Oberhausen. Experten und Publikum hatten beim Theaterpreis 2019 den gleichen Geschmack: Sie zeichneten „Herodes“-Darsteller Torsten Bauer aus.

Publikum und Jury des Oberhausener Theaterpreises haben auch in diesem Jahr den gleichen Geschmack. Der erste Preis (dotiert mit 3000 Euro) geht ebenso an Schauspieler Torsten Bauer wie der Publikumspreis (2000 Euro). Im Vorjahr hatte es diese Übereinstimmung schon bei Schauspielerin Anna Polke gegeben. Mit einer bunten Bühnenshow führte das Ensemble beim Theaterfest am Samstagabend im Großen Haus in das Programm der neuen Saison ein und sorgte zwischendurch für die Preisverleihungen.

Die Sponsoren des 25. Theaterpreises

Der Oberhausener Theaterpreis wurde in diesem Jahr zum 25. Mal verliehen. Eingeführt wurde er aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Theaters Oberhausen im Jahre 1995. Verliehen wird er vom Verein Freundeskreis Theater für Oberhausen.

Sponsoren sind in diesem Jahr MAN Energy Solutions SE (Erster Preis), die WBO GmbH (Zweiter Preis), die Firma Nockmann & Gerstberger (Dritter Preis), Rosalinde und Erhard Büch (Nachwuchspreis) sowie die Stiftung Kultur und Bildung der Stadtsparkasse Oberhausen (Publikumspreis).

Herrscher und Versager

Zwei Klassiker der Bühnenliteratur, die 2018/19 am Will-Quadflieg-Platz gespielt wurden, standen bei der Preisverleihung damit im Mittelpunkt. Denn Torsten Bauer spielte nicht nur die Hauptrolle des Verkäufers Willy Loman in Arthur Millers Drama „Tod eines Handlungsreisenden“. Er überzeugte auch als Herodes in Oscar Wildes Tragödie „Salome“. Der ließ nach der biblischen Überlieferung bekanntlich den Propheten Johannes den Täufer enthaupten. In Wildes Drama erfüllt er damit die Bedingung seiner Stieftochter Salome, damit sie für ihn tanzt. Torsten Bauer reagierte wortkarg auf die beiden Auszeichnungen, dankte aber allen Kolleginnen und Kollegen für das Zustandekommen der gelungenen Inszenierungen.

Schauspielerin Ronja Oppelt singt die „Ballade für alle Menschen, die gern zuhause sind, ohne zu wissen wo“.
Schauspielerin Ronja Oppelt singt die „Ballade für alle Menschen, die gern zuhause sind, ohne zu wissen wo“. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Den zweiten Preis (2000 Euro) sprach die Jury Schauspielerin Ronja Oppelt zu. Sie spielte nicht nur in „Salome“ in die Rolle der verruchten Prinzessin. Die Auszeichnung erhielt sie auch dafür, dass sie sich mit Hingabe in zahlreiche kleinere Auftritte verschenkt habe, zum Beispiel in William Shakespeares „Sommernachtstraum“, urteilten die Juroren. Wenig später stand sie schon wieder auf der Bühne und besang „schlaue Frauen“ sowie die „Ballade für alle Menschen, die gern zuhause sind, ohne zu wissen wo“.

Alternatives Theaterprojekt

Keinem Schauspieler, sondern Chef-Ausstatter Demian Wohler wurde der dritte Preis (1000 Euro) zugesprochen. Das Lob der Jury galt unter anderem seinem Beitrag zu dem alternativen Theaterprojekt „Der Verein - Widerstand als Hobby“. Als Regisseur hatte er im Juni das Single-Hochhaus Friedrich-Karl-Straße 4 als Außenspielstätte genutzt und damit, so die Juroren, das Theater in direkten Kontakt mit dem Leben gebracht.

Gleich vierfach macht „Bob der Baumeister“ Werbung für das Theaterprojekt „Was Ihr wollt“, bei dem das Publikum in Auswahl und Inszenierung eines Schauspiels einbezogen werden soll.
Gleich vierfach macht „Bob der Baumeister“ Werbung für das Theaterprojekt „Was Ihr wollt“, bei dem das Publikum in Auswahl und Inszenierung eines Schauspiels einbezogen werden soll. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Der Günter-Büch-Nachwuchspreis (500 Euro) geht in diesem Jahr an Jung-Regisseur und Kostümbildner Jan Friedrich, unter anderem für seinen Mut, dass er in seiner Inszenierung von Federico Garcia Lorcas Tragödie „Bernarda Albas Haus“ die vier darin eingesperrten Töchter der Witwe von männlichen Darstellern habe spielen lassen. Wohler und Friedrich fehlten bei der Preisübergabe.

Appetit auf das neue Programm

Dabei spielten die Verleihungen fast eine Nebenrolle, moderierten Ayana Goldstein und Mervan Ürkmez vielmehr quirlig durch ein Programm, das Appetit auf die Neu-Inszenierungen der beginnenden Saison machen sollte. Zum Beispiel auf Ödön von Horvaths „Glaube Liebe Hoffnung“, dessen Premiere am Freitag, 20. September, von einer jungen Frau im Teufelskreis von Armut und Kriminalisierung erzählt. Oder auf Henrik Ibsens „Peer Gynt“, der Geschichte eines Karrieristen, die in Oberhausen als Musical aufgeführt wird. Wobei das Publikum eifrig dabei mitmachte, die angesagten Schauspiele zu erraten und damit Freikarten zu gewinnen.