OBERHAUSEN. . Mehr Geburten, Zuwanderung und eine steigende Nachfrage sorgen für mehr Bedarf an Kita-Plätzen. Suche nach Grundstücken und Investoren läuft.

In den nächsten drei Jahren will die Stadt Oberhausen rund 950 zusätzliche Betreuungsplätze für Kleinkinder schaffen. Der größte Teil der Plätze für Kinder vom Säuglingsalter bis zum sechsten Lebensjahr soll in Kindertageseinrichtungen (Kitas) entstehen (808), die anderen rund 140 Plätze sollen Tagesmütter anbieten. Die Stadt rechnet grob geschätzt mit einem Investitionsvolumen von rund 27 Millionen Euro, denn die neuen Betreuungsangebote in Kitas sollen entweder durch den Neubau von Einrichtungen oder durch Anbauten an schon bestehende Kindergärten realisiert werden.

Rechtsanspruch, aber keine Pflicht

„Oberhausen wird wieder jünger, das ist eine große Freude“, sagte Elke Münich, Beigeordnete für Familie, Bildung und Soziales, bei der Vorstellung der Pläne. Sei 2010 noch von einem Rückgang der Kinderzahlen die Rede gewesen, „befinden wir uns seit 2016 im Ausbaumodus“, sagte Münich. Ein weiterer Anstieg der Geburtenrate, Zuwanderung und die verstärkte Nachfrage von Eltern nach Betreuungsplätzen habe im Frühjahr dieses Jahres deutlich gemacht, dass die Kita-Neubauten, die derzeit entstehen (z.B. Uhlandpark und Stadtmitte) nicht ausreichen werden. Da es zwar einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder bis sechs Jahre gebe, aber keine Kita-Pflicht bestehe, „ist es für den Jugendhilfeträger eine große Herausforderung, die Plätze zu planen und genau zu wissen, wie viele Eltern einen Platz nachfragen werden“, erklärte Münich.

Nun rechnet die Stadt also mit zusätzlichen rund 950 Betreuungsplätzen, die bis Ende 2021 in Oberhausen zur Verfügung stehen sollen. Dabei ist der prognostizierte Ausbaubedarf in den Stadtteilen sehr unterschiedlich. Allein in Sterkrade-Mitte sollen 13 neue Kita-Gruppen entstehen, was rund 240 Plätzen entspricht. Ein starker Ausbaubedarf mit elf Kita-Gruppen besteht auch im Sozialraum Alstaden-Lirich. Jeweils fünf Gruppen sollen in OB Mitte-Styrum, in OB-Ost und in Sterkrade-Nord dazukommen, in Osterfeld drei. Die geplanten Gruppen sollen sowohl Plätze für Kinder unter drei Jahren als auch für Kinder über drei Jahren anbieten. Ein konkretes Beispiel für die Erweiterung einer schon bestehenden Kita ist die Städtische Kindertageseinrichtung Rechenacker, die durch einen zweigeschossigen Pavillon in Modulbauweise um zwei Gruppen aufgestockt werden soll. Geschätzte Kosten: rund 990 000 Euro.

Diesen Mehrbedarf an Betreuungsplätzen gibt die Stadt Oberhausen an.
Diesen Mehrbedarf an Betreuungsplätzen gibt die Stadt Oberhausen an. © Miriam Fischer

Darüber hinaus ist die Stadt derzeit auf der Suche nach Grundstücken für Neubauten und nach Investoren. Denn alle neuen Plätze selbst bauen, das will und kann die Stadt gar nicht. Ohnehin sind von den rund 80 Kitas in Oberhausen nur 18 in städtischer Trägerschaft. So könnte ein freier Träger als Investor auftreten und eine schon bestehende Einrichtung erweitern. Möglich und gewünscht ist aber auch, dass ein anderer Unternehmer, der selbst kein Jugendhilfeträger ist, einen Kindergarten baut, „dann mieten wir nur“, sagt Elke Münich. Im Moment stehen der Stadt 1,3 Millionen Euro an Landesmitteln für Kita-Neubauten zur Verfügung. Oder sie macht Mittel im städtischen Haushalt locker. All das werde aktuell geprüft. Wenn die offenen Fragen geklärt seien, könnte der Rat im Herbst dieses Jahres die ersten Beschlüsse über konkrete Maßnahmen fassen.

>>> GRUPPEN AUF ZEIT EINGERICHTET

Bis die zusätzlichen Plätze zur Verfügung stehen, arbeitet die Stadt mit Übergangslösungen, um den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen. In einigen Kitas werden Gruppen „temporär erweitert“ oder es werden Vorläufergruppen eingerichtet: Gruppen, die zum Beispiel den Mehrzweckraum in einer bestehenden Kita für eine Übergangszeit nutzen, aber umziehen, wenn die neue Kita steht. Bei dieser Variante müssen alle enger zusammenrücken, die Stadt hat aber auch „Waldkindergruppen“ (beispielsweise im Kaisergarten) eingerichtet, um die Platznot zu lindern. Ein Angebot, das sich nach anfänglicher Skepsis immer größerer Beliebtheit erfreut.

Trotz aller Übergangslösungen: In dem im August startenden Kindergartenjahr 2018/2019 stehen in Oberhausen 5607 Betreuungsplätze für über Dreijährige und 1962 Plätze für unter Dreijährige zur Verfügung. Damit fehlen 21 Plätze für Kinder über drei und 50 für Kinder unter drei Jahren. Die Stadt ist jedoch zuversichtlich, den Rechtsanspruch erfüllen zu können. Weil sich immer wieder freie Plätze auftun durch Umzüge oder weil Eltern doch lieber auf einen Platz in ihrer Wunscheinrichtung warten und ihre Anfrage zurückziehen