Oberhausen. Xavier Naidoo bespielt 12.000 Fans in der Arena Oberhausen – ohne seine umstrittenen Songs. DSDS-Sieger Davin Herbrüggen singt im Vorprogramm.
Das Konzert hat noch gar nicht richtig begonnen, schon hält es Xavier Naidoo nicht mehr in der Garderobe. Der polarisierende Pop-Sänger ist zum Zuhören auf die Bühne gekommen. Neben ihm greift gerade der Oberhausener Davin Herbrüggen im Vorprogramm zum Mikrofon. Ein Wiedersehen! Dem 21-Jährigen lauschte er vor einem halben Jahr noch als Juror bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Herbrüggen gewann die RTL-Castingshow. Naidoo gehörte zu seinen großen Unterstützern.
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Vor 12.000 Fans in der ausverkauften Arena zückt Herbrüggen nun für ein kurzes Video seine Handykamera. „Siehst du, Dieter...“ Es wird ein Seitenhieb auf das Jury-Oberhaupt – klar, mit einem zwinkernden Auge. Dieter Bohlen favorisierte damals bekanntlich Herbrüggens Mitbewerber Nick Ferretti und drückte zwischendurch schroff auf die Euphoriebremse.
Den Traum des Oberhauseners Herbrüggen von einem Auftritt in der heimischen Arena bremste der Poptitan vor laufenden Kameras aus: „Denke lieber erst mal eine Kategorie kleiner!“ Sein jetziger Gastgeber Xavier Naidoo wagte dagegen eine andere Prognose: „Ich sehe dich vor meinem geistigen Auge in der König-Pilsener-Arena...“ Ein Zufall? Wohl kaum!
Xavier Naidoo: Musikalisch geliebt – und scharf kritisiert
Andere angebliche Visionen haben Naidoo allerdings deutlichen Ärger eingebracht. Kritiker sprechen von einer Nähe zur Reichsbürger-Bewegung und eigentümlichen Verschwörungstheorien. Vor allem nach dem Song „Marionetten“ seiner Band Söhne Mannheims rumorte es gewaltig.
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Der Sänger hatte Kritikern stets widersprochen. Als ihm antisemitische Anspielungen vorgeworfen wurde, ging er juristisch dagegen vor. Das Gericht gab ihm recht. Zuletzt gab es auch vor Konzerthallen vereinzelt Proteste.
Finstere Diskussionen scheinen in der König-Pilsener-Arena bei seiner „Hin und weg“-Tournee aber weit entfernt zu sein. Kritisierte Songs sind nicht dabei. Und die Fans feiern den 48-Jährigen als wäre er gerade erst aus dem Schatten von Rapperin Sabrina Setlur getreten. 1997 ließ Naidoo mit seiner Kollegin und dem viel beachteten Song „Freisein“ aufhorchen. Der Startschuss für eine Karriere mit knapp 13 Millionen verkauften Tonträgern. Naidoo werden damit Spitzenplätze in der jüngeren deutschsprachigen Musikhistorie zugerechnet.
Xavier Naidoo singt im Winter vom Sommermärchen
Und so landet in Oberhausen das matt-soulige Schnurren und der treibende R‘n‘B in den Gehörgängen. Eine Zeitreise durch 25 Jahre, verkürzt auf zwei Stunden Konzert. Auf die großen Hits „20.000 Meilen“, „Führ mich ans Licht“, „Wo willst du hin“ und „Abschied nehmen“ muss dabei keiner verzichten.
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Schmuse-Rhythmen treffen auf längere Soli – mit vokaler Unterstützung. Der tiefe Bass ist sein Begleiter. Der Popsänger zielt nicht auf die brachiale Party, sondern auf die Gänsehaut. Dazu dribbelt er einen Hauch von Sommermärchen im tiefsten Winter aus dem Archiv. „Was wir alleine nicht schaffen“ und „Dieser Weg (wird kein leichter sein)“ avancierten 2006 bekanntlich zu den Hymnen der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland.
Letzteren Verkaufsschlager nutzt der Schmusesänger ganz zum Schluss auch für einen Querpass auf das Ruhrgebiet. „Es gibt kaum eine Region in Deutschland, in der sich so viele Wege kreuzen.“ Das stimmt am späten Montagabend auf jeden Fall. Kurz danach beginnt für viele die zähfließende Fahrt zur Autobahn.