OBERHAUSEN. Am Freitag feiert das Theater Oberhausen die Premiere des Dramas Bernarda Albas Haus von Federico Lorca. Die Tragödie endet in der Katastrophe.

In völliger Isolation, fernab aller Triebe und Verlockungen der Außenwelt, leben die vier Töchter von Bernarda Alba. Die Matrone hat sie nach dem Tod ihres Gatten zu einer achtjährigen Trauerzeit verdonnert. Die klaustrophobisch beengte Szenerie markiert den Ausgangspunkt des Dramas „Bernarda Albas Haus“ des Spaniers Federico Garcia Lorca.

Was sich in den anschließenden knapp zwei Stunden auf der Bühne des Theaters Oberhausen entwickelt, ist nichts weniger als ein „eingekapselter Psychothriller“, kündigt Dramaturgin Patricia Nickel-Dönicke an. Das Stück feiert am Freitagabend (5. Oktober) im Großen Haus Premiere.

Kritik am Bild der romantischen Liebe

Was zunächst wirkt wie ein beispielloses Familiendrama, ausgelöst durch eine psychisch gestörte Frau, war im Spanien der 30er Jahre keine Seltenheit: Lorca selbst habe als Junge eine Nachbarin beobachtet, die sich nach dem Tod ihres Mannes der Außenwelt verschlossen habe, erklärt Nickel-Dönicke. Doch es steckt mehr in dem Stück als eine Abrechnung mit der Unterdrückung der Frau: Es ist das Bild der romantischen Liebe, das Lorca kritisiert.

Die Inszenierung halte sich streng ans Original, bleibe aber nicht im Jahr 1936 stecken, erklärt die Dramaturgin. Es bekommt eine neue Atmosphäre. Das Thema der düsteren Unterdrückung bleibt: Mit aller Macht hält Bernarda den Schein von Reinheit und Tugendhaftigkeit aufrecht, verteufelt jegliche Art der Sexualität. Es geht um Abhängigkeiten und Machtstrukturen, um Autoritäten und Geschlechterrollen.

Mit aller Härte kämpft Bernarda um ihre Vorstellung von Moral und Anstand. Nichts darf in ihre Welt dringen. Als doch etwas eindringt – ein potenzieller Ehemann für die älteste Tochter – zerfleischen sich die Schwestern gegenseitig. Der Kampf um Freiheit und Freizügigkeit endet in der Katastrophe.

Bombastisches Bühnenbild

Regisseur Jan Friedrich arbeitet für die Inszenierung mit dem Mittel der Verfremdung. Maskenbildner Thomas Müller dürfte im Vorfeldbesonders viel zu tun gehabt haben. Nicht nur Masken spielen bei dem Stück eine große Rolle, auch die Gestik der Schauspieler steht im Fokus.

Apropos Schauspieler: Während in Lorcas Original kein einziger Mann auftaucht, sind die Oberhausener Rollen allesamt durch Männer besetzt. Einzig La Poncia, die Dienstmagd und einzige Verbindung zur vermeintlich gefährlich-verlotterten Außenwelt, wird mit Susanne Burkhard von einer Frau gespielt. „Das zeigt männliche Machtstrukturen deutlich auf“, erklärt Mervan Ürkmez, der die Rolle der Bernarda Alba spielt. „Es geht um die Rolle. Nicht darum, Frauenfiguren vorzustellen.“

Das System der Unterdrückung kommt auch im Bühnenbild zum Ausdruck. Das sei „bombastisch“, macht Patricia Nickel-Dönicke Lust auf den Besuch der Vorstellung. Es konzentriere sich auf den intimen Kreis der abgeschotteten Frauen, das Außen wird dabei ganz bewusst abgekapselt. Schließlich soll es vom Geschehen innerhalb der Gruppe nichts mitbekommen. Der Schein soll gewahrt bleiben.

>>> Termine und Karten

Die Premiere von Bernarda Albas Haus heute im Theater Oberhausen beginnt um 19.30 Uhr. Einige Restkarten sind noch zu haben. Sie kosten je nach Platzgruppe zwischen 19 und 32 Euro. Weitere Termine in diesem Monat: 6., 12. und 26. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr. Karten kosten zwischen 11 und 23 Euro.

Weitere Termine gibt es auf theater-oberhausen.de. Neben Mervan Ürkmez (Bernarda) spielen mit: Susanne Burkhard (La Poncia), Torsten Bauer (Maria Josefa), Clemens Dönicke (Angustias), Daniel Rothaug (Martirio), Kilian Ponert (Adela), Michael Morsche (Magdalena) und Burak Hoffmann (Pepe el Romano).