Oberhausen. Für ein neues Projekt lässt die WBO bis zu 15 Meter lange Spundwände an der Hasenstraße in die Erde rammen. Das spürt auch die Nachbarschaft.

Die Erde vibriert derzeit rund um die Hasenstraße in Klosterhardt – und das aus gutem Grund: Die Stadt investiert rund 1,5 Millionen Euro in die Modernisierung der Oberhausener Kanalisation. Hier entsteht bis zum September 2020 ein unterirdisches Rückhaltebecken, 40 Meter lang und 15 Meter breit. In dieser Woche werden bis zu 15 Meter lange und jeweils zwei Tonnen schwere Spundwände für das Projekt in eine Wiese Erde gerammt. Die Folge: Vibrationen und Schwingungen im Umfeld der Baustelle.

Die Baustellenmanager der WBO haben die Nachbarn im direkten Umfeld mit Infozetteln und auch in einzelnen persönlichen Gesprächen über die Arbeiten informiert. Gleichwohl gab es bereits einen Bürger, der wutschnaubend auf die Baustelle zustürmte und sich über die aus seiner Sicht allzu heftigen „fürchterlichen Erschütterungen“ beim Rammen der ersten Spundwände lautstark beschwerte. Dieser Bürger fragte: „Hätte man nicht vorher die Erde abtragen können, um die Spundwände leichter einzusetzen?“

Diplom-Ingenieur Jörg Alders (li.) und WBO-Sprecher Jan Küppers beim Ortstermin mit unserer Zeitung an der Hasenstraße.
Diplom-Ingenieur Jörg Alders (li.) und WBO-Sprecher Jan Küppers beim Ortstermin mit unserer Zeitung an der Hasenstraße. © FFS | Christoph Wojtyczka

Die Antwort der WBO-Fachleute ist glasklar: Nein! Denn die Spundwände sichern das Erdreich ab, um dann den Aushub für das unterirdische Becken vornehmen zu können. Das sei die einzig machbare Lösung, unterstreicht Diplom-Ingenieur Jörg Alders von der WBO. Vorsorglich werden an zwei Punkten die beim Rammen der Spundwände entstehenden Vibrationen und Schwingungen gemessen. Die erlaubten Höchstwerte wurden laut WBO dabei deutlich unterschritten.

Kanalisation soll besser für Starkregen gerüstet sein

Das neue Rückhaltebecken macht die Misch-Kanalisation in diesem Bereich fitter für kommende Starkregen-Ereignisse, die ja immer häufiger auftauchen und zuletzt im Mai und Juni 2016 an vielen Punkten in Oberhausen für Überschwemmungen sorgten. Noch bis zur nächsten Woche wird das Rammen der Spundwände wahrscheinlich andauern, dann beginnt der fünf bis sechs Meter tiefe Aushub des Erdreichs. Es folgen das Betonieren der Sohle für das Rückhaltebecken und schließlich das Betonieren der Seitenwände fürs Becken. Eine Fachfirma aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis führt die Arbeiten vor Ort aus. Die neue Anlage kommt künftig ohne mechanische Vorrichtungen oder manuelle Bedienung aus; wird ein bestimmtes Abwasser-Niveau in der Kanalisation erreicht, fließt das Wasser durch einen Überlauf ins Rückhaltebecken (Fachbegriff: Retensionsbecken).

Kontakt für Anwohner

Zum öffentlichen Kanalsystem in Oberhausen gehören derzeit laut WBO: 526 Kilometer Mischwasserkanäle, 24 Kilometer Regenwasserkanäle, 18 Kilometer Schmutzwasserkanäle, 35 Pumpwerke.

Das ist im Jahr 2017 als Teil des Kanalbauprogramms der Stadt beschlossen worden.

Die WBO bietet eine Kontaktnummer für Anwohner, die Fragen haben: 8578 - 355.

Das Projekt an der Hasenstraße ist Teil eines Großsystems von Walsumermark bis Alstaden, von Lirich bis Borbeck. Das Oberhausener Abwassersystem erreicht beachtliche Dimensionen. Mit einer Gesamtlänge von über 550 Kilometern entspricht die addierte Länge aller Kanäle einer Fahrstrecke von Oberhausen bis Berlin. Über die eigentlichen Kanäle hinaus sind in das System vielfältige, so genannte Sonderbauten integriert. Hierzu zählen auch unterirdische Überlauf- und Rückhaltebecken, wie es nun an der Hasenstraße auf einer Freifläche vor einem Hochhaus entsteht.

Rückhaltebecken werden immer wichtiger

Bei starken Niederschlägen nehmen diese Becken vorübergehend das Regenwasser auf, um einen späteren kontrollierten Abfluss zu gewährleisten. In Zeiten zunehmender Starkregen-Ereignisse werden also gerade diese Auffang- und Reservebecken immer wichtiger. Zugleich wird entlang der Hasenstraße auch das Kanalrohr selbst erneuert. WBO-Sprecher Jan Küppers unterstreicht mit Blick auf die massive Beschwerde des besagten Bürgers, dass der WBO und der ausführenden Fachfirma an einem guten Verhältnis zu den Nachbarn sehr gelegen sei. Man werde die kommenden Arbeiten so schnell wie möglich und für die Umgebung so schonend wie möglich ausführen.

Die Nachbarn sollen also keineswegs das subjektive Gefühl haben, „wie im Bombenkrieg“ zu leben. So drastisch hatte es tatsächlich der wütende Bürger formuliert.