Oberhausen. Basilikum und Co. vom Dach des Oberhausener Jobcenters werden ab sofort auf dem Wochenmarkt verkauft. Andere Erfolgsmeldungen stehen noch aus.

Kräuter aus dem Oberhausener Dachgewächshaus auf dem Jobcenter sind ab sofort auf dem Wochenmarkt zu haben. Der Betreiber des Dachgartens hat nicht nur die erste Ernte von Basilikum, Petersilie, Minze und Rucola eingefahren – er kann auch den ersten offiziellen Vertriebspartner präsentieren: Fabian Stenkamp verkauft mit seinem Team vom gleichnamigen Geflügelhof in Borken die Produkte vom Jobcenter-Dach ab sofort an seinem Stand. Bei anderen Fragen gibt es dagegen noch keine Erfolgsmeldungen.

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So läuft beispielsweise noch die Suche nach künftigen Betreibern. Im Frühling, so der Wunsch der Stadt, sollen die Produkte aus dem Dachgarten auch in einem Café im Erdgeschoss des Jobcenters verkauft werden – in verarbeiteter Form als Pesto, Smoothie oder Salat. Doch noch fehlt ein Gastronom, der das Geschäft übernehmen möchte.

Auch essbare Blüten der Kapuzinerkresse wachsen im Dachgarten auf dem Jobcenter. Die Wurzeln gedeihen prächtig – auch ohne Erde.
Auch essbare Blüten der Kapuzinerkresse wachsen im Dachgarten auf dem Jobcenter. Die Wurzeln gedeihen prächtig – auch ohne Erde. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Auch ein neuer Betreiber des Gartens selbst ist noch nicht in Sicht. Einen Leerstand muss aber niemand fürchten: Der Gartenbaumeister Dieter Exner aus Blankenfelde bei Potsdam hat das Gewächshaus nicht nur gebaut, er betreibt es derzeit auch im Auftrag der Stadt. Geplant war ursprünglich, dass er das Gewächshaus Anfang 2020 in die Hände eines neuen Betreibers gibt. „Doch wenn sich niemand findet, mache ich auf jeden Fall weiter“, verspricht er.

Pflanzen gedeihen prächtig

Zu sehr ist ihm das Projekt offenbar ans Herz gewachsen. 40 Jahre nach seinem Meistertitel „durfte“ er ein solch innovatives Projekt leiten. „Darauf bin ich stolz.“ Er ist nicht nur vom gärtnerischen Erfolg überzeugt – die Pflanzen gedeihen sichtlich prächtig. Er glaubt auch fest an den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Seinen ersten Abnehmer für die Pflanzen musste er nicht einmal überzeugen: Fabian Stenkamp hat seinerseits aktiv Kontakt zu Exner aufgenommen, weil er Interesse an den Salaten und Kräutertöpfen hatte.

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„Nachhaltige Produkte sind bei uns schon lange ein Thema“, erklärt Stenkamp. Kunden fragten immer öfter gezielt nach Lebensmitteln aus der Region. „Und hier wachsen die Produkte in Sichtweite, besser geht es doch nicht.“ Mit 2,50 Euro pro Topf sind die Pflanzen teurer als vergleichbare Bio-Kräuter vom Discounter und aus dem Supermarkt. Auch für Händler Stenkamp liegen Basilikum und Co. im Einkauf „etwas über dem Durchschnitt“. Angesichts der hohen Qualität sei der Preis aber angemessen.

Vorbild für Projekte in aller Welt

Treppenhaus hell erleuchtet

Beim Ortstermin auf dem Altmarkt gibt es Kritik von Anwohnern: Das Licht des Dachgartens scheine zu hell, Mieter könnten nicht mehr schlafen. An die Ankündigung, um 19 Uhr das Licht auszuschalten, halte sich die Stadt nicht, so der Vorwurf.

Doch das Problem scheint bereits gelöst: Nicht der Dachgarten, sondern das Treppenhaus war nachts hell erleuchtet. Grund: Die grünen Notausgangs-Leuchten waren noch nicht installiert, das Treppenhaus musste daher aus Sicherheitsgründen beleuchtet werden. Doch nach Aussage der OGM sind nun alle Schilder installiert.

Für angemessen hält Hartmut Schmidt indes auch das anhaltende Medien-Interesse für den Dachgarten. Der Geschäftsführer des Oberhausener Gebäudemanagements unterstreicht noch einmal die „Vorreiterrolle“, die Oberhausen einnehme. Der Dachgarten diene als Vorbild für innovative Entwicklungen auf der ganzen Welt. Er ist sich sicher: Noch sorge das Gewächshaus nur in der Region für Furore, wenn es weiterhin gut laufe, könne man den Erfolg schnell auch deutschlandweit, europaweit, ja sogar weltweit hinausrufen.

Wie berichtet dient das Gewächshaus nicht nur dem Anbau von Obst und Gemüse, sondern auch der Wissenschaft. Forscher des Instituts Fraunhofer Umsicht entwickeln neue Methoden, um in Ballungsräumen ressourcenschonend Lebensmittel anzubauen. Salatköpfe werden etwa auf eine spezielle Art geflutet, so dass sie nur ein Prozent der Erde benötigen, die sie andernorts zum Wachsen gebraucht hätten. Die Pflanzen werden mit aufbereitetem Regenwasser gegossen, zum Heizen wird die Abwärme des Gebäudes genutzt.