Oberhausen. Im dritten Jahr präsentiert sich Oberhausens Jazzfestival vom 6. bis 8. September wieder etwas verkleinert: mit acht Konzerten an drei Tagen.
Echte Jazzer sind Stehaufmännchen und Zen-Meister in der Kunst der Selbstermutigung. Sonst könnten sie ihre Instrumentenkoffer gleich wieder zuklappen. Und so zeigt sich Uwe Muth – kein Musiker, aber mit dem versierten Schlagzeuger und seinem Agentur-Compagnon Peter Baumgärtner der Macher von „Hömma“ – vor der dritten Auflage des Oberhausener Jazzfestivals unverdrossen, und ja, mutig: „Beim dritten Mal wird’s Brauchtum.“
Beim zweiten „Hömma“, im September 2018, glänzte das Programm mit vier vollgepackten Tagen und dem Glamour des internationalen Stars Lizz Wright. „Die Leute standen vorm Theater und bettelten um Karten“, erinnert sich Uwe Muth. Ein Glücksmoment für jeden Impresario. Und doch setzt sich „Hömma“ mit acht Konzerten an drei Festivaltagen von Freitag, 6., bis Sonntag, 8. September, 2019 wieder deutlich kleiner. Es bietet wieder handverlesen exzellente Musiker – aber keinen Weltstar der Szene.
Auftakt wieder im Ebertbad mit seinem feinen Flair
Ein Grund für den Vorjahres-Mut zur Größe war 2018 die Förderung durch die „ecce GmbH“, den Subventionsverteiler für die Kreativquartiere im Revier. „Fürs nächste Jahr“, so Uwe Muth, „sind wir wieder frohen Mutes“. So fehlt denn beim dritten „Hömma“ der Street-Jazz (bis auf eine markante Ausnahme), der umsonst und draußen zum Mitmachen animiert.
Dafür ist gleich zum Auftakt am 6. September das Ebertbad mit seinem feinen Flair – und dem stets mustergültig abgemischten Klang – wieder ein „Hömma“-Schauplatz. Zu hören gibt es ein Lieblingsalbum des unvergleichlich geschmeidigen Berliner Sängers Cosmo Klein: „Marvin Gaye Live at the London Palladium“ ist das große unter den beiden Live-Alben, die der Soul-Superstar mit Jazz-Erfahrung zu Lebzeiten veröffentlicht hatte. Mit einer kleineren Band als einst sein Idol auf der Palladium-Bühne singt Cosmo Klein die Songs jenes „Prince of Motown“, der die konfektionierten Pop-Songs aus Detroit weiter entwickelte zu epischen Werken mit Tiefe und Botschaften.
Am „Hömma“-Samstag, 7. September, gibt’s nachmittags als „Walking Act“ das (dank Minimalschlagzeug) äußerst mobile Trio Bravo: Auf der Centro-Promenade sorgen die Drei von 12 bis 15 Uhr für klangvolle Festival-Werbung. Der Friseursalon „Goldene Schere“ an der Stöckmannstraße 72 bietet zwar nur wenig Platz: Doch dafür kann man sich zur Klavierbegleitung von Manfred Billmann den Bart trimmen lassen. „Aber wer zur Friseur-Session kommt, weiß Uwe Muth über seinen Lieblings-Gig, „der will mitjammen“.
Zweite Chance für Frau und Kontrabass
Der Kombination Frau und Kontrabass geben die „Hömma“-Macher am Samstag-Abend um 19 Uhr im Café der Ruhrwerkstatt, Akazienstraße 103, nach 2018 eine zweite Chance: Mit mächtiger Stimme singt Marlene Meldrum mit klassisch geschulter Stimme die Standards aus dem Great American Songbook zur Begleitung von Stefan Werni. „Kirchliche“ Blasmusik mit Avantgarde-Touch entbieten um 21 Uhr in der Christuskirche an der Nohlstraße die vier „Talking Horns“. Peter Baumgärtner schwärmt von „absoluten Virtuosen“ des Blechs aller Größen (bis zum Sousaphon) und verspricht „Spaß auf höchstem Niveau“.
Aus Dorsten stammt der schon in jüngsten Jahren hochbegabte 27-jährige Pascal Bartoszak, der sein Altsaxophon bereits mit den meisten großen deutschen Big Bands spielte. Folgerichtig studiert er in Köln – bevorzugt fürs große Format – Komposition und Arrangement. Im Gdanska reiht er sich ein ins Quintett der „Jazzkarussell“-Anschieber Eva Kurowski und Dirk Balthaus. Los geht’s zur tiefblauen Stunde um 22.30 Uhr.
Kinga Glyk „könnte es auch in den USA schaffen“
Das Theater am Will-Quadflieg-Platz ist am Sonntag, 8. September, wieder Gastgeber für zwei Konzerte ganz unterschiedlichen Gepräges: Zunächst, um 18 Uhr, musiziert der 55-jährige Roger Hanschel, bekannt aus der „Kölner Saxophon Mafia“ – und zwar mit einem Streichquartett. Kammermusik mit gestärkten Kragen sei aber nicht zu befürchten, beruhigt Peter Baumgärtner: „Die können richtig gut swingen!“
Und einen potenziellen Star der 2020er Jahre können die stolzen „Hömma“-Macher gegen 20 Uhr auch im Theater vorstellen: Die erst 22-jährige Kinga Glyk gab mit ihrem E-Bass bereits ein Doppelkonzert an der Seite des 60-jährigen Funk-Superstars Marcus Miller. „Sie könnte es auch in den USA schaffen“, meint Peter Baumgärtner. Und Uwe Muth verweist auf Charme und Bühnenpräsenz der jungen Polin, deren Heimatland als Hotspot des europäischen Jazz für höchste Ansprüche bürgt.