Oberhausen. Auch 2020 will die Stadt Bäume vorsorglich mit dem Umweltgift „Neem Protect“ besprühen. Wald- und Parkbereiche sind davon aber ausgenommen.

Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner plant die Stadt auch im kommenden Jahr das Umweltgift „Neem Protect“ einzusetzen. 2020 sollen nach Einschätzung der Verwaltung insgesamt 2000 Eichen vorsorglich mit dem Mittel besprüht werden. Betroffen sind in erster Linie Straßenbäume und Bäume an Spielplätzen, Schulen und Kitas. Landschafts- und Naturschutzgebiete wie der Stadtwald und die städtischen Parkanlagen sind von dem Biozideinsatz ausgenommen.

Der Umweltausschuss stimmte den Plänen der Stadtverwaltung mit deutlicher Mehrheit zu. Lediglich die Ratsgruppe „Offen für Bürger“ (OfB) kritisierte den geplanten Biozid-Einsatz scharf und sprach sich für den überwiegenden Einsatz von mechanischen Methoden, wie der Absaugung der Eichenspinner-Nester, aus. „Das ist bekannt, das ist üblich, das ist machbar“, so Albert Karschti (OfB). Die Verwendung von Bioziden solle grundsätzlich ausgeschlossen und nur in begründeten Einzelfällen erlaubt werden, heißt es in einem Antrag der Gruppe.

Prophylaxe-Besprühung ist billiger als Absaugung

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Aufgrund des massiven Schädlingsbefalls in den letzten beiden Jahren stellt die rein mechanische Entfernung der Raupen für die Stadt allerdings keine zumutbare Alternative dar. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die von der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) beauftragten Firmen mit der Absaugung der Raupen an ihre Grenzen gekommen sind, da zahlreiche Ruhrgebietsstädte vom Massenbefall des Eichenprozessionsspinners betroffen waren und Firmen mit den Aufträgen nicht hinterhergekommen seien. Mitunter dauerte es nach Angaben der OGM Wochen, bis die Raupennester fachmännisch entfernt werden konnten.

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Das Absaugen mag zwar etwas umweltschonender sein, verursacht letztlich aber auch deutlich mehr Kosten als die Prophylaxe-Besprühung. 135 Euro pro Baum fielen in dieser Saison für das Absaugen der Raupennester an. Den Biozid-Einsatz beziffert die Stadt dagegen mit 22 Euro pro Baum. Insgesamt verursachten sämtliche Maßnahmen gegen den Eichenspinner Kosten von 80.000 Euro im Jahr 2018 und 110.000 Euro im Jahr 2019, weil besonders im Stadtnorden immer mehr Bäume befallen waren.

Gefährlich für andere Insektenfresser, aber nicht für die Biene

Den erstmaligen Biozideinsatz in diesem Frühjahr wertet die Stadt als Erfolg. Nur 10 Prozent der Bäume seien wieder befallen worden. Die Verwaltung rechnet nun aber auch im Jahr 2020 und den folgenden Jahren mit einem starken Befall durch den Eichenprozessionsspinner. In Rücksprache mit anderen Kommunen sei der Einsatz von „Neem Protect“ weiterhin das Mittel der Wahl zur Gefahrenabwehr und zum Schutz der Bevölkerung. Die Haare der Raupe sorgen beim Menschen schließlich für gesundheitsschädliche Haut- und Atemwegsreizungen.

„Bei ‘Neem Protect’ handelt es sich um kein Kontaktgift“, versuchte CDU-Ratsmitglied Frank Bandel etwaige ökologische Bedenken auszuräumen. „Es greift in den Lebenszyklus des Eichenprozessionsspinners ein, wirkt auf andere pflanzenfressende Insekten, ist aber nicht gefährlich für die Biene.“ Da Fachfirmen das Besprühen vornehmen, gebe es auch keinerlei Einwände für den Einsatz auf Schulhöfen oder an öffentlichen Park- und Grünanlagen, der verantwortungsvolle Umgang mit dem Mittel sei gewährleistet.

Online-Meldeverfahren für Bürgerinnen und Bürger wird geprüft

Bei Verzicht auf Biozid würden sich Kosten verdoppeln

Beim erstmaligen Einsatz des Sprühgiftes „Neem Protect“ wurden in diesem Jahr 1200 Stadtbäume gezielt besprüht. Dabei wurden nach Angaben der Stadt Eichen ausgewählt, die bereits in den Jahren zuvor von den Raupen befallen waren. Im Jahr 2018 waren laut OGM knapp 600 Bäume vom Eichenprozessionsspinner befallen.

Für die in 2020 geplanten Maßnahmen sind im Haushalt der Stadt Ausgaben in Höhe von 120.000 Euro (darunter: Biozideinsatz, Absaugen der Nester, Schilder, Absperrmaterial) vorgesehen. Bei einem Biozidverzicht wäre laut Stadt mit einer Verdopplung der Kosten zu rechnen.

Auch Stadtförster Jürgen Halm attestierte „Neem Protect“ eine geringe Umweltbelastung im Vergleich zu anderen Bioziden und versicherte, dass längere Absperrungen von Bäumen in der Regel vermieden werden könnten. Im Stadtwald werden aber aufgrund der gesetzlichen Vorgaben des Natur- und Artenschutzes grundsätzlich keine präventiven Besprühungen vorgenommen.

Über die geplanten Maßnahmen, die voraussichtlich ab Ende April 2020 stattfinden werden, sollen Bürgerinnen und Bürger rechtzeitig informiert werden. Derzeit werde von der Stadt geprüft, ob ein Online-Meldeverfahren mit einer Karte eingeführt werden kann, mit denen befallene Bäume künftig zentral gemeldet werden können.