt. Dauer der Maßnahme: unbekannt.

Die Beschäftigten haben sich für den Info-Punkt ein wärmeres Ausweichquartier gesucht, das im dritten Stock liegt. Dort gibt es nun Hilfe für alle Besucher des Bert-Brecht-Hauses. Hinweisschilder für das Publikum wurden im Erdgeschoss an der verwaisten Rezeption aufgestellt.

Eine Drehtür könnte hier die klimatische Lage nachhaltig verbessern.
Eine Drehtür könnte hier die klimatische Lage nachhaltig verbessern. © FFS | Frank Oppitz

Die Verlagerung des Infopunktes könne für die Besucher im Kulturzentrum „bei gewissen Dienst- und Serviceleistungen zu einer Beeinträchtigung führen“, räumt die Stadtpressestelle ein. Zur Lösung des Problems sollen kurzfristig entsprechende Gespräche mit allen Beteiligten geführt werden.

Neue Lösung: Drehtüren statt Schiebetüren

Das bestätigt Horst Kalthoff, Geschäftsführer der OGM, im Gespräch mit der Redaktion. Bei der OGM feilt man an einer Lösung für mehr Wärme und weniger Durchzug im Erdgeschoss. Danach könnten die derzeitigen Automatiktüren zu Drehtüren umgebaut werden, ergänzt um einen vorgeschriebenen Extra-Eingang als Fluchttür – und für Kinderwagen wie Rollstuhlfahrer. Dafür müsse man allerdings den Eingangsbereich verbreitern.

Dieser Vorschlag mit einer Kostenschätzung werde dann dem Rat vorgelegt – „die Politik muss hier entscheiden.“ Die Alternative, nämlich eine Abtrennung der Empfangstheke vom übrigen Erdgeschoss mit einer vor kaltem Wind schützenden Wand, sei nicht möglich, weil dies die urheberrechtlich geschützte architektonische Gestaltung des Bert-Brecht-Eingangsbereichs gefährde. „Wir wollen ja gerade für die Bürger offen und transparent sein, das wäre dann nicht mehr der Fall“, argumentiert Kalthoff.

Bert-Brecht-Haus stammt aus dem Jahre 1928

Das Bert-Brecht-Haus an der Langemarkstraße in Oberhausen ist im Jahre 1928 im Stil des Backsteinexpressionismus gebaut worden – ähnlich wie das Polizeipräsidium und das Rathaus.

Trotz der großen teuren Renovierung für über zehn Millionen Euro in den Jahren 2010 und 2011 musste das Bert-Brecht-Haus weiter nachgebessert werden. Der Austausch zugiger Fenster nach Denkmalschutz-Kriterien wird 600.000 Euro kosten. 2015/2016 entpuppte sich das Gebäude als nicht besonders behindertengerecht – und musste inklusive neuer Aufzüge für 250.000 Euro ertüchtigt werden.

Wie auch immer: Die dort Beschäftigten wollen nach all den Jahren der – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkten – Diskussion um dieses Thema nun nicht so leicht aufgeben. „Wir müssen weiter Druck machen. Sonst passiert ja doch nichts“, sind sie sich sicher. „Wir kämpfen weiter gegen die Winterkälte an unserem Arbeitsplatz!“

Das aus dem Jahre 1928 stammende Gebäude war erst 2010 und 2011 aufwändig für die Volkshochschule und Stadtbücherei umgebaut worden – für einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Die erste Kostenschätzung lag damals bei nur 2,5 Millionen Euro.